INCORPORATED - Same
Label: Acute Music
Viel Wasser ist die Donau hinunter geflossen, ehe das schon länger angekündigte Debutalbum von INCORPORATED endlich das Licht der Welt erblicken durfte.

Mitte der 90er noch als reinrassige Death Metal-Kombo namens INFERNAL entstanden, welche auch die Dienste einer Keyboarderin in Anspruch nahm, drehte man im August 2000 heftig am Besetzungskarussell, um fortan als Trio weiterzuziehen und eine Kurskorrektur in Richtung New Metal vorzunehmen. Nachzuhören ist diese musikalische Weiterentwicklung auf dem durchaus gelungenen Proberaum von 2001. Unzählige Gigs (u.a. im Vorprogramm von PRO-PAIN, FARMER BOYS, SOULFLY oder PUDDLE OF MUD, Gastspielen auf größeren Festivals sowie in der BRD) später entschloss man sich zu dem Schritt, den Bandnamen um das Kürzel INC. zu erweitern, ehe man sich anlässlich dieser Veröffentlichung darauf verständigte den Begriff INFERNAL gänzlich aus dem Bandnamen zu tilgen und unter dem Banner INCORPORATED faktisch einen völligen Neustart zu wagen. Eine Umbenennung, die zwar alteingesessene Fans irritieren könnte, aber insofern durchaus Sinn macht, weil der alte Bandname verständlicherweise eben am ehesten mit Death/Black Metal-Sound in Verbindung gebracht wurde, und vom Extremmetall früherer Tage hat sich das Trio aus Pettenbach (OÖ) längst meilenweit entfernt.

Als weiterer Grund für die doch erhebliche Verzögerung wurde darauf verwiesen, dass ein Teil der für dieses Werk vorgesehenen Stücke wieder verworfen wurde, weil man sich laut eigenen Aussagen beim Komponieren zu sehr an den gängigen Schubladen orientierte. Chriss Fischereder, seines Zeichens Sänger/Bassist von INCORPORATED bringt es im Bandinfo auf den Punkt: „Zu viel Kopf, zu wenig Bauch.“ So viel also dazu, wenden wir uns lieber den dreizehn Stücken auf diesem Album zu:

Im direkten Vergleich zum bereits erwähnten „Proberaum-Demo“ sind die Drei einen (logischen) Schritt weitergegangen, d.h. ein Großteil der Songs fällt bedeutend melodischer, ja fast schon polierter aus, als man es in der Vergangenheit von INFERNAL INC. gewohnt war. Einen gewissen Wiedererkennungswert darf man dem Material dennoch bescheinigen, da Fischereders markanter Gesangstil dafür Sorge trägt, dass INFERNAL-Fans den jeweiligen Song sofort als Kreation "ihrer" Band identifizieren können. Allerdings haben INCORPORATED ihre musikalische Vergangenheit nicht gänzlich begraben, sondern lassen es vielmehr stellenweise auch noch ordentlich krachen: So beispielsweise bei „Low Level Munchkin“; „I Never Sweat“ oder auch „This Is The Day“, wo man auf szeneübliche Laut-Leise-Dynamik baut, und sich dabei auf schwindelerregend hohem Niveau bewegt. Die einstige Brachialität, die INFERNAL einmal ausmachte, wurde allerdings endgültig zu den Akten gelegt, weil man heute härtere Passagen viel gezielter und kontrollierter zum Einsatz bringt.

Neben den bereits erwähnten Stücken, bei denen das Pendel eher in Richtung New Metal ausschlägt, enthält das Album vorwiegend Stücke der Kategorie „Melodischer New/Alternative Rock“, die natürlich aber auch nicht ganz ohne wuchtige Riffs auskommen, aber dennoch weninger durch musikaliche Rohheit, sondern vielmehr durch feine Melodien, einprägsame Refrains und nicht zuletzt durch die ausdruckstarke und glockenklare Stimme des Sängers, der in diesem Bereich in den letzten Jahren riesengroße Fortschritte machte, durchaus auch für Radioairplay prädestiniert sind. Besonders hervorhebenswert erscheint mir die aktuelle Single „I Think Therefore I Am“, die bei entsprechender Rotation mit Sicherheit das Zeug zum Hit mitbringen würde. Teilweise gelingt dem Trio auch der Spagat quasi einen Mittelweg zu gehen und manche Stücke gleichermaßen leidenschaftlich-aggressiv und doch lebensbejahend positiv erscheinen zu lassen. Für so manches Stück könnten man streng genommen auch den Begriff „Hard Pop“ verwenden, da man teilweise durchaus in Pop-Gefilde abweicht, ohne allerdings die nötige Power vermissen zu lassen. Um den Gesamtsound zusätzliche Facetten zu verleihen, wurden sogar auf eine Hammondorgel, Streicher usw. zurückgegriffen(!!).

Wer seine Musik bewusst so gestaltet, um sich am Puls der Zeit zu bewegen, damit möglichst breite Masse erreicht werden kann, muss es sich gefallen lassen mit dem Kommerzvorwurf konfrontiert zu werden. Aber mal ehrlich: Viel mehr Bedeutung sollte eigentlich eher der Frage beigemessen werden, ob es sich um ein seelenloses Produkt handelt, das quasi am Reißbrett konzipiert wurde und bewußt auf eine in Marktanalysen eruierte Zielgruppe zugeschnittten wurde. Die Frage muss auf INCORPORATED bezogen klar und unmissverständlich mit „Nein“ beantwortet werden. INCORPORATED haben durchaus ihre Gefühlswelt auf ihre Songs einwirken lassen und schlussendlich zählt auch nur die Unterscheidung, ob es sich um qualitativ hochwertige und einfallsreiche Stücke handelt, oder eben nicht. Und auch diese „Prüfung“ meistern die Jungs mit Bravour, so fair muss bei der Beurteilung einfach sein.

www.inc-music.net


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. I Never Sweat
2. Midget
3. I Think Therefore I Am
4. Lovesong
5. Special
6. Low Level Munchkin
7. Superheroes
8. Feel Like Rain
9. So Long
10. Don`t Look Around
11. This Is The Day
12. Gone
Gesamtspielzeit: 46:22

Hutti
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Beitrag vom 05.06.2004
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