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SKINNY PUPPY - The Greater Wrong Of The Right
Label: Steamhammer / Spv |
Um wirklich überzeugenden, harten EBM spielen zu können, sollte man schon Kanadier sein, bevorzugt mit Wohnort Vancouver und Umgebung. Zusammen mit dem nahe gelegenen Großraum Chicago versorgt die Stadt den Rest der Welt seit Anfang der Achtziger mit Elektropionieren wie MINISTRY vor allem auf amerikanischer Seite und FRONTLINE ASSEMBLY und eben SKINNY PUPPY auf kanadischer, um jetzt mal lediglich grob an der Oberfläche dieser Szenerie zu kratzen. Wobei noch angefügt werden sollte, dass die nördlicheren Nordamerikaner stets die etwas reinere, unmetallischere Electric Body Music produzierten; politisches Gewissen, materialisiert in Texten, zeichnet hingegen alle Genannten aus.
Zum Wesentlichen: Die neue SKINNY PUPPY kann man bedenkenlos kaufen. Nach dem genretypischen Drogentod Dwayne Goettels 1996 erbat sich das überlebende Duo Key/Ogre ganze acht Jahre Bedenkzeit bis man sich an einen neuen Longplayer wagte (mal abgesehen von der 2000er Live-CD). Logisch, dass nach acht, mit diversen Soloprojekten verschwendeten Jahren, nur etwas extrem Ausgereiftes wie „The Greater Wrong …“ rauskommen konnte - für mich die beste Genrescheibe seit FLAs „Millenium“ (1994). Das insgesamt neunte Studiowerk klingt so zeitlos wie solche Musik nur klingen kann, vielleicht etwas zu sehr Mid-Tempo, aber garantiert nicht eintönig. Das Eröffnungstrio an Songs ist das SKINNYübliche, tanzbare Sammelsurium aus Beats, Samplegitarren und Stimmverzerrern mit Hitpotenzial, verdammt dynamisch und so fett produziert wie ein Zuchtblauwal. Ab „Neuwerld“ regiert dann die Nachdenklichkeit: Langsam und irgendwie lauernd quält sich der Song zur absolut abgefuckt gesungenen Refrainclimax „Neuwerld order“ – Politikverdrossenheit en nature. Mit fortschreitender Dauer werden die Vocaleffekte subtilst spärlicher eingesetzt und die Beats spürbar verlangsamt, was zum Beispiel „Ghostman“ eine ungeahnte Ernsthaftigkeit verleiht, „Downsizer“ hingegen eine zynische, leicht gotische Atmosphäre, währenddem „Past Present“ eher in GOAmäßigen Sphären entführt. Für „Use Less“ hat sich das dynamische Duo mit TOOLs Danny Carey und Wayne STATIC(-X) verstärkt, und siehe da: Mit Hilfe der beiden entstand der eingängigste Song des Albums, was vielleicht auch am LINKIN PARKschen Refrain liegen könnte. „Goneja“ verfügt über eine souveräne Relaxtheit, wie sie sonst DEPECHE MODE eigen ist, und einen richtig exzentrisch verzerrten Rap-Part, der fantastisch funktioniert. Einen Rest Aggressivität haben sich PUPPY für den Rausschmeißer aufgehoben, der Drum & Bass-Bombast mit luftigen Synthies fusioniert und den Hörer leicht verstört zurücklässt.
www.skinnypuppy.com
Beitrag vom 30.09.2004 Zurück
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