EYE OF BETRAYER - Reflections Of Despair
Label: Eigenproduktion
Bei EYE OF BETRAYER handelt es sich um Gothic/Black Metal aus Wels. EYE OF BETRAYER sind Oliver (Vocals), Viktoria (Vocals), Jürgen (Gitarre), Stefan (Bass), Budi (Keyboard) und Clemens (Drums). EYE OF BETRAYER existieren schon länger. EYE OF BETRAYER spielten schon zahlreiche Gigs. EYE OF BETRAYER rockten schon etliche Male die Hallen. Aber etwas fehlte: Ein Album! Doch nun hat das Warten ein Ende und die Welser Gothic/Black-Formation liefert mit "Reflections Of Despair" ihr langerwartetes Debutalbum ab.

Für mich als EYE OF BETRAYER-Experten, möchte ich schon fast sagen, der die Band schon endlose Male live erlebt hat, war es natürlich besonders spannend, zu hören, wie die Songs, die man bisher nur live gehört hat, auf CD klingen. Nach dem Intro "Intruder", auf dem Keyboarder Budi seine Tasten spielen lässt, geht es mit "Saviour Syndrom" so richtig los. Sofort erkenne ich die Songs, denen ich sonst im Fred Sega, Schl8hof, auf dem MFG-Festival oder sonstwo beigewohnt habe. Für alle, die EYE OF BETRAYER nicht kennen, ist die Band am besten als eine Mischung aus Gothic- und Black Metal zu beschreiben. So verbindet man gekonnt Gothic Metal-Elemente ala TRISTANIA oder SIRENIA mit keyboardlastigem Black, wie man ihn bei CRADLE OF FILTH findet. Verspielte Keyboards, die SIRENIA auszeichnen, paaren sich mit härteren Drumpassagen samt Gekreische, kreieren eine Atmosphäre wie sie auch CRADLE OF FILTH erzeugen. Zusätzlich verleiht Sängerin Viktoria der Musik einen fast fröhlichen, powermetallastigen Touch, wo ich manchmal an NIGHTWISH erinnert werde. Natürlich ist eine Qualität von Tarja unerreichbar, aber von der erzeugten Stimmung her passt meiner Meinung nach der Vergleich. Lebhaftigkeit ist ein passender Begriff, um die Songs zu beschreiben, verspielte Keyboards, viele Läufe, Gitarrengedudel, Abwechslung, welche die Songs, Strukturen, aber auch den Gesang ausmacht. Und wie gesagt, trotz all der Härte, Dramatik und Tragik fällt Viktorias Gesang oft episch-fröhlich aus, Erhabenheit und Harmonie ausstrahlend..was eigentlich von der Band wahrscheinlich gar nicht bezweckt wird. Und zudem besitzen Songs wie "Weeping At An Empty Grave" Ohrwurmcharakter.

Zur Sängerin sei noch gesagt, dass sie der Musik von EYE OF BETRAYER wirklich gut tut. Der aufdringliche Sopran von der ehemaligen Sängerin war zum einen wirklich zu hoch und zu penetrant, zum anderen setzen schon viel zu viele Bands auf das typische Sopran-vs.-Gegrunze. So wirkt Viktorias Mittellagenstimme äußerst angenehm und rockig, was man mit Mazi von STAND ABLAZE vergleichen könnte. Viktorias Stimme könnte zwar etwas kraftvoller sein, aber unterm Strich weiß ihr Gesang zu gefallen, besonders auf ruhigeren Passagen wie dem Anfang von "Reflection Of Despair" überzeugt er. Habe ich nach dem Weggang der Ex-Sängerin Kerstin der Band geraten, gänzlich auf weibliche Vocals zu verzichten, so bin ich nun positiv überrascht und kann sagen, dass sie mit Viktoria einen Glücksgriff tätigen konnten - Olivers Gegrunze und Gekreische und der weibliche Gesang ergänzen einander wunderbar. Sänger Oliver beweist zudem, dass sein Organ nicht nur live überzeugt, sondern sich auch auf CD optimal anhört. Abwechselnde Grunts und Screams werden sogar mit selten auftretendem fast cleanen Gesang losgelassen, er trägt einen großen Teil dazu bei, dass die Band so aussagestark und energetisch wirkt, was er meiner Meinung nach aber sogar noch steigern könnte, indem er das extrem tiefe Gegrunze, welches er bei PEKARI einsetzt, selten aber doch inkludiert. Mir ist schon klar, dass es nicht so ganz zur Musik passen würde, aber es würde dennoch der Musik eine zusätzliche Seite verleihen und so könnte Oliver sein ganzes Stimmenspektrum einsetzen.

EYE OF BETRAYER können vor allem durch Melodie, Arrangements und erzeugter Atmosphäre punkten. Die beiden Vokalisten treten oft spielerisch gegen- und miteinander an, Budi beweist mit seiner Keyboardarbeit, dass er schon jahrelang sein Instrument beherrscht, wo fast CHILDREN OF BODOM-mäßiges Geklimper mehrmals zum Einsatz kommt. Jürgens Gitarren untermalen meist mit druckvollem Palmmutingspiel die Keyboards und treiben sie nach vorne, unterstützt von Stefans Bass und dem Drumming von Clemens, welches mal Gothic Metal-typisch den Takt angibt, aber auch vor Doublebass-Orgien oder gar fiesem Geblaste nicht zurückschreckt, wie der Anfang von "There Aint No Sunbeams When You're Dead" beweist. So wird ein relativ großes Spektrum zwischen ruhigen, fast balladesken Songteilen bis hin zu keyboardlastigem Black Metal ala CRADLE OF FILTH gesponnen, wobei aber niemals das Gefühl aufkommt, EYE OF BETRAYER würden abgedroschen oder wie eine Kopie klingen. Dazu sind die Songs einfach zu durchkomponiert, die Arrangements zu durchdacht und man merkt, dass alle Musiker Ahnung von Musik haben und ihr Instrument wirklich beherrschen. Verglichen mit den Liveperformances wurden manche Songteile noch umstrukturiert, es kamen zusätzliche Spuren hinzu aber auch so gab es einige kleine Änderungen, die der geschulte EYE OF BETRAYER-Livehörer sofort merkt.

Zum Sound ist folgendes zu sagen, wobei ich natürlich die mir gut bekannte Liveperformance mit dem Sound des Albums vergleichen möchte: Einerseits hört man auf der CD die Feinheiten heraus (es wurden wie gesagt auch zusätzliche Elemente eingebaut), die live durch den Mischer kaum realisierbar sind, andererseits wirken die Passagen, die live druckvoll aus den Boxen ballern, kraftloser und man vermisst was. Dieses Phänomen ist aber ohnehin nicht zu umgehen, es ist klar, dass mit endlosen Dezibel aufs Publikum losgeschossene Doublebass- und Gitarrenwandmonster vielmehr reinhauen, als dies zuhause im Wohnzimmer mit dem CD-Player auf "Wohnungslautstärke" möglich ist. Allgemein zum Sound ist zu sagen, dass dieser - im Sound Design Studio Linz aufgenommen - eigentlich relativ gut wurde. Besonders die Keyboards kommen eindrucksvoll herüber (Korg Triton Pro lässt grüßen), wo man beim Intro fast denken könnte, es würde sich um DIMMU BORGIR und ihr Orchester handeln. Ein Manko stellt aber dar, dass Sängerin Viktoria meist viel zu laut in Szene gesetzt wurde und auch Grunzkreisch-Maschine Oliver steht zu sehr im Vordergrund, was dazu führt, dass die Drums und vor allem die Gitarre stellenweise untergehen. Der Mix erscheint mir überhaupt teilweise verbesserungswürdig, oft passt wirklich alles, aber stellenweise erdrückt der Gesang den Rest. Heißt, im Großen und Ganzen wurden die Songs wirklich gut in Szene gesetzt, aber an einigen Stellen könnte man noch etwas mehr herausholen und verbessern. Hier muss ich aber noch anmerken, dass ich ohnehin in der Hinsicht sehr kritisch bin (und andere Vorlieben habe, als die meisten Produzenten) und es fast keine Bands gibt, wo ich mit dem Mix vollständig zufrieden bin.

EYE OF BETRAYER haben ein wirklich gutes Album aufgenommen, das die lange Wartezeit vergessen macht. Von ruhig bis Geboller ist alles dabei, cleaner Gesang, Gekreische, Gegrunze, Streicher, Klavier, Spinett, Orgel, druckvolles Riffing, melodiöses Gedudel und und und. Auf der CD befinden sich eigentlich alle Songs der Band, die man über die Jahre live hören konnte, bis auf "Call To Arms", das gestrichen wurde und "Liebe, Tod und Teufel". Die EAV gab zwar die Zustimmung, den Song covern zu dürfen, aber das Rechtliche konnte leider nicht rechtzeitig bis zum Aufnahmetermin geklärt werden. Jedenfalls überzeugen EYE OF BETRAYER mit durchdachter, qualitativ ansprechender Musik, aus verschiedenen Metalrichtungen gemischt, zudem ist das Artwork gut gelungen und die Texte unterscheiden sich positiv von den klischeehaften "08/15-pain-sorrow-darkness-oh my dark princess"-Texten mancher Genrevertreter. Olivers lyrische Ergüsse behandeln zwar meist auch die üblichen Thematiken, sind aber einfach subtiler, intelligenter und stellenweise auch kritisch ausgefallen. Bei einer typischen Gothic-Band findet man zudem auch keine Wörter wie "ass" oder "gay Brit Pop Bands".

Mir gefällt "Reflections Of Despair" wirklich sehr gut, aber bei dem Mix hätte man noch einiges rausholen können, die zu lauten Vocals, stellenweise Drums und Gitarre erdrückend, nehmen einige Enerige weg. Viktorias Gesang sollte noch ein bisschen kraftvoller werden und auch sonst fehlt noch das kleine bisschen Etwas, das Tüpfelchen auf dem i, dieses "Wow", welches mir die Höchstnote herauskitzelt. Aber ansonsten ein wirkliches starkes Album, das alle Fans von TRISTANIA, SIRENIA, TRAIL OF TEARS, THE SINS OF THY BELOVED oder wie sie alle heißen, unbedingt antesten sollten!
Übrigens, das Review ist absolut wahrheitsgetreu und war nicht nur "the promise of a liar". :-)

www.eye-of-betrayer.com

MP3 - FILES:
Toads tools (File liegt auf www.eye-of-betrayer.com)
There ain¸t no sunbeams when you¸re dead (File liegt auf www.eye-of-betrayer.com)
Weeping at an empty grave (File liegt auf www.eye-of-betrayer.com)
Reflection of despair (File liegt auf www.eye-of-betrayer.com)

6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Intruder
2. Saviour Syndrom
3. Ikare
4. Toads Tools
5. Weeping At An Empty Grave
6. Katharsis
7. Reflection Of Despair
8. There Aint No Sunbeams When Youre Dead
9. The Warlocks Brave Bride
Gesamtspielzeit: 46:27

Leander
Weitere Beiträge von Leander

Weitere Beiträge über EYE OF BETRAYER

CD-Bewertung
59 Stimme(n)
Durchschnitt: 2.22
[LESERCHARTS]
Deine Bewertung:
  



War diese Kritik hilfreich?
4 Stimme(n)
Durchschnitt: 4.5
Deine Bewertung:
  


Beitrag vom 31.07.2004
Zurück


Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: