SCARVE - Irradiant
Label: Listenable Records
Endlich mal wieder was Ordentliches aus dem Frankenland! Dass im Reich der Schnecken à la carte und hochtrabenden Politiker das Gros der Bevölkerung eher anderen Musikrichtungen wie etwa die des Hip-Hops frönen, ist ja hinlänglich bekannt. Doch ab und an vermag doch der eine oder andere anständige Franzose die Ketten der konventionellen Geschmacksverwirrung zu sprengen und auf voller Länge mit beinharter Metal-Mucke zu überzeugen. So auch im Fall von SCARVE.

Manch einem wird diese Band schon ein Begriff sein, konnten sie mit ihrem Vorgängeralbum „Luminiferous“ doch schon einigen Fanzuwachs verbuchen. SCARVE machen zeitgenössischen Schweden-Thrash, und das auf sehr hohem Niveau. MESHUGGAH, SOILWORK und IN FLAMES lassen nicht nur grüßen, sondern verschicken bereits Ansichtskarten mit Veilchenduft, da macht aber auch niemand einen Hehl draus, wenn’s gut klingt, klingt’s eben gut. Das Ganze wird sehr professionell dargebracht, da gibt’s kein Patzen, keine Hacker, nichts. Die zwei Sänger wechseln sich gerne und mit einem Händchen fürs entsprechende Timing von treibendem Clean-Gesang – mit einer schon unverschämten Ähnlichkeit mit Lawrence Mackrory (Ex-DARKANE) – in aggressives Gegröhle ab, und zielen auch entsprechend auf zuhörerfreundliches Arrangement ab, was nicht unhäufig Passagen mit erheblichen Wiedererkennungswert als Konsequenz hat. Man hat sich nun mal bei den großen Nordmannen satt gehört und weiß inzwischen, wie der Hase läuft. Vielleicht hat der aufmerksame Leser den Wink mit dem Zaunpfahl bereits vernommen. Mir persönlich fehlt nämlich der letzte Schliff, das letzte „scheiss’ drauf“ im Songwriting, ein bisschen die Seele. Zu mechanisch wirken manche Parts, als dass man in die Klasse von etwa DARKANE oder genannten IN FLAMES avancieren kann. Des Weiteren scheint man auch noch nicht ganz seinen Stil gefunden zu haben, finden sich doch auch reichlich Passagen, die eher an die Kollegschaft des Todesbleis gemahnen. So etwas kann für Abwechslung sorgen, im Fall von SCARVE bewirken die wenn auch mit wahnsinniger Präzision und Wucht dargebrachten Blast- und Grind-Passagen jedoch einen Bruch der Homogenität und lassen noch auf einen gewissen Reifebedarf schließen.

Drei Nummern (darunter auch „Asphyxiate“, bei der Fredrik Thordendal von MESHUGGAH kurzerhand als Sessionmusiker engagiert wurde) gefallen mir wirklich wahnsinnig gut, da passt echt alles, beim Rest gibt es immer wieder was zu meckern und will nicht so recht im Ohr hängen bleiben.

Die Produktion ist ein Hammer, da gibt es nichts. Kein Wunder aber, wurde „Irradiant“ in den Dug-out Studios mit Daniel Bergstrand aufgenommen. Das steht natürlich für Qualität.

Also: Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir haben es mit einer Band zu tun, die mit Sicherheit noch Furore machen wird, denn Talent und Potenzial ist auf ganzer Linie zu erkennen. Aber noch ist es nicht ganz so weit …

www.scarve.net


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Mirthless Perspektives
2. An Emptier Void
3. Irradiant
4. Asphyxiate
5. Hyperconscience
6. The Perfect Disaster
7. Molten Scars
8. Fireproven
9. Boiling Calm
Gesamtspielzeit: 44:18

Hansi
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Beitrag vom 27.01.2004
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