GUNS´N´ROSES - Lies
Label: Geffen/universal
[CLASSICKS] - REVIEW     Erscheinungsjahr:1988
Verglichen mit ihrem Debüt gibt sich das Zweitlingswetrk GUNS’N’ROSES’ äußerst uneinheitlich, zusammengestückelt. Nicht nur, dass es in zwei Teile geteilt wurde (je vier Live- beziehungsweise Studioaufnahmen), gibt es hier eigenes und gecovertes, ruhiges und härteres Material und das noch mit verschiedensten Sounds.

Die Liveaufnahmen (eine ROSE TATTOO- und eine AEROSMITH-Coverversion als Verneigung vor zwei ihrer wichtigsten Einflüsse sowie zwei Kompositionen, die es nicht auf „Appetite…“ geschafft haben) kommen simpel und rau daher, verweisen nicht nur was das Datum der Aufnahme angeht in die abgeschlossene Vergangenheit der Band.

Die vier Studiotracks weisen dann eher in die Zukunft: Experimentieren ist angesagt. Mit „Patience“ der ersten GUNS’N’ROSES-Ballade, die die Band gleich als Meister eines Faches vorstellt, das ihnen in den nächsten Jahren die Herzen sämtlicher pubertierender Rockerinnen (und vielen mehr) sichern sollte.
Überhaupt: „Patience“. Zuerst die Sehnsucht in Noten gefasst, dann ein Schuss bittere Verzweiflung dazu, welche sich zur resignierenden Wut steigert, um sich schließlich doch in einem von Hoffnung durchdrungenen Dur-Akkord aufzulösen.
In puristischster Unplugged-Besetzung erschaffen GUNS’N’ROSES eine der bewegendsten Balladen überhaupt.

Danach geht’s ohne Tränen weiter:
„Used To Love Her“ eine Pop/Rocknummer die ins Ohr geht und damals problemlos auf Ö3 zwischen den COUNTING CROWS und den Verkehrsnachrichten laufen hätte können, wenn da nicht dieser an die MISFITS erinnernde Friedhofs-Humor-Text gewesen wäre.
„You’re Crazy“, das wir bereits von „Appetite For Destruction“ kennen, präsentiert sich hier im Gegenteil zum nach vorne preschenden Original sehr laid back. GUNS’N’ROSES nach an Pfeiferl und nicht auf Speed quasi…
„One in a Million“ hat dann wieder eine verzerrte Gitarre dabei, die allerdings eher in den Hintergrund tritt neben den akustischen und der Percussion. Bei der eigentlich nett klingenden Nummer kotzt sich Axl richtig aus und lässt die Chauvinisten-Seite seines Daseins durchschimmern. Das hat ihm dann auch ein paar Problemchen eingebracht, da es aber der einzige Ausrutscher in dieser Richtung war und man es auch als gegen eben jenen kleingeistigen, nicht nur typisch amerikanischen Chauvinismus gerichteten Zynismus auffassen könnte, werde ich jetzt einmal nicht mit der Feder gegen dieses zweischneidige Schwert in die Schlacht ziehen.

Eine seltsame kleine Angelegenheit, dieses Intermezzo. Ich interpretiere es jetzt einmal als Versuch der Band, musikalisches Neuland zu erschließen und sich dort zu orientieren, als Stufe zwischen dem rotzigen Debüt und dem pompösen Magnum Opus, das folgen sollte.
Wahrscheinlich war’s für die Burschen damals aber einfach nur der geglückte Versuch, mit ein paar unveröffentlichten beziehungsweise wiederveröffentlichten Songs schnell ein wenig Schotter für Schnee oder Feuerwasser anzuhäufen. Das unterstell’ ich den ansonsten perfektionistisch veranlagten Gunners jetzt einmal.

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7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Reckless Life
2. Nice Boys
3. Move To The City
4. Mama Kin
5. Patience
6. Used To Love Her
7. You¸re Crazy
8. One In A Million
Gesamtspielzeit: 33:34

Kronos
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Beitrag vom 23.12.2003
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