Eine Band kann auf dem Studio-Album noch so gut sein. Ihre wahren Qualitäten kommen aber erst live rüber. Dann, wenn sie losrockt, zeigen sich ihre Fertigkeiten an den Instrumenten und noch mehr am Mikrofon. REAMONN bieten mit ihrer neuen DVD „Raise Your Hands“, auch als Audio-CD erhältlich (siehe Review), einen authentischen Eindruck ihres Könnens. Der Mitschnitt des Konzertes im Kölner Palladium gibt die Band so wieder, wie der Fan sie gewohnt ist: Spielerisch einwandfrei, ein charismatischer Rea Garvey am Mikro und eine nüchterne, aber treffende Bühnenshow. Gelegenheit genug, ihre Bühnenpräsenz unter Beweis zu stellen und dabei Erfahrung zu sammeln, hatten die Romantik-Rocker. Keine Stage war den fünf Jungs zu klein. Sie legen auch nicht dieses Stargehabe an den Tag. Da kann es schon mal vorkommen, dass Rea Garvey bei einem Gartenfest ans Mikro tritt, die Gitarre schnappt und dahin trällert. Ohne, dass er sich den Festlebesuchern aufdrängen muss und gleich losbrüllt, er sei der Sänger von REAMONN. Im Zweifelsfall interessiert sie es auch nicht. Vor allem in ihren heimatlichen Gefilden treten die Musiker gerne auf, in fast jedem Ort am Bodensee gaben sie schon ihr Stelldichein. Gut so.
Jedes Stück dieser fast zweistündigen DVD ist ein Hit. Nur zwei Mängel, die den Fan aber nicht weiter stören werden: Durch die Direktabnahme der Musik kommt ein Eindruck von der Stimmung des Publikums zu kurz; und Produzent Volker Steinmetz hätte auf die Szenenauswahl von den Fans vor der Bühne ein größeres Augenmerk legen sollen, um mehr Sphäre und damit mehr Live-Impressionen zu schaffen. Generell muss man aber sehen, dass es bei DVDs immer so eine Gratwanderung ist. Entweder ist der Sound einwandfrei, dann kann es zu Abstrichen wie eben beschrieben kommen. Oder aber, der Sound ist so bekifft, dass man noch die Unterhaltung von Ernst und August über die Qualität des Bieres in der Halle mitbekommt. Alles schon da gewesen. In diesem Sinn ist die DVD der Süddeutschen REAMONN gelungen.
Als Bonus gibt es eine zweite DVD mit allen bisherigen Videos von REAMONN, Tourimpressionen, einer ausgedehnten Fotogalerie, wie das Video „Josephine“ entstand sowie Eindrücke vom Trip der Truppe durch Irland, Rea Garveys Heimat. Nur die Stellungnahmen der einzelnen Bandmembers über die jeweils anderen sind zu ausgedehnt und kommen dadurch leicht gekünstelt rüber – obwohl das vielleicht keine Absicht gewesen sein mag.