Eine Band wie VISION DIVINE ist ja sicherlich nicht unbekannt, und so wusste auch ich schon bevor ich die CD einlegte ungefähr, auf was ich mich freuen durfte. Auch wenn das Intro beim ersten Hören etwas verwirrend wirkte (spätestens sobald man die CD das erste Mal durch hat, wird es klarer), wurde dann ab den ersten Tönen von "The Secret Of Life" klar, wohin die Reise gehen würde. Denn was mich erwartete, waren wunderschöne Gitarrenläufe, ein durchgehend schneller, kraftvoller Rhythmus und eine Stimme, wie sie besser nicht zur Musik von VISION DIVINE passen könnte, eingängig, beinahe als bezaubernd anzusehende Melodien, mal von den Lead-Gitarren, mal vom Keyboard eingespielt, von dem unabhängig aber immer vollkommen überzeugend.
Die Refrains, wie könnte es auch anders sein, immer wunderbar zum Mitsingen geeignet und mit einer Spielfreude dargebracht, an der sich viele andere Melodic Metal Bands etwas abschneiden könnten. Auch wird hier mit Härte durchaus nicht gespart. Für diese zeigte sich in meinen Augen vor allem das Schlagzeug, gespielt von Matteo Amoroso, verantwortlich, denn hervorragend ihren Dienst erfüllend zeigen die Drums klar, wer den Takt angibt. Besonders gut kommt dies schon beim dritten Song "Colours Of My Words" heraus, der auch einiges an Progressivität aufweißt.

Allgemein klingen die Songs extrem frisch, unverbraucht und keinesfalls eintönig oder schon da gewesen. Selbst vor instrumentalen Stücken schrecken die Italiener nicht zurück. An der Zahl drei sind auf dem Album vorhanden, auf welchen man sich hauptsächlich darauf konzentriert eine passende Atmosphäre zu schaffen, was zweifellos einwandfrei gelingt.
Grundsätzlich wirkt die CD ohnehin recht düster, besonders wenn man sie mit den Veröffentlichungen von Genre-Kollegen vergleicht: Keine übertriebenen Schnulzen, aber auch keinesfalls ein Sparen an Emotionen...

Auf den meisten der ziemlich langen Tracks ist überhaupt kein Schwachpunkt zu erkennen, jedoch sind Highlights, wie der schon seit geraumer Zeit hier downloadbare Song "La Vita Fugge", gerade zu voll gestopft mit Höhepunkten. Immer wieder zeigt Sänger Michele Luppi seine Stärken und VISION DIVINE stellen unter Beweis, dass man sie keinesfalls mit den vielen durchschnittlichen italienischen Melodic / Power Metal Bands gleichsetzen kann.
Wie auch "Colours Of My Words" ist "La Vita Fugge" ein sehr schneller und vor allem durch die Drums auch sehr kraftvoller Song, der sich perfekt in die Tracklist einreiht.
Das balladeske "Versions Of The Game" bringt einen wieder etwas vom Gaspedal herunter und versetzt den Zuhörer in eine leicht sentimentale Stimmung, bezaubert ihn mit einem genialen Chorus und driftet trotzdem nicht ins übertrieben fröhliche oder schmalzige.
"Shades" wiederum zeigt auf, dass man auch (noch) komplex(er) und anspruchsvoll(er) schreiben kann. Einfallsreichtum wo man hin sieht, kein Track gleicht dem anderen, VISION DIVINE zeigen hier wirklich Potential ohne Ende und es kann sein, dass man davon zunächst etwas überwältigt ist. Wenn diese Band so weiter macht und die Aufmerksamkeit bekommt, welche sie verdient, werden sie in nicht allzu langer Zeit in aller Munde sein.

Fazit: Die Produktion ist gut gelungen und druckvoll, die Stimme Michele Luppis klar und beeindruckend, die Atmosphäre recht düster, die Gitarren spielen sich von verträumt bis schnell und trocken technisch einwandfrei durch das Album, die Progressivität verleiht der CD knackige Eigenständigkeit und Frische, und mit den Tracks wie "La Vita Fugge", "The Secret Of Life", " Through The Eyes Of God" und "We Are, We Are Not" wo geniale Refrains und interessante Melodien zelebriert werden, bleiben keine Wünsche offen, außer vielleicht Balladen, die aber mit "Versions Of The Game", "Fool's Garden" oder dem überwältigendem Schlusstrack geboten werden.
Keine Schwächen in meinen Augen, volle Punktzahl, ich habe fertig.