WALTARI - Rare Species
Label: Vielklang Records / Soulfood
Ahh, tut das gut mal wieder was von WALTARI zu hören: Vier nachrichtenlose Jahre mussten wir überstehen, bis die als schon beinahe verschollen geltenden Finnen sich zurückmelden, und dies mit einem Album, das straighter und einfach unverfälscht nach WALTARI klingt, ohne eine spezielle Marschrichtung einzuhalten, wie das explizit elektronische „Space Avenue“ (1998) oder das allzu poppige „Radium Round“ (2000). Der enorme Stilfundus (Rock, Techno, Hip Hop, Funk, Rap, Death Metal, Punk, Wave, finnische Folklore, usw. usf.), aus welchem WALTARI seit jeher ausgelassen schöpfen, ist gewohnt unverkrampft und aufgeschlossen um fragmentarische Gothic-Passagen lokaler Prägung und einem ordentlichem Schuss Achtziger-Sounds aufgefüllt worden. Der Verlust ihres Major-Deals und die Rückkehr von Gitarren-Professor Sami Yli-Sirniö scheinen sich zudem als extrem relaxte Lässigkeit im Songwriting niederzuschlagen, denn erlaubt ist, was gefällt, heuer mehr als bei besagten Scheiben, sogar noch mehr als auf „Big Bang“ (1995).

Schon das Eröffnungsriff weist „Rare Species“ eindeutig als WALTARI-CD aus, kurz darauf gesellen sich urcoole Synthies dazu, die nur Kärtsy so programmieren kann und aufatmend stellt man fest, dass alles gut wird. In der Tat rockt schon „One Day“ vorzüglich, bei „Life Without Love“ legt man an Tempo unvermittelt zu und peppt ein simples Power-Rock Arrangement mit pfeilschnellen DEVIN TOWNSEND-Keys sowie einer Steel-Guitar auf. „Megacity Rain“, der dritte Volltreffer, klingt eng verwandt mit dem Titeltrack der „Big Bang“, während „Dreamworld“ bis zum Refrain tatsächlich H.I.M. zum Verwechseln ähnlich ist, dann geht Kärtsy in seine normale Stimmlage über und ich realisiere: „Hey, das eben war ja auch Kärtsy“ - Hatakka singt variabel wie noch nie, ist stellenweise – auch ohne Verzerrer – überhaupt nicht mehr zu identifizieren, was bei einer so prägnanten Stimme sicherlich alles andere als einfach ist. Etwas ernster gibt sich „What I Really Know“, was mit dem funkigen „My Pain“, unter Einsatz massiven Gescratches sofort neutralisiert wird, um im Folgenden nahtlos und als wäre es das normalste auf der Welt, zwischen Metal und Funk hin und her zu pendeln. „Quick As A Day“ will dem in nichts nachstehen: ein BEASTIE BOYS-Beat kopuliert mit Wave-Keyboards, schiebt einen Quickie mit U2-artigen Refrain ein, um sich anschließend mit etwas House in den Schlaf zu vögeln. Es folgt das balladeske „Dream“, eine romantische Paarung der FARMER BOYS mit DEPECHE MODE und darüber hinaus ein fabelhafter Halbzeit-Track. Sehr krass danach die Zäsur mit „Alone“ und „Live This“, basierend auf einem Techno-Rhythmus durchaus Rave-tauglich, schon allein des entrückten Gesangs wegen. Das Cover-Medley aus „No Limit“ und „Symphony Of Destruction“ gibt mir – rein subjektiv betrachtet – gar nichts; „No Limit“ diesen Disco-Dance-Scheiß hasse ich seit Bestehen und sonderlich geglückt sind weder Idee noch Ausführung. An „Guardian Angel“ könnten sich jedoch sogar die Massen erfreuen, der Mix aus Retro-Rock-Gitarren und Teenie-Punk mit Pop-Attitüde hört sich jedenfalls hitverdächtig an. Unbekümmert und heiter endet „Rare Species“: Hinter „Living Then…“ verbirgt sich ein gut gelaunter Punkrocker, „New Church“ featured SEX PISTOLS-Atmosphäre mit Steel Guitars, „There’s No Tomorrow“ geht noch einen Schritt weiter, fast bis zum Hardcore mit Oi!-Chören.

Vielklang hat dem Album noch eine Zwei-Track-CD von REMEMBER TWILIGHT beigelegt, die für WALTARI im April mehrmals eröffnen. Hier mehr darüber…

www.waltari.de


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. One Day
2. Life Without Love
3. Megacity Rain
4. Dreamworld
5. What I Really Know
6. My Pain
7. Quick As A Day
8. Dream
9. Alone
10. Live This!
11. Wasting My Mind
12. No Limit / Symphony Of Destruction
13. Guardian Angel
14. Living Then Living Now
15. New Church
16. There’s No Tomorrow
Gesamtspielzeit: 71: 33

Tobias
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Beitrag vom 27.03.2004
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