MAGNITUDE 9 - Decoding The Soul
Label: InsideOut / SPV
Fünf Amerikaner, mit Namen Corey Brown (v), Rob Johnson (g), Ian Ringler (b), Joseph Anastacio Glean (k) und John Homan (d) haben sich zusammengeschlossen um anspruchsvollen Melodic Metal zu produzieren. Die Band, welche 1998 ihr Debüt "Chaos To Control" herausbrachte, legt nun mit ihrem dritten Werk "Decoding The Soul" einen weiteren melodischen Output hin, der, wie schon am Cover zu erkennen, auch nicht ohne moderne Einflüsse durch die Boxen dröhnt.

Der erste Song "New Dimension" erweckt zunächst den Eindruck, als würde MAGNITUDE NINE sehr viel Wert auf düstere Atmosphäre und bedrohliche Keyboards legen, doch jener Schein trügt vorerst, denn dies ist auf der ersten Hälfte der CD mehr oder minder der einzige Song, der damit punktet, doch dazu später mehr. Ansonsten ist der Sound recht hart für eine Melodic Metal Band. Trockene Gitarrensalven paaren sich mit einer hohen, doch durchaus kraftvollen Stimme. Alles klingt ziemlich komplex und hat sogar einen leicht futuristischen Touch an sich, wobei leider auch hin und wieder etwas monotone Passagen auftauchen.
Weiters missfällt mir der große Kontrast zwischen den Vocals und der musikalischen Unterlegung, so kommen Emotionen, falls sie überhaupt einmal vom Sänger Corey Brown überzeugend dargebracht werden, kaum richtig herüber, da einfach die passende Begleitung dazu fehlt. Auch die einzelnen Refrains wirken etwas gefühllos, und der Unterschied zu den Verse-Teilen ist zu klein um wirkliche Eingängigkeit mit ihnen zu erzeugen. So wirkt das ganze etwas einfarbig und zu wenig Ecken und Kanten aufweisend, wenn dies auch durch (doch recht gelungene) Soli etwas unterbrochen wird.
Schon nach ein paar Songs fällt auf, dass mit Effekten zwar nicht gespart wurde, aber immer dieselben an des Hörers Ohr dringen. Wenn auch die ersten Tracks durchaus gut sind, so fehlt mir hier klar ein Tick Emotion, der mich gänzlich überzeugen könnte und im Stande wäre die Musik in mich übergehen zu lassen. Hier hat auch der recht große Grad an Eigenständigkeit und die bewusst progressive Musik den Nachteil, dass sie spät zündet und teilweise fremd klingt, dadurch ein "kaltes" Flair erzeugt.

Die Lyrics wären zweifelsohne geeignet, wohl auch die Stimme, würde sie empfindsamer eingesetzt und betonter werden, doch der straighte und beinahe zu harte Sound (für diese Musik) verhindert, dass aus den klasse produzierten Songs, wie z.B. dem vierten Track "To Find A Reason", ein mitreißender Song wird. Was auch fehlt sind ruhige, friedliche Passagen, die der Abwechslung sicherlich gut tun würden. Dies merkt man auch, denn in dieser Hinsicht gibt es doch hier und da ein paar Lichtblicke so zum Beispiel bei der Nummer "Walk Through The Fire", doch die Hoffnungen werden bald wieder zerschlagen.
So stellt sich mir hier klar die Frage: Warum wird die akustische Gitarre (die zwar immer wieder aufblitzt aber praktisch bisher keine wirkliche Rolle bekommen hat) so stark vernachlässigt, obwohl man hört, dass ihr Einsatz beherrscht werden würde? Natürlich haben harte E-Gitarrenriffs ihren Vorteil, aber ausdrucksvoller sind nun einmal die akustischen. Mit Einsatz dieser würde wohl das fehlende Bindeglied zwischen Gesang und dem Rest hergestellt. Doch leider trifft dies auch im sechsten Track nicht ein. Im Gegenteil wirkt er noch etwas kälter als seine Vorgänger.

Die Hoffnung schon beinahe aufgegeben vernehme ich mit Erstaunen den Anfang des Songs "Changes". Und dieser Track-Titel trifft wahrlich besser zu als jeder andere. Hier wird genau das vorher angesprochene in die Tat gesetzt, ruhige Passagen folgen druckvollem Riffing, welches klar an Gewichtung gewinnt, wenn es nicht allgegenwärtig ist. Diese Nummer wirkt klar abwechslungsreicher als die bisherige CD und zum ersten Mal keimen auch Gefühle versteckt auf. Die oben angesprochenen guten Lyrics werden endlich mit dem verdienten Einsatz dargestellt, und die Hoffnung auf anspruchsvolle aber doch logische Songs wird nun doch erfüllt.
Als hätte man hören können was mir zuvor missfiel, bleibt man auf dem eben eingeschlagenen Kurs und mischt die guten Vocals mit melodischen Akustik-Parts auch auf dem nächsten Track. Plötzlich sind es auch die Drums, die dann und wann einmal aufscheinen und von sich aus Akzente setzen.
Die Keyboards werden zu guter Letzt nun auch einmal so eingesetzt wie ich mir das vorstelle, nämlich als Mittel um Atmosphären, wie am Anfang der CD angedeutet, aufzubauen. Immer interessanter wird die CD, immer mehr Ideen wirken nachvollziehbar und doch anziehend, und unerwartet tauchen Kanten auf, die so einen Silberling letztendlich ausmachen, ihn ein eigenes Flair verleihen.
Mit einer Halb-Ballade endet dieses Album dann. Spät aber doch wird mit diesem, und der jetzt hervorragenden Gesangsarbeit, die Kälte, welche bereits langsam gewichen ist, vollkommen verbannt und ein wirklich bezaubernder Abschluss wird geboten.

Als Fazit kann ich schließen, dass es vielleicht gut war, dass dieses Album nicht so überzeugend anfing, denn so erfreut über eine Entwicklung auf einer einzelnen CD, war ich wohl noch nie. Ab dem Song "Changes" wird wirklich alles zum Guten gewandt, er wirkt als Wendepunkt ab dem Fremdartigkeit interessant, der zu große Kontrast mit dem fehlenden Bindeglied ausgemerzt und Kälte zu einem Gefühl wird, das man zu vertreiben im Stande ist. Große Eigenständigkeit und mangelnde Vergleichsmöglichkeit stören nicht weiter, denn selbst wenn man dieses Werk mit anderen gleichsetzen könnte, wäre meine klare Empfehlung: selbst reinhören und die Entwicklung miterleben.

www.mistchild.com/magnitude9/


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. New Dimension
2. Lies Within The Truth
3. Facing The Unknown
4. To Find A Reason
5. Walk Through The Fire
6. Dead In Their Tracks
7. Changes
8. Torn
9. Thirty Days Of Night
10. Sands Of Time
Gesamtspielzeit: 45:55

shark
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Beitrag vom 18.01.2004
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