"Der Sturm vor der Ruhe" ist das zweite Album von LICHT- UND SCHATTENSAITEN, 2002 erschienen. Metallischer als der Vorgänger zeigt die Musik schon die Form auf, die auf aktuellen Outputs des Solokünstlers Stefan Johannes zu hören ist.
Es ist schon schwierig, LICHT- UND SCHATTENSAITEN zu hören, aber noch schwerer ist es, sie zu beschreiben. Dazu muss man gewöhnlichen Metal vergessen, Instrumente in ihrer Reinform nehmen und jede Menge Experimentierdrang mit Kunst in ihrer ursprünglichsten Art vermischen. Stefan Johannes, der Gitarre, Bass und Schlagzeug selber einspielt, setzt vor allem auf ein Miteinander von Bass und Gitarre, wobei der Bass enorm viel Spielraum bekommt. Basis jedes Songs sind aufbauende Melodien, die unkonform Tonfolgen aneinanderreihen, die stellenweise ins Disonantische übergehen. Auf jeden Fall wird äußerst eigenständige und ungewöhnliche Musik geboten, die in kein Schema passt und dies wahrscheinlich auch zu umgehen versucht. Der Gesang verläuft genauso vielschichtig wie die Musik an sich, Gesprochenes, Gekreischtes (teilweise stimmlich an EISREGEN erinnernd), Chorgesang wie bei "Im Mondenlicht". Auf der einen Seite ist es Stefan Johannes hoch anzurechnen, dass er als Autodidakt alles inklusive Drums selber spielt, auf der anderen Seite hört man aber, dass er noch recht einfach spielt und seine Art des Drumming sich in vielerlei Belangen von gewöhnlichen Metalalben unterscheidet.

Was LICHT- UND SCHATTENSAITEN auszeichnet, ist die Ursprünglichkeit des Musikmachens, ein Ausdrücken seines Ichs, ohne festgefahrene Regeln wie etwas zu klingen hat. Ein vollständiger Spiegel, ein wahrer Kern, ohne wenn und aber. Besonders die Texte wissen zu gefallen und verleihen "Der Sturm vor der Ruhe" einen enorm künstlerischen Touch. Die CD vereint frische Verspieltheit mit dem Beigeschmack einer noch nicht ausgegoren wirkenden Produktion: Die Drums sind viel zu leise, oft fehlt die Snare (was aber sicher geplant ist), die verzerrten Gitarren quietschen. So kann man einige interessante Seiten ausmachen, aber leider sind auch einige Unausgewogenheiten und Seltsamheiten zu finden.

Mit anderen Bands kann man LICHT- UND SCHATTENSAITEN nicht vergleichen, dazu ist die Musik zu eigen. Empfehlenswert ist das Album am ehesten für Liebhaber von grenzenlosem, künstlerischem Ausdruck.