Variatio delectat! Ja, liebe Freunde der lauten und nervenaufreibenden Musik, Lust auf ein Abenteuer? Lust auf Träumerei vor dem Kamin samt Ikea-Pantoffel und X-Large-Becher Kakao? Zeit, das Leben zu überdenken und Grundsatzdiskussionen zu führen! Zeit für THE MOUNTAIN GOATS!

Gut, man kann es auch übertreiben in Sachen Pathos und journalistischem Eifer, aber auf „We Shall All Be Healed“ bekommt man richtig Lust, die Seele baumeln zu lassen. Sehr ruhig das Ganze, sehr introvertiert, minimalistisch, teilweise brillant. Warum aber Musik zum Nachdenken, klingt doch eigentlich nicht danach, wenn man so vor sich hinrezensiert. Genau das ist es eben, was sich auch beim Hören abspielt. Auf den ersten Lauscher denkt man geschmeidiges Easy Listening zu vernehmen, abwechselnd etwas happy, dann wieder am Boden zerstört vor sich hinjammernd. Es ereignet sich nur, worin etwa auch R.E.M. Meister sind, es schimmert ein kaum erkennbares, aber deutlich spürbares zweites Gefühl mit, etwas, das raus will, aber auch nicht. Freilich lässt solch ein „Gefühl“, wie man es meines Erachtens am besten beschreibt, reichlich interpretativen Spielraum, also nichts wie auf zum Kamin oder in die Bibliothek zu Nietzsche, Camus und Co.!

Um musikalisch das Feld etwas genauer zu bestimmen, findet man doch Parallelen zu BRIGHT EYES, eben R.E.M. oder gar NORAH JONES, nur auf jeden Fall alles etwas ruhiger und so gut wie unplugged. Natürlich läuft man bei solch einer Musik auch Gefahr des Nicht-Überspringens des Funkens. Mich erreichen teilweise die Songs, teilweise auch nicht, manchmal macht sich sogar Langeweile breit, manchmal wiederum zaubern mir die Songs ein Lächeln ins Gesicht. Wie die Musik bin auch ich zwiegespalten, vielleicht habe ich auch nicht die Geduld, für jeden gespielten Ton eine eigene Geschichte und Welt zu kreieren. Nietzsche knows …