Rechzeitig vor den Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten am 2. November schieben Fat Wreck Chords aka Labelboss Fat Mike noch schnell eine zweite Ausgabe von „Rock Against Bush“ nach. Dies vor allem deshalb, da Volume 1 sich am Markt durchaus bewährt hat. Volume 2 bleibt beim bewährten Konzept: einerseits eine prall gefüllte Compilation (28 Bands mit großteils raren oder unveröffentlichten Songs) und andererseits auch eine DVD mit Videos (etwa von NOFX, ALKALINE TRIO oder BAD RELIGION), amerikanischem Kabarett und Ausschnitten aus politischen Dokumentationen, die diesmal etwas ausführlicher ausgefallen sind, und das zu einem beinahe unschlagbaren Preis.
Das Booklet bietet unter anderem 20 weitere, mehr oder weniger zwingende Argumente, um Bush zu hassen, sowie eine Zitatesammlung von internationalen Politikern zum Thema Bush. Dass gerade hier beispielsweise Wladimir Putin zu Wort kommt, stößt sauer auf, da ist der missionarische Eifer mit Fat Mike wohl ein bisschen durchgegangen - so etwas muss nun wirklich nicht sein. Aber schließlich werden wir ja schon in der Presseinfo zum Thema Ausverkauf und Glaubwürdigkeit gebeten: “Push petty scene politics aside for a second and think of the reward.“ Nun ja, versuchen wir's mal und konzentrieren uns auf die Musik.
Wie auch bei der Vorgängercompilation, ist das Feld der vertretenen Bands breit gestreut. Jedenfalls aus der Reihe fallen NO DOUBT, deren Beitrag als unaufregend zu bezeichnen ist, YELLOWCARD, die eine poppige Ballade beigesteuert haben sowie die FOO FIGHTERS. Letztere haben sich jedoch dem vorherrschenden Genre angepasst und präsentieren einen ungewohnt heftigen und schnellen Song, der eigentlich viel zu schnell wieder vorbei ist. Dass sie hier vertreten sind, wundert eigentlich nicht weiter, schließlich ist Bandleader Dave Grohl als eifriger Kerry-Wahlwerber in den USA unterwegs. Auch THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY würde einem nicht gerade zum Thema Fat Wreck Chords einfallen, gerade aber durch ihren aufdringlichen Aktivismus passen sie auf diese Compilation wie die Faust aufs Auge. Ihr musikalischer Beitrag (scheinbar ein Überbleibsel von der neuen Platte) ist - wie könnte es auch anders sein - durch und durch gelungen und geht direkt ins Tanzbein.
Teilweise können auch die etablierten Big Player überzeugen - etwa GREEN DAY, deren Weg zurück zu den Wurzeln dem Sound sehr zuträglich war. „Favorite Son“ bietet schöne Melodien im für GREEN DAY-typischen Stil. Auch BAD RELIGION zeigen sich einmal von der variantenreicheren Seite.
Den unterunterdurchschnittlichen Frauenanteil können dann auch die sehr bemühten und gar nicht mal so schlechten SLEATER KINNEY nicht mehr wirklich heben, schade. Erwähnenswert dannn noch SUGARCULT, THE UNSEEN und USELESS ID, die aus der Masse der Bands hervorstechen.
Ansonsten gibt's hauptsächlich Altbewährtes und kaum Überraschungen (unter anderem bei den MAD CADDIES, den DROPKICK MURPHYS oder HOT WATER MUSIC). Dass sich NO USE FOR A NAME mit „Fields Of Agony“ schon wieder im akustischen Terrain versuchen, ist nicht unbedingt ein Vorteil - solche Heul- und Sülznummern gibt es schon zu Genüge.
Angesichts der Tatsache, dass sich die Fehlinformationen über die Regierung Bush und ihre Taten in Europa eher in Grenzen halten und generell eher eine amerika-skeptische, wenn nicht gar -feindliche Stimmung vorherrschen zu scheint, ist der aufklärerische Ton dieser Compilation wohl verfehlt - für ein kurzweiliges und unterhaltendes, da abwechslungsreiches Vergnügen reicht es allerdings allemal.