DEADLY SIN - Sunborn
Label: Spiritual Beast / Japan-import
Deutscher Nachwuchs im Bereich progressiven Melodic Metals mit seinem selbst produzierten Debut, dem seit der Gründung 1998 drei Demo-EPs voran gingen.

Dementsprechend ausgereift komponieren die Paderborner, wenn auch allerdings vereinzelt unangenehm eng an offensichtlichen Einflüssen wie den unvermeidlichen DREAM THEATER (Gitarren-Soli) oder SYMPHONY X (Riffs und Songstrukturen). Am überzeugendsten klingt die Todsünde, wenn dezente Thrash-Parts eingeflochten werden („The Price I Pay“), was interessanterweise wohl auf den mittlerweile nicht mehr zum Line-Up gehörigen Bandgründer Carl Delius zurückzuführen ist, der DEADLY SIN, nach seiner Zeit bei den Thrashern INVOLVED, gründete. So gelingt es dem Quartett den eklatanten Mangel an Härte artverwandter Bands auszugleichen und dennoch melodisch genug zu bleiben, um in Japan Platz 37 der Hard’n’Heavy Charts einzunehmen. Leider ausschließlich in Japan, da für den Rest der Welt kein Deal vorhanden ist. Und obwohl sich die eigenartige gesellschaftliche Uniformität des Landes auf den Musikgeschmack seiner Bewohner übertragen hat und denselben limitiert, sind die Japaner sehr wohl im Stande rigoros den Müll von Brauchbarem zu trennen, was unbedingt für DEADLY SIN plädiert, die auch in Europa, ungeachtet des übergesättigten Angebots, eine Bereicherung für die Szene wären. Zumal der Sound einmal mehr demonstriert, dass Home Recording - kompetent ausgeführt - ohne Abstriche konkurrenzfähig sein kann. Trotz lediglich einer Gitarre ist nicht ein einziges Soundloch hörbar. Die Musiker selbst sind recht versiert und lassen sich das auch gerne anmerken; das „progressiv“ zu Anfang kann man reinen Gewissens unterstreichen, sogar mit Edding. Einzig Sänger Ross könnte noch an den Gesangslinien feilen, die teilweise doch enorm abgegriffen sind, wobei er selbst technisch sauber und vor allem variabel das Standardprogramm links liegen lässt.

Was jedoch einigermaßen verstörend wirkt, ist die Gesangslinie im Refrain des Titeltracks, die sich so dermaßen verdächtig nach „Ohne Dich (Schlaf ich heut Nacht nicht ein)“, dem 1985er Hit der butterweichen MÜNCHNER FREIHEIT, anhört, dass eigentlich Brüssel wegen Verstoßes gegen das Klonverbot eingeschaltet werden müsste. Ha, damit kommt man vielleicht in Japan durch, aber doch nicht…

www.deadly-sin.com


4.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Sunrise
2. The Awakening
3. Mistakes
4. The Price I Pay
5. My Prison In Time
6. Sunborn
7. The Raven And The Mirror
8. Slave
9. Into Dementia
10. Starlight
11. To Fall Asleep
Gesamtspielzeit: 48:48

Tobias
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Beitrag vom 21.04.2004
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