Respekt, Respekt! Nach gerade mal einem Drei-Song-Demo und noch im ersten Jahr ihres Bestehens (im aktuellen Line-Up; Gründung lässt sich auf das Jahr 2001 datieren) haben SOLE aus Nordösterreich die Chuzpe einen kompletten Longplayer einzuspielen. Von besagtem Demo wurde lediglich der eröffnende Goth-Rocker „Picture“ übernommen, der doch sehr explizit an noch unschuldige HIM erinnert, was die Band auch freimütig zugibt, denn man scheint in der Folge schnell begriffen zu haben, dass dieser nach wie vor überpräsente Sound das Gros seiner pubertierenden Anhänger in Bälde gesättigt haben wird. Heutzutage betonen SOLE zu Recht ihre Vielseitigkeit aus modernen Metal-Riffs, 80er New Wave-Keyboards, elegischen Vocals und altgotischen Songstrukturen wahlweise Marke gitarrenlastige SISTERS OF MERCY oder keyboardlastige THE CURE. Überhaupt ist der pathetische Geist der Achtziger die gesamte Dreiviertelstunde über existent, sowohl in genannter Stilistik („From Dusk Till Dawn“ - exzellenter Kontrast harter Gitarren und fragiler Früh-Achtziger-Elektronik, spitze arrangiert; „Nexus“ – rockt wie SENTENCED mit typisch bombastischen THE CURE-Keys) als auch völlig dem Pop verfallen, wie das folgende „No Pic“ demonstriert, welches an die frühen Tage DEPECHE MODEs erinnert, etwa zu „Construction Time Again“. Das technoide Instrumental „Illumination“, das übergangslos „No Pic“ einleitet, wirkt wie eine Zäsur, denn auch die sich anschließenden Songs entsprechen eher dem Gothic-Pop als dem Goth-Rock, Keys und Gesang stehen im Vordergrund, die durchgehend melancholisch-düstere Atmosphäre wird durch vereinzelt optimistische Töne ihrer resignativen Wirkung beraubt. Mich stört einzig das gelegentliche Überreizen der Refrains, die durch maximales Wiederholen viel von ihrer Bekömmlichkeit einbüßen. Dark Wave-Erstkonsumenten könnten darüber hinaus Probleme mit der ausgesprochen genre-spezifischen Stimme haben, die jedoch insgesamt recht angemessen rüberkommt. Ausgesprochen interessant gestaltet sich der Bonus-Track „Reincarnation“, der sich stellenweise, speziell der Gesangslinien wegen, exakt nach THE GATHERING zwischen „Nighttime Birds“ und „How To Measure A Planet“ anhört, nur eben mit männlichem Gesang, irgendwie verstörend das… Der Sound sei im „Home Recording-Verfahren entstanden“, worauf ich nie und nimmer gekommen wäre, so harmonisch wie „SoleMANIA“ klingt. Überzeugt euch selbst und saugt unter angegebener URL „From Dusk Till Dawn“ und „Nexus“ gleich mit.
www.sole.at.tt
MP3 - FILES:
Nexus
(File liegt auf stud4.tuwien.ac.at)
From Dusk Till Dawn
(File liegt auf www.unet.univie.ac.at)
Beitrag vom 09.03.2004 Zurück
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