ADARO - Schlaraffenland
Label: Spv
Was kennen wir nicht für Bands, die sich dem Mittelalter verschrieben haben: IN EXTREMO, SCHANDMAUL, einst SUBWAY TO SALLY. Generell auf Metal basierend, streuen sie die Mittelalterelemente ein – textlich und musikalisch mit den entsprechenden Instrumenten versehen. Das Mittelalter zu verarbeiten, das bestimmt auch die Intention von ADARO. Was sie von den genannten Bands unterscheidet, ist die Basis. Denn ADARO haben als musikalisches Grundgerüst höchstens den Rock. Aber an den sonstigen jahrhunderte-alten Einflüssen mangelt es nicht. Einen erneuten Beweis liefert die schwäbische Truppe mit „Schlaraffenland“ ab.
Klar, vor allem bei ADARO bedarf es einer gewissen Vorliebe für das Mittelalter. Denn bei IN EXTREMO und Co. dominieren die harten Metal-Riffs, die zum Mithüpfen, Bangen und Abhotten animieren. Bei ADARO geht es mehr um das gesamtmusikalische Gefüge. Es scheint bei dieser Band nämlich genau anders rum zu gehen. Es hat den Anschein, dass die Schwaben den Text als Grundlage für das Songwriting nehmen und nicht erst die Musik. Sie machen sich eben Gedanken, wie sie die zumeist in jede Richtung euphorischen Originaltexte alter Dichter mit ihren Noten umrahmen. Was dabei herauskommt ist dann eben nicht die brachiale Mischung. Gut so. Kommen wir zum neuen Werk an sich. Das knüpft sich nahtlos an den Vorgänger „Minnenspiel“ aus dem Jahr 2002 an. Das Konzept ist das gleiche geblieben, alles andere hätte auch verwundert. Liebliches Minnenspiel, das um Jahrhunderte zurückversetzt. Dafür sorgen Drehleier, Dudelsack, Krummhorn – im gesanglichen Wechselspiel zwischen Christoph Pelgen und Konstanze Kulinsky. Beide mit weichen Organen ausgestattet, vor allem Konstanze klingt wie ein Glöckchen, das sich leis in der Frühjahrsbrise wiegt. Was aber den Unterschied von „Schlaraffenland“ zum Vorgänger ausmacht, ist, dass es beim neuen Material etwas an Härte fehlt. Vor allem das Titellied „Minnenspiel“ war ein Vorzeigestück, wie sich Mittelalter in eine Symbiose aus Harmonie und Dynamik verpacken lässt. Das kann nicht mal das härteste Stück auf „Schlaraffenland“, „Herr, wer hat sie begossen“, aufwiegen. Ungeschlagen auch Konstanzes liebliches „Wigen wagen“ aus dem Jahr 2002. ADAROs Versuche, die Vielschichtigkeit in den musikalischen Darstellungsformen zu erhalten, was ihnen wiederum gelungen ist.
Wer einen musikalischen Fortschritt nach „Minnenspiel“ erwartet hatte, wird mit „Schlaraffenland“ enttäuscht. Was offensichtlich auch nicht die Absicht ADAROs war. Ihnen geht es um die dichterische Kultur des Mittelalters mit bekannten Namen wie des Schuhmachers Hans Sachs. Ihre Liebesbeweise an die Frauenwelt bleiben in ihrer metaphorischen Wortakrobatik ungeschlagen – bis heute. Was noch zu sagen bleibt, ist, dass es sich auf alle Fälle lohnt, ADARO live zu sehen. Dann entfalten die fünf Bandmitglieder ihr gesamtes musikalisches Können und legen auch eine Spur an Härte zu. Ihre versierte Authentizität lassen sogar IN EXTREMO und Co. im Schatten stehen. Da bedarf es nicht einmal, Besitzer einer ADARO-CD zu sein. Unvergessen das Konzert 2002 im Konstanzer K9…






www.adaro.de


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Schlaraffenland
2. Wer Alten Weibern Traut
3. Nu’ Ruh’ Mit Sorgen
4. Lieg’ Still
5. Herr, Wer Hat Sie Begossen
6. Es Ist Ein Schnee Gefallen
7. Minne Ist Ein Süßer Nam’
8. Komm’ Her Zu Mir
9. Der Edelfalk
10. Wohl Dem Leibe
11. Frau, Du Sollst Unvergessen Sein
12. Psalm XIII
Gesamtspielzeit: 53:49

Philipp
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Beitrag vom 18.04.2004
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