DKREM - Short Adventures
Label: Haute Areal
Nichtsahnend "Short Adventures" von DKREM in den Plattenspieler packend und staunend.

Der Mann, der verantwortlich ist für diese Ansammlung von stürmischen Gedränge an Eindrücken, nennt sich Dieter Kuhlsdom und ist nicht gerade ein Neuling im Bereich verschiedener Künste - nebst seiner Tätigkeit als bildender Künstler stellt DKREM, neben seiner Band VX, ein Soloprojekt dar. Man könnte sogar sagen, dass "Short Adventures" - das Erstwerk - nicht im Bereich der "herkömmlichen" Musikplatten anzusiedeln ist, sondern eher den Begriff 'Concept-Art-Music' verdienen würde, würde es ihn geben.
Diese Musik, die so klingt, als würde sie wahrlich jeden und alles ab- und verstoßen, ruft in mir unglaubliche Gefühle hervor - zwischen Liebe und Hass. Sozusagen verbindet mich eine starke Zuneigung sowie Abneigung gegenüber "Short Adventures" ("Short Adventures" wird übrigens zu einem sehr ironisierten, passenden Begriff, wenn man an die Stücke denkt).
Doch warum Liebe und Hass: Liebe zu dem Einfallsreichtum, zu den Lichtblicken auf der CD wie zum Beispiel in "Tanz der Kobolde", das wohl das beste Anti-Schlaflied ist, was mir je in die Ohren gekommen ist: "Schlafe ruhig und zier dich nicht! - Alles ist zu deinem Wohl und mach dir nicht die Hosen voll"...
Oder auch "Little Girl On The Otherside" beeindruckt durch sphärische, disharmonische Klänge und einem ruhigen, sanften Frauengesang mit minimalen 'Bjökanteilen'. Ganz - zumindest scheint es so - unpassend folgt ein Stück, das ich in die Rubrik Computerjazz hineinzwängen würde - passend zum Titel "Summbar". Oder die Dance-Scheibe "Outside The Temple", die so kurz ist, dass man gar nicht erst zu tanzen anfangen braucht. Oder hinter dem prägnanten Titel "Schlager" verstecken sich verwirrende Texte überliefert in flüsternder Stimme mit einem Happy-Sound im Hintergrund. Zusammenfassend: Die Lichtblicke, die ich meine, sind feine Industrial Thrash Elektro Klänge, bei denen man glauben könnte, Blixa Bargeld hätte einen Gruß dagelassen und so Easylisteningbarjazz. Weiters die Texte, die ich vage mit dadaistischer Zufallslyrik betiteln würde - ein gut gelungenes Experiment mit vielen interessanten Momenten einerseits....
...andereseits der Hass gegenüber der Monotonie der einzelnen Songs auf der Platte, die viel zu dicht gestaltet ist - die Hälfte der Lieder würde ausreichen und außerdem beim Hörer nicht gar eine solche Reizüberflutung hervorrufen. Zum Beispiel bei "Radio Reprise" freut man sich nach den ersten Klavierakkorden auf ein schönes jazziges Klavierstück - letztendlich wird man enttäuscht, da sich - prinzipiell - vier lange Minuten das gleiche Motiv durchzieht. Aber das kann man ja nicht wissen - vielleicht ist es ja Absicht; bei der Kunst - und ich schätze dieses Album als 'Kunstalbum' ein - kann man ja nie wissen - und das ist auch gut so.

Kuhlsdom, der sich da aber selbst nicht ganz sicher ist, würde DKREM als Industrial Noise Pop oder Minimal Electro Lofi Jazz beschreiben. Ich würde das nicht verneinen wollen und für mich selbst den Schluss ziehen, dass der Vergleich mit Thrashbands wie JOINTVENTURE und DIE GUTEN + Elektroanteile und viel mehr dunklen Sphärengeräuschen auch nicht so abwegig ist.

Bei Betrachtung mit den Augen der Künste sehr interessant, bei Betrachtung mit 'Musik als Unterhaltung und zum Mitgehen' Fehl am Platz.

www.hauteareal.de


4 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Radio
2. Dead Dead Dead
3. Tanz Der Kobolde
4. Werner
5. String Trip
6. Little Girl On The Other Side
7. Summbar
8. Wiederkehr & Ricken
9. Outside The Temple
10. Julia
11. Schlager
12. In The Rain
13. Radio Reprise
14. Tot
15. Be Happy
16. Unidentified Apples
17. Sendersuchlauf
18. Interlude
19. Repeat After Me
Gesamtspielzeit: 49:04

Sophie
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Beitrag vom 07.01.2004
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