OOMPH - Wahrheit Oder Pflicht
Label: Gun Supers (bmg)
Selig sind die geistig Armen - alle, die im Geiste lahmen – scheinbar gibt es kein Erbarmen – mit uns, die wir zweifelnd sind

Wahrheit oder Pflicht. Ein bekanntes Spiel aus längst vergangenen Tagen. „Wahrheit oder Pflicht“. Ein Spiel, das sich OOMPH als Titel für ihr aktuelles Werk ausgewählt haben. Wahrheit oder Pflicht. Übertragbar für dieses Album. Wahrheit: Es ist eine gute Scheibe. Pflicht: das ist der Kauf für alle, die auf charttaugliche, krachend-düstere Musik in Richtung RAMMSTEIN stehen – gemischte Gefühle erzeugend.
Sie läuft bei den Musiksendern rauf und runter, die Single-Auskopplung des Albums, „Augen Auf“. Mit diesem Lied haben OOMPH den Nerv der Zeit getroffen. Das Konzept ist einfach, hat sich auch schon bei RAMMSTEIN bewährt: Die aggressiv daher gerotzten Strophen münden in einer mitreißend-harmonischen Melodie im Refrain. Das alles mitsinggerecht, konsumgerecht.

Selig sind die geistig Blassen – alle, die das Fremde hassen – die sich lieber führen lassen – weil sie gerne Sklaven sind

Dieses Konzept zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Album. Die Hitsingle eröffnet den Reigen. Jedes der zwölf Lieder ist gleich aufgebaut. Harte Gitarren, düsterer Gesang, melodiöser Refrain mit verschiedenen Elementen untermalt. Die hohe Kunst in dieser Art des Komponierens ist es aber, dass die Lieder kein Abklatsch ihrer selbst sind. Genau da greift das musikalische Können OOMPHs. Durch kleine spielerische Nuancen schafften es die drei Musiker, ein homogenes Album zu kreieren, was auch an den vielen Facetten des Sängers Dero liegt. Er gibt dieser Scheibe erst ein eigenständiges Gesicht. Mal gefühlvoll, dann aggressiv, mal melancholisch – er hätte es nicht besser machen können.

Selig sind die geistig Schwachen – alle, die im Geiste flachen – scheinbar gibt es kein Erwachen – für all die, die hörig sind

Musikalisch gesehen verschmelzen die schon fast cyber-mäßig klingenden Keyboards mit den Gitarren zu einer Symbiose aus Sehnsucht und Progressivität. Das ganze gepaart mit großteils guten Texten, hinter denen mehr als platte Phrasen stecken. OOMPH beziehen Stellung zu verschiedenen Themen und nehmen kein Blatt vor den Mund. Auch an der Verständlichkeit der Texte lahmt es nicht, im Gegensatz zu den Kollegen von RAMMSTEIN, deren Zeilen großteils der Logik entbehren.

Selig sind die geistig Toten – all die Führer und Despoten – all die hoffnungslos Devoten – alle, die zu feige sind

Insgesamt gesehen, wie vorweg genommen, ein gutes Album. Gut, aber nicht exzellent, ausgezeichnet oder hervorragend. Denn OOMPH haben es nicht geschafft, ein durchgängig interessantes Werk abzuliefern. In der oberen Liga von „Augen auf“ können nicht alle zwölf Lieder mitspielen - außer„Tausend neue Lügen“, das sogar noch höhere Qualitäten als die Hitsingle hat, sowie vier, fünf weitere Songs. Der Rest ist Mittelmaß. Leider.

Mich führst Du nicht in Dein Feuer – mich führst Du nicht hinters Licht – ich lass’ Dich nie hinters Steuer – nein, mich verblendest Du nicht

Liedtextquelle: OOMPH, „Dein Feuer“




www.oomph.de


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Augen Auf
2. Tausend Neue Lügen
3. Wenn Du Weinst
4. Sex Hat Keine Macht
5. Dein Weg
6. Du Spielst Gott
7. Dein Feuer
8. Der Strom
9. Nichts (Ist Kälter Als Deine Liebe)
10. Diesmal Wirst Du Seh’n
11. Tief In Dir
12. Im Licht
Gesamtspielzeit: 53:34

Philipp
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Beitrag vom 17.03.2004
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