TOTENMOND - Unter Knochen
Label: Massacre Records
TOTENMOND sind zweifelsohne eine der kontroversesten Bands der Szene. Nichtsdestotrotz ist die Band bisher spurlos an mir vorüber gegangen. Ich kann also nicht mit Vergleichen zu vorhergehenden Werken dienen und mich genauso wenig a priori als Fan bezeichnen.

Dass sich die Band im Bereich von Sounds wie CARNIVORE und alten Death/Thrash-Bands wie beispielsweise CELTIC FROST oder den Beginnen von NAPALM DEATH bewegt, ist ,denke ich, soweit bekannt. Es ergibt sich aus diesen Parallelen, dass die Band verdammt schwere Kost serviert. Nachdem ich gänzlich unbeleckt bin, was das bisherige Schaffen betrifft, stelle ich fest, dass die Songs erstens verdammt einfach gestrickt sind, aber eine erdrückende Schwere ihr Eigen nennen, die ihresgleichen sucht. Die besten Momente sind meiner Meinung nach die Passagen, in denen die Band im tempomäßigen Fahrwasser alter CATHEDRAL umherschifft – eine relativ lange Passage im Song „Zu Gast bei den Toten“, in der sich die Band schleichend zwischen Akkordanschlägen und aufheulenden Rückkopplungen hin und her bewegt, und die mit wahnsinnigen Lauten krächzender menschlicher Laute hinterlegt ist, vermag eine ganz besondere Stimmung zu erzeugen. Verdammt roh, verdammt primitiv, aber irgendwie gut.
Wenn die Band wie zu Beginn des Albums losprügelt, dann wird die Snaredrum, die wie eine hinuntergepitchte Version der Mülltonnen auf METALLICAs „St. Anger“ klingt, dem durchschnittlichen Hörer das Fürchten lehren. Ok, muss nicht sein, sie könnte auch einfach dazu animieren, den Skip-Knopf zu betätigen. Macht man sich aber das offensichtliche Konzept der Band bewusst, dann ist der süffisante Unterschied, dass hier eine Combo am Werk ist, die bewusst Lärm macht (das musikalische und lyrische Konzept ist wohl nicht umsonst derart extrem) und nicht jemand, der den Anspruch erhebt, gute Musik zu machen.

So seltsam es klingen mag: ich finde die Musik gut, ohne dass sie mir wirklich gefällt. Genau dieses widerliche Moment macht den Reiz des Albums aus. In der falschen Stimmung dürfte „Unter Knochen“ absolut unkonsumierbar sein, jedoch als Soundtrack zum Weltuntergang oder zumindest der dazu passenden Stimmung ist der Silberling gut geeignet. Wer die Band nicht kennt und trotzdem reinhören möchte, dem sei nur nochmals gesagt: TOTENMOND sind verdammt extrem – so hässlich wie der Unterschied zwischen einem fiktiven Horrorfilm, der nach meist zwei Stunden wieder aus ist, und dem, was täglich durch die Medien geht.

www.totenmond.de/


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Intro
2. Unter Knochen
3. Permafrost
4. Zu Gast Bei Den Toten
5. Hirdraußaischheimad
6. Menschenfresser
7. Leuchtquell
8. Finster Mammut
9. Unkraut
10. Eiswalzer
11. Der Ich-parasit
12. Kreuz Oder Kopf
Gesamtspielzeit: 60:56

Gore
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Beitrag vom 25.04.2004
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