CHRIS CAFFERY - Faces
Label: Black Lotus
Chris Caffery, Saitenhexer von Weltrang im Dienste von Bands wie SAVATAGE, CIRCLE II CIRCLE oder auch dem TRANSIBIRIAN ORCHESTRA gedenkt wohl mit seinem ersten Soloalbum aus dem riesigen Schatten seines Mentors und SAVATAGE-Chefs Jon Oliva zu treten, und (ausnahmsweise)auf dessen Hilfe in Bezug auf das Songwriting zu verzichten: Caffery war augenscheinlich vielmehr bestrebt, ein Album auf den Markt zu bringen, das unverkennbar seine Handschrift trägt, und nicht zwingend sämtliche SAVATAGE-Trademarks aufweisen muss. (Was beim CIRLCE II CIRCLE-Debut ob des Mitwirkens von Oliva nämlich sehr wohl der Fall war.)

Bedingt durch das Faktum, dass SAVATAGE derzeit pausieren, und deren Zukunft generell ungewiss ist, juckte es Caffery offensichtlich in den Fingern, sein liebstes Werkzeug in die Hand zu nehmen, und seine Ideen sowie seine Gefühl zu vertonen, und den Fans zugänglich zu machen. Auch wenn der mittlerweile 37-Jährige mit Sicherheit willens war, seine eigenes, unverkennbares musikalisches Erscheinungsbild zu schaffen, schimmern selbstverständlich doch auch Einfüsse von seiner eigentlichen Hauptband durch. Denn: Es scheint wohl auch ein Ding der Unmöglichkeit sein, in all den Jahren als unmittelbar Beteiligter nicht von dieser Ausnahmecombo geprägt zu werden.

Signifikant ist allerdings, dass Caffery eine wesentlich härtere Schiene bevorzugt, denn der Sound fällt am ehesten wohl in die Kategorie Power Metal, wie ich meine. Dementsprechend kernig-treibender sowie unmelodiös-roh fällt die Musik nämlich primär aus. Was übrigens auch für die Gesangsarbeit gilt, für die Caffery höchstpersönlich verantwortlich zeichnet, welche weitaus aggressiver und schlicht rauer ausfällt, als man es von den letzten SAVATAGE-Platten gewohnt war, und was den Stücken natürlich einen ureigenen Touch verleiht.

Besonders Track Nummer vier, "Pisses Me Off", fällt durch wuchtige Riffs sowie wütend-leidenschaftliche Vocals (Der Titel deutet dies ja schon an!) aus dem Rahmen, und wäre in dieser Form wohl bei SAVATAGE undenkbar. Dass sich bei Caffery hinter einer harten Schale doch ein weicher Kern verbirgt, belegt beispielsweise "Remember", das durchaus Melodieanteile in hohem Maße in sich birgt, und dadurch natürlich dem Abwechslungsreichtum förderlich ist. Mit "Music Man" sowie "Never" sind auch zwei durchwegs gelungene, teils akustische Balladen enthalten.

Setzten SAVATAGE in den vergangenen Jahren eher auf eingängig-bombastische Rocksongs, so dominiert auf dem Solowerk ihres Gitarristen fast schon die Grenze zur Sparte (Old-School) Thrash Metal überwindende Riffgewitter mit unzähligen Soloeinlage des Meisters himself. Bei den technischen Fähigkeiten, die sich Caffery im Laufe der Jahre angeeignet hat, vermag es auch nicht zu überraschen, dass durchaus auch Experimenten Platz gewährt wurde.

Was die Gesangsleistung angeht, so ist festzuhalten, dass Caffery zwar ein passabler Sänger ist, die Herren Oliva, Zack Stevens und Co. ihm die Latte aber äußerst und vielleicht so gar zu hoch legen. Caffery verfügt eher über eine rauchige, tiefe Stimme, was natürlich wieder einmal die Fanlager spalten könnte, denn gegen die allseits bekannten Goldkehlen der obersten Power Metal-Liga kann er nicht wirklich anstinken, andere wiederum finden gerade an solchen Gesangsdarbietungen besonderen Gefallen.

Insgesamt hinterlässt "Faces" einen durchaus posititven Eindruck (Die zweite CD "God Damn War" liegt mir leider nicht vor!), denn die beteiligten Akteure (unter anderem Jeff Plate am Schlagzeug) weisen sich freilich als wahre Könner an ihren Instrumenten aus, und Caffery, der bewusst seinen Emotionen freien Lauf lässt, ist auch mit dem nötigen Talent ausgestattet, klangvolle Songs zu kreieren.

Dennoch handelt es sich bei "Faces" nicht um das eventuell zu erwartende Meisterwerk des blonden Flitzefingers, da dazu das Songmaterial in meinen Augen einfach nicht ausreichend hochwertig, vielleicht auch zu schwer zu zugängig (Refrains, Melodien...), und somit auch nicht vollends konkurrenzfähig ausfällt, um am Thron führender Bands zu sägen, aber ein gutes Werk ist es allemal geworden, der Einstand von Chris Caffery. Manche Fans werden vielleicht doch von einer Meisterleistung sprechen, denn auch hier gilt: It`s a matter of taste......

www.chriscaffery.com


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Alas
2. Faces
3. Fade Into The X
4. Pisses Me Off
5. Remember:
6. The Fall Music Man
7. Life, Crazy Life!!!
8. The Mold
9. Bag O¸ Bones
10. Evis Is As Evil Does
11. Never
12. So Far Today
13. Jealousy
14. Preludio
15. Abandoned
Gesamtspielzeit: 76:47

Hutti
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Beitrag vom 30.11.2004
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