Über richtig gute Alben lässt sich nun mal nicht viel schreiben, die sind einfach gut! Ihr ahnt, worauf ich hinaus will, und jawohl, THE TANGENT gehören zur besagten Klientel – auch wenn man keinen Jazz mag.

Tatsächlich besteht die zweite Scheibe des Prog-Konglomerats gleichberechtigt aus Jazz und eben Prog-Rock in seinen vielfältigsten Ausprägungen: etwas Folk-Prog à la späte JETHRO TULL, feinste Endsiebziger KING CRIMSON-Ware und überepischen, typischen FLOWER KINGS-Stoff, an die THE TANGENT Roine Stolt-bedingt sowieso am ehesten erinnern. Wodurch sich das Septett allerdings von den KINGS leicht unterscheidet, ist die durchgehende Relaxtheit der fünf Tracks und die noch reichere Instrumentierung, allein solch klangvielfältige Keyboards waren auf einer Scheibe selten vereint und das nicht penetrante Saxophon kommt für mich einem Präzedenzfall gleich. „Skipping The Distance“ fasst sämtliche, oben aufgelisteten Trademarks am komprimiertesten zusammen, obwohl der Song mit knapp neun Minuten Spielzeit eher kurz geraten ist.
Sehr schön anzuhören sind ebenso die gelegentlichen Reminiszenzen an vorherige Tracks, deren Soli und Melodien in späteren Songs sehr überraschend variiert werden, was „The World We Drive Through“ gar eine gewisse Kompaktheit verleiht, die sich letztendlich dafür verantwortlich zeichnet, dass die Scheibe kein unergründliches Sammelsurium aus Einfällen und Ambitionen geworden ist, was wiederum angesichts der Ideenfülle keinem Wunder gleichkäme. Was weiterhin nicht umgangen werden kann, ist die eigenartige Wärme, die die Kompositionen abstrahlen, was dem Gesang, den schönen Basslinien und der fabelhaften Produktion anzurechnen ist. O.K., das war schon alles, ach ja, das Artwork ist ebenfalls vom Feinsten…