LICHT- UND SCHATTENSAITEN - Geschichten Vom Tag
Label: Eigenproduktion
LICHT- UND SCHATTENSAITEN: seltsame-schöne Tonkunst, so könnte man dieses Album nennen. In Jahresabschnittsschritten bringt Stefan Johannes, seines Zeichen Mastermind bei LICHT- UND SCHATTENSAITEN, seine Alben heraus. Nach "Titan Made" und "Der Sturm vor der Ruhe" wartet der experimentelle Künstler 2003 mit "Geschichten vom Tag" auf. Von Album zu Album ist eine Steigerung zu vernehmen, so auch dieses Mal. Nach wie vor fasziniert der Solomusiker durch das Einspielen sämtlicher Instrumente und die Wanderungen, Hand in Hand, von Gitarre und Bass. Zusätzlich finden auch Panflöte und Cello ihren Einzug aufs Album, wobei letzteres von einem Gastmusiker namens Xaver Wagner gespielt wurde. Die verbesserten Fertigkeiten merkt man nicht nur am Sound, sondern auch am Drumming. Allerdings ist der Sound dieser Eigenproduktion natürlich noch relativ weit von regulären Studioproduktionen entfernt. Was die Musik von LICHT- UND SCHATTENSAITEN so interessant macht, ist ihre Eigenständigkeit, die Experimentierfreude. Allerdings sind das Resultat sehr oft für mich nicht nachvollziehbare Melodiestrukturen, die zu schräg und unharmonisch aufgebaut werden. Meiner Meinung nach fand nach "Titan Made" ein Bruch statt, da das erste Output von den Melodien her noch gewöhnlicher und für meine Ohren "normaler" ist. Aber gleichzeitig vermag "Geschichten vom Tag" mehr Energie zu versprühen und den Hörer mitzureißen. Black Metal-Elemente treffen auf akustische Spaziergänge, wüste Eruptionen auf seufzende Ruheaugenblicke. So wirr manche Melodien auch sein mögen, so zielstrebig wird man auch in ihren Sog gezogen. Was mich begeistert, ist nicht nur das Hörbare, sondern auch Stefan Johannes Background: Es kommen auf dem Album zahlreiche E- und Akustikbässe und Gitarren zum Einsatz, manche davon sogar von ihm selbst gebaut.

Das wichtigste beim Hören von LICHT- UND SCHATTENSAITEN ist die Bereitschaft, eine Reise in sehr eigenständige Welten anzutreten. Es macht nicht viel Sinn, das Album nebenbei laufen zu lassen, im Auto, im Stress des Alltags. Die Musik mit ihren Gefühlen, den verträumten Seiten, den poetischen Texten kommt am besten zur Geltung, wenn man sich eine Flasche Wein öffnet und mit Discman im dunklen Zimmer sich voll und ganz den Klängen hingibt. Anfangs ist der Zugang schwer zu finden, zu seltsam klingt alles, aber nach und nach taucht man in LICHT- UND SCHATTENSAITEN ein, fühlt sich dort befremdet und doch wohlig geborgen. Dieses Eintauchen hat mir am Vorgänger "Der Sturm vor der Ruhe" noch gefehlt, doch auf "Geschichten vom Tag" ist es das, was das Album so interessant macht.
Überhaupt spielt Stefan Johannes mit einem Wechselbad der Gefühle, bei manchen Riffs möchte ich die CD am liebsten abschalten, weil die Musik schlichtweg nervt, doch just in dem Moment zieht mich ein anderes Riff in seinen Bahn, fasziniert mich eine ausdrucksstarke Stelle und nimmt mein Ohr und Gefühl gefangen. Neben "Festung" ist der Schlusssong "Es war einmal" noch erwähnenswert, der mich persönlich bewegt: "Es war einmal ein Jüngling,
der schlief, und schlief, und schlief, und schlief. Denn schlief er nicht, so weinte er, denn schlief er nicht, so weinte er...Es war einmal ein Jüngling,
der schlief, und schlief, und schlief, und schlief."

Die vielseitigen musikalischen Momente finden meines Erachtens nach in "Festung" ihren Höhepunkt, das rein akustisch und instrumental gehalten ist und mit wunderbar-schönen und melancholischen Arrangements fasziniert. Für Freunde von eigenständiger Musik mit künstlerischem Ausdruck, die das gewisse Etwas suchen, das Bands wie DORNENREICH oder TENHI verströmen, ein Geheimtipp!

www.licht-und-schattensaiten.de


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Rückblick
2. Durch Flammen Und Eis
3. Silbersee
4. Nachklang
5. Festung
6. Sterben
7. Geschichten Vom Tag
8. Neuer Beginn (Frühlingsbeginn)
9. Es War Einmal
Gesamtspielzeit: 43:06

Leander
Weitere Beiträge von Leander

Weitere Beiträge über LICHT- UND SCHATTENSAITEN


CD-Bewertung
0 Stimmen [LESERCHARTS]
Deine Bewertung:
  



War diese Kritik hilfreich?
0 Stimmen
Deine Bewertung:
  


Beitrag vom 27.09.2004
Zurück


Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: