HELANGÅR - Evening In Valhalla
Label: Eigenproduktion
Schon wenn man den Titel der CD liest wird klar was man thematisch auf diesem Album der deutschen Epik Metal Formation HELANGÅR zu erwarten hat. Falls man dann noch etwas genauer hinsieht wird auch klar, dass es sich bei "Evening In Valhalla" um ein Konzeptalbum handelt, welches sich rund um das Endszenario der nordischen Mythologie, genannt Ragnarøk dreht.

Nun, was also bietet dieses Debütalbum auf seinen über 70 Minuten?

Ähnlich aufgebaut wie das Konzeptalbum "Nightfall In Middle-Earth" von BLIND GUARDIAN wechseln sich normale Songs mit kurzen (manchmal sinnvollen, manchmal aber auch nur Atmosphäre schaffenden) Zwischenspielen ab. So ist, nach dem Intro "Departing For Midgard", "Ragnarøk" praktisch der Opener und schon dieser kann mit seinen knapp acht Minuten so Einiges. Wenn man auch schnell eine der wenigen Schwächen der CD, nämlich die etwas zu flach ausgefallene Produktion bemerkt, wird es aber auch keine Sekunde länger dauern bis man auch die Stärken zu Ohr bekommt. Schnelle, kraftvolle Parts merzen, zusammen mit den hervorragenden Vocals und dem technisch erstklassigen Gitarrenspiel, dieses kleine Manko mühelos aus. Und das, was dieser erste Track dem Hörer verspricht, wird auch auf der restlichen CD beinahe zelebriert.

Schon beim nächsten "richtigen" Song, "Baldrs Draumar" zeigt man sogar noch weit mehr Qualitäten. So geht man Anfangs weit gefühlvoller zu Werke und zeigt gleich einiges an Eingängigkeit und mit einem mehr als gelungenen Refrain hat man den Zuhörer auch bereits vollkommen in der Musik gefangen. Falls man einen kleinen Blick in das wunderbar aufwändig gestaltete Booklet wirft und sich die Lyrics zu Gemüte führt, wird man zweifelsohne auch von diesen begeistert sein.
Um aber wieder zurück zur Musik zu kommen, gibt es noch einen einzigen Punkt den ich auszusetzen habe und der mich auch im Laufe des restlichen Silberlings immer wieder ein wenig gestört hat ist das Keyboard, welches an manchen Stellen für mich zu dominant und einfach etwas unpassend eingesetzt wirkte. Klar, man gewöhnt sich an alles und es gehört wohl dazu, aber in meinen Augen hätte man das schon ein wenig zurückschrauben können.

Mit Sabine Keller als Gastsängerin legt HELANGÅR bei "Nida Mountains" wieder etwas an Härte nach. Was hier besonders positiv (neben der gesanglichen Leistung Sabines) ist, dass sich die Jungs auch getrauen von der englischen Sprache wegzugehen und sich ihrer Muttersprache, dem Deutschen, bedienen. So wird nicht nur im musikalischen Sinne viel Abwechslung geboten sondern auch lyrisch ist es keinesfalls eintönig.
"The Sinner" ist dann der dritte und letzte Teil der Loki Trilogie, welche mit "Baldrs Draumar" begann, und wiederum wird der Hörer überrascht, denn diesmal wird auch vor gekreischten und weitaus aggressiveren Vocals als zuvor nicht halt gemacht. Irgendwo taucht plötzlich von schier nirgendwo ein Chor-ähnlicher Part auf, der in Latein vorgetragen wird. Man sieht also: Langweilig wird einem hier ganz sicher nicht! Fast unbemerkt vergeht die Zeit, so vertieft findet man sich in der CD wieder, dass es kaum verwunderlich ist, dass man beinahe überrascht über die Länge dieser Nummer ist, die auch mit achteinhalb Minuten aufwartet. Doch lang sind die Songs beinahe alle, und doch binden sie den Metal Fan jede Sekunde dieser Zeit.

"Farewell Valhalla, the home in our hearts
Farewell Valhalla, never see you again."
So lautet der schon als Hymnen-ähnlich zu bezeichnende Refrain des nächsten Songs mit dem (überraschenden ;-)) Titel "Farewell Valhalla". Große Songwriter Qualitäten werden auch hier gezeigt und ferner kommt sogar die bisher noch etwas vermisste Akustik Gitarre zu einem großen Auftritt.

Und diese spielt auch beim nächsten Song eine große Rolle. "Numb With Cold" wurde der nächste Track betitelt, was in meinen Augen aber ein wohl eher unpassender Titel ist. Eine Ballade sondergleichen, die lange nach Konkurrenz suchen lässt. In sich so gefühlvoll, melancholisch und zugleich doch so warm und berührend. Wundern sollte man sich nicht, wenn man sich in Gedanken vertieft wieder findet, den Song auf Repeat eingestellt hat und es einfach nicht wagt weiterzuschalten. Selbst Sänger Thomas Melchert zeigt hier eindrucksvoll wie viel er mit seiner Stimme anstellen kann. Wahrlich ein mehr als gelungener Titel, schlichtweg großartig.

Die letzte verzweifelte Bitte der Menschen, keinen Krieg zu beginnen hören wir in "Lament Of Mankind" und ist klar ein weiterer Beweis warum sich die Jungs berechtigterweise Epik Metaller nennen, denn anders oder gar besser als mit dem Wort "episch" könnte ich auch diesen Track nicht beschreiben.

Immer näher zum vermeidlichen Ende kommend, passt sich auch die Musik dieser Stimmung an. So ist "Hommage To The Beast" mit einem langsamen und traurigen Vers versehen, der sich im Wechselspiel mit dem intensiven Refrain paart. Auch "Angels Of Death" tut dem keinen Abbruch. Verzweifelt und hoffnungslos, von der Pein geplagt kommt der Track schon mit einer fast doomigen Beschwertheit durch die Boxen.

Abschließend gibt es mit dem letzten langen Track "The New World", welcher den Neuanfang der Menschen beschreibt, praktisch eine Zusammenfassung der bisherigen Stärken. Es vereinen sich Gefühle, die sowohl vom Sänger als auch den restlichen Musikern überzeugend dargebracht werden, mit dem Hymnenhaften und Epischen.

So, nach dieser ziemlich ausführlichen Beschreibung soll es auch ein kleines Fazit geben. Wie sicher durch obiges klar wird, hat mich die CD ziemlich beeindruckt, vor allem wenn man bedenkt, dass es das Erstlingswerk dieser Gruppierung ist. Schwächen gibt es bis auf die ein wenig zu flache Produktion und die manchmal etwas zu dominanten Keyboards kaum eine, dafür wird der Hörer mit Balladen, Hymnen und epischen Long-Tracks, die durchgehend faszinieren und mitreißen bedient.
Die Gitarrenarbeit von Johannes Fuss und Johannes Mentzel ist technisch auf einem extrem hohen Niveau und liefert zusammen mit den erstklassigen Vocals von Thomas Melchert ein unglaubliches Klangbild ab, und durch Ideenreichtum en masse, kann man den Epik Metal Fan über 70 Minuten mühelos unterhalten.
6,5 Punkte nur deshalb, weil eine kleine Verbesserung sicherlich noch drin ist. Allerdings ist das, was HELANGÅR hier für nur 10 € bieten Wahnsinn, und ich kann jedem nur wärmstens empfehlen zumindest mal auf der Homepage reinzuhören oder sich das Video zu "Numb With Cold" anzusehen.

www.helangar.de


6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Departing For Midgard
2. Ragnarok
3. The First Sign
4. Baldrs Draumar
5. Proclaiming The End
6. Nida Mountains
7. Unavoidable Fate
8. The Sinner
9. Darkness In My Mind
10. Farewell Valhalla
11. Mother Earth
12. Numb With Cold
13. The Asens Death
14. Lament Of Mankind
15. Nifelheim
16. Hommage To The Beast
17. At The Battlefield
18. Angels Of Death
19. Spring
20. The New World
21. And We Failed...
Gesamtspielzeit: 71:20

shark
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Beitrag vom 12.05.2004
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