DISGUISE sind dieses Mal eine noch vertraglose Black Metal Band aus Italien, dem Land, das zurzeit in Sachen schwarzmetallischer Kriminalität den Skandinaviern den Rang abläuft, wobei von schwarzmetallischer Musikalität, zumindest im Underground, eher weniger die Rede sein kann, die fantastischen PROMAETHEUS UNBOUND mal ausgenommen. Und wenn eine Band wie DISGUISE nationale Nachwuchswettbewerbe gewinnt, wird der Grund für die Misere allmählich klar: Man ist zu anspruchslos oder bringt im sonnigen Italien einfach nicht den nötigen Ernst für Black Metal auf. Aber damit tue ich den Jungs mindestens zur Hälfte unrecht, denn der Anspruch ursatanisches Gedankengut (jawohl, Gedankengut) mit entsprechenden antiklerikalen Thesen Nietzsches textlich und konzeptuell in Einklang zu bringen, hebt sich doch wohltuend von der üblichen lyrischen Gehirnwichse des Genres ab.

Nutzt jedoch nix, wenn die Musik scheiße ist!

Das anachronistische Quintett hat sich auf eine rauere Variante von DIMMU BORGIR Mitte der 90er eingeschossen; „Human Primordial Instinct“ ist die zweite Veröffentlichung nach der Debut-Mini von 2001. Größtes Manko sind die unsouveränen, theatralischen Keys, die jedes Suggerieren etwaiger Härte ad absurdum führen. Dazu keucht und bellt sich der so genannte Shouter Vastator Mentis kraftlos durch die Dreiviertelstunde gut produziertes Chaos, welches nur sehr selten Songstrukturen erahnen lässt, meist blastet und orgelt man sich recht planlos durch die sieben Kompositionen, wovon der Rausschmeißer nicht mehr als ein Riff, einige Akkorde, ein bisschen Gegrunze und Hellraisersches Kettengerassel darstellt. Lediglich Song nummero uno taugt was, hat fiese Riffs am Start und wurde anständig arrangiert. In der Folge lässt man sich vom schlechtesten DIMMU BORGIRs inspirieren, beziehungsweise borgt sich ganze Passagen, so geschehen bei „Scared On Leaving Deceit“.