CHRONICLE OF TYRANTS - Mental Decay
Label: Eigenproduktion
Die Death Metal-Combo CHRONICLE OF TYRANTS kommt aus Diepholz, Deutschland, wurde 2002 gegründet und besteht aus Manu Siewert (Vocals), Marco Wolfanger (Gitarre), Hendrik Koop-Lampe (Leadgitarre), Carsten Schumacher (Drums) und Kai Gevers (Bass). Kai war zwar mal offizielles Mitglied, hat sich aber dann aus persönlichen Gründen dazu entschlossen, nur mehr als Sessionmusiker zu fungieren.

Das Postpacket, das mir CHRONICLE OF TYRANTS zukommen ließen, beinhaltete neben ihrem ersten Release "Mental Decay" einen Zettel, wie man ihr erstes Werk am besten hören sollte: "Man möge bitte die beigefügte CD in ein kompatibles Abspielgerät einlegen und die Wiedergabe in einer angemessenen Lautstärke starten. Dann nehme man sich Stift und Papier bzw. Tastatur und Textverarbeitungsprogramm und schreibe eine kleine Abhandlung über das soeben Gehörte, um diese dann der Weltöffentlichkeit zu präsentieren." Ich habe mich also brav an die Anleitung gehalten, nur an das Textverarbeitungsprogramm konnte ich mich nicht halten, da wir sowas bei Earshot nicht brauchen. Solche Beipacktexte gefallen und sorgen für ein Schmunzeln, was bei der Band, die - siehe Homepage - keine Böseschauformation ist, sondern für Klamauk und Chaos immer zu haben scheint, gut passt. Alles klar, die CD läuft, der erste Schritt wäre getan. Nun werde ich mit einem Intro konfrontiert, das wahrscheinlich selber gesprochen und mittels Soundprogramm tiefer gestimmt wurde. Kann natürlich auch sein, dass es einem Film entnommen wurde, aber jedenfalls beginnt danach das Album mit "Morbid Apocalyptic Visions" so richtig. Die Wiedergabe habe ich auf eine angemessene Lautstärke gestellt und was einem sofort ins Ohr dringt und was auch CHRONICLE OF TYRANTS ausmacht, sind schwedisch angehauchten Melodien. Im Midtempo- bis Uptempobereich gehalten sorgt man einerseits für Härte, andererseits setzt man stark auf Melodie, die nicht selten in Tragik und - ja, auch das gibt es im Death Metal - Melancholie getaucht ist. Dass Death Metal nicht gleich Death Metal ist, sieht man anhand von "Mental Decay" sehr deutlich. Riffgewitter, zig Breaks oder technische Soli erwarten einen auf der Scheibe nicht, sondern eher eingängige Ohrwurmmelodien, wobei die Songstrukturen einfach gehalten sind, wenige Riffs pro Song aufweisen und oft nach dem Strophen- und Refrainschema aufgebaut sind. In der Rubrik "Klingt wie" könnte man AT THE GATES, HYPOCRISY oder BOLT THROWER anführen, deren Song "Inside The Wire" etwa vom Feeling und vor allem vom Haupttempo die Musik CHRONICLE OF TYRANTS' beschreibt.

Bei "Demon Inside" verwenden die Deutschen ein Detail, welches nur kurz vorkommt und sonst nicht mehr auf der CD Verwendung findet, nämlich cleanen Gesang. Dieser passt perfekt zu den oft tragischen Melodien und langsameren Passagen, somit gebe ich der Band den Tipp, cleanen Gesang öfter einsetzen, da er nicht nur für Abwechslung sorgt, sondern der Musik noch das gewisse Etwas gibt. Mit "Misanthropic" wird der Ohrwurm schlechthin geboten, dessen Refrainriff mir tagelang im Hirn rumspukt und nicht mehr rauswill. Die Songs bewegen sich, wie schon erwähnt, meistens in Midtempogefilden, weisen viel Doublebass auf, geblastet wird nur selten, nämlich auf "Cheated By Trust", dafür dann aber drumtechnisch äußerst präzise. "Cheatet By Trust" stellt zudem den wohl schnellsten Song der CD dar und wartet mit genialen Riffs auf. Für die Mitbangstimmung und den Ohrwurmcharakter sorgen nicht nur die Melodien, sondern auch das Gegrunze, welches prägnant und aussagekräftig Akzente setzt und der Musik auch einen gewissen Groove verleiht. "Final Mourning Sigh" überrascht gegen Ende noch mit einem akustischen Part, der auch passend in Szene gesetzt wird.

Soundtechnisch gefällt der Sound, besonders die Drums überzeugen mich. Andere würden sich vielleicht daran stoßen, da er sehr maschinell und drumcomputermäßig klingt, aber mir sagt dieser sterile Sound zu. Leider hört man den Bass kaum und das größte Manko der CD stellt der Mix dar: Die Vocals wurden derart in den Vordergrund gemischt, dass sie die Musik an sich erdrücken. Auf meinen kleinen Computerboxen klingt es, als ob Sänger Manu den Rest niedergrunzen wollen würde, die Drums klingen dagegen wie ein leises Kinderspielzeug. Im Discman wiederum passen Vocals und Gitarren, die Drums sind aber wieder eine Spur zu leise. Auf meinen normalen Boxen passt es wiederum mit den Drums soweit, nur sind trotzdem die Vocals zu laut und die Gitarren zu leise. Für den nicht optimalen Mix, den man sicher besser hätte hinkriegen können (gut, vieles ist auch Geschmackssache), gibt es Abzüge, aber ansonsten sei diese Freunden von schwedischem Todesblei ans Herz gelegt.

Jedenfalls können, abgesehen vom gewissen Mixschwächen, CHRONICLE OF TYRANTS mit Eingängigkeit und wunderbaren, mitreißenden Melodien punkten, sodass man sich auf das nächste Release freuen kann.
Hörproben gibt es auf der Homepage der Band, dort kann man zudem das Album für 6 Euro inklusive Porto und Verpackung erwerben - ob das auch für Österreich gilt, kann ich nicht sagen.

www.chronicle-of-tyrants.com

MP3 - FILES:
Misanthropic (File liegt auf chronicle-of-tyrants.com)
Morbid Apocalyptic Visions (File liegt auf chronicle-of-tyrants.com)

6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Intro
2. Morbid Apocalyptic Visions
3. Demon Inside
4. Misanthropic
5. Cheated By Trust
6. Internal Defect
7. Final Mourning Sigh
Gesamtspielzeit: 31:53

Leander
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Beitrag vom 06.02.2004
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