JOACHIM WITT - Pop
Label: Ventil (spv)
Die Meinungen über JOACHIM WITT gehen auseinander. Er ist eben nicht jedermanns Geschmack. Muss er auch nicht sein. Muss keine Musik sein. Manche finden Witts Kunst grotesk. Das kann der Alt-Meister der dunklen Klänge verstehen. „Aber ich weiß ebenso gut, dass diese Leute nicht zu den Liebhabern von Hölderlin gehören“, kommentiert er zu seinem neuen Werk „Pop“. Wie das zu verstehen ist? Friedrich Hölderlin wurde 1802 als geisteskrank befunden, schrieb das Drama „Der Tod des Empedokles und den Briefroman „Hyperion“, war in die Gattin des Bankiers sowie seines Schülers Gontard verliebt. Soviel dazu. Außerdem verfasste Hölderlin Gedichte in antiken Versmaßen und freien Rhythmen. So. Soll das nun heißen, wer nicht den Intellekt besitzt, Hölderlin zu verstehen, versteht auch nicht Witts Musik? Das wirft doch so manche Fragen auf.
„Das Wichtigste war mir, ein möglichst dichtes Werk hinzubekommen, nicht so eine Platte, bei der sie dann sagen, spiel’ mal die Zwei oder die Neun“, schickt Witt seinem neuen Werk voraus. In der Tat hat er ein Album kreiert, das homogen ist, so wie er es wollte. Homogen dahingehend, dass alle eigentlich zwölf Stücke (auf dem uns vorliegenden sind es nur neun) von einer melancholischen Dominanz geprägt sind. Nicht zuletzt ein Markenzeichen der düster-tragischen Stimme JOACHIM WITTs. Sie passt zu den Liedern, die sich musikalisch tatsächlich gänzlich an den Titel des Longplayers „Pop“ anlehnen. Das Instrumentale ist sehr einfach strukturiert, wohl aus dem Computerle, gehalten – ohne Schnickschnack. Das ist der Knackpunkt an der Scheibe. Durch diese einfache Strukturierung gibt es darauf keine wirklichen Überraschungselemente. Viel Beat, viele konventionelle Elemente, viel Pop eben. Was die ganze Sache dagegen interessanter macht sind die Harmonielinien. Vor allem „Fluch der Liebe“ und „Leben“ überzeugen auf voller Ebene und können sich in die Wittsche Hitliste á la „Eisenherz“ einreihen. In erster Linie „Leben“ hat dieses Potenzial, was ausschließlich den Refrain betrifft, in dem der Altmeister von Sehnsucht singt. Die Melodienuancen erwecken in des Hörers Gemüt tatsächlich das Gefühl der Sehnsucht – gelungen. Weniger gelungen: „Sag’, was Du willst“. Was dieses Lied absolut zerstört ist der unqualifizierte Zusatz der weiblichen Stimme, mit der Witt im Duett auf den Refrain „hinsingt“. Komplett daneben, dadurch erreicht das Lied nur den Standard einer drittklassigen Band. Einzig bei „Später“ garniert Witt „Pop“ mit E-Gitarren-Klängen. Textlich gesehen bleibt es in seinem Schaffen bei den traditionellen Hintergründen: Dunkelheit, Liebe, Leben.
Die Gefühle zu „Pop“ sind gemischt. Das, was Joachim Witt ja will, die Meinungen entzweien. Das schlägt sich vor allem beim Hören der Alexandra-Hymne „Mein Freund, der Baum“ nieder. Ob dieses Cover gelungen ist, lassen wir mal dahingestellt. Daran haben sich schon viele in Vergangenheit die Finger verbrannt. JOACHIM WITT selbst, der Goldene Reiter, hält es nun für adäquat gecovert.




www.joachimwitt.de


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Mein Freund, Der Baum
2. Ich Will Mehr
3. Immer Noch
4. Fluch Der Liebe
5. Leben
6. Draußen Vor Der Tür
7. Sag’, Was Du Willst
8. Später
Gesamtspielzeit: 31:11

Philipp
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Beitrag vom 26.01.2004
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