Vielleicht war ja jemand von euch vor ein paar Monaten im Wiener Kunsthistorischen Museum und hat sich dort die Francis Bacon-Ausstellung angeschaut. Falls ja, dann wird er/sie sich beim Erblicken des Booklets von „War Of Liberation“ sofort an die Papstbilderbearbeitungen des großartigen englischen Malers erinnert fühlen. Denn was sich auf der Rück- und Innenseite der von vorne recht unspektakulären CD-Hülle sehen lässt, wirkt wie eine noch krankere Version des an sich schon kranken Werkes Bacons: Papstporträts werden mit Metal-Artwork üblichen Attributen wie Totenschädeln, Gasmasken, Hörnern und Maden „verziert“. Großartig.

Aber kommen wir zur Musik des Ruhrpott Thrashdeath-Quartetts, die zum Glück nicht minder interessant ist. Einwandfrei eingespielt und mit gutem Sound versehen präsentiert die 1997 als AS BITTERNESS REIGNS gegründete Band ihre Mischung aus Thrash-/Death-Metal und Power Metal-Elementen. Für eine qualitativ hochwertige Undergroundband müsste das ja schon reichen, aber ZEROED lassen durchblicken, dass sie eindeutig Potential zu größerem hätten: Interessante Ideen gäbe es auf „War Of Liberation“ nämlich einige. Neben Riffs, bei denen man nicht – wie bei vielen anderen Undergroundbands – den Eindruck bekommt, sie schon tausendmal wo anders gehört zu haben und einem Bass, der nicht nur im Hintergrund bleibt, sind das Sachen wie das völlig kranke Telefon in „Mostly Harmless“, das sich in den Song fügt als wäre es das normalste mit Telefonentasten zu musizieren, den elektrisch angehauchten Hidden Track am Ende der CD oder originelle Textideen wie bei „Zenized“, das mit seinen Wort-bildungen an so manche Nietzschesche Hirnwixerei erinnert. Beispiel gefällig? „Fleischer-Rumpfsinn“ hat mir am besten gefallen.
Alles in allem macht das zwar sicher nicht DIE innovative Platte des Jahres aus, aber es lässt – wie vorher bereits angedeutet – das sicher vorhandene Potential der Band erkennen.

Als Anspieltipp lege ich euch jetzt einmal den Opener, „Black Song“, ans Herz. Wer den einmal gehört hat, sollte sowieso überzeugt sein.