Die hippiesken Prog-Schweden THE FLOWER KINGS spendieren ihrer stetig wachsenden Fankommune eine erschöpfende Doppel-DVD mit interessantem Konzept: Den Rahmen bildet eine professionell gefilmte Show im Stadsteater zu Uppsala vor – den gesitteten Publikumsreaktionen nach zu urteilen – üblichen Theatergängern, statt eingeschworenen Fans. Verstärkung findet die Band in Form von Landsmann Daniel Gildenlöw, Chef der Kollegen von PAIN OF SALVATION, einer ebenfalls extrem eigenständigen Prog-Formation, die sich, analog zu den KINGS, binnen kürzester Zeit ähnlich loyale Anhänger schaffen konnte. Nach jedem Song (der bei den FLOWER KINGS schon mal Albumlänge erreichen kann) ist eine Dokumentation zu sehen, die entweder eine Tour oder Studioaufenthalte thematisiert. Überhaupt wirkt Roine Stolt, der Gründer der Könige, in seiner Eigenschaft als Cutter und Mixer, sehr bemüht, die üppige Distanz der DVDs möglichst abwechslungsreich zu gestalten: Die Konzertaufnahmen werden öfters von psychedelischen Grafiken überblendet, wozu Stolt im prallen Scheinwerferlicht mit tellergroßen Pupillen große Augen macht, zwischendurch röstet ein Feuerspucker seine Mandeln, oder es wird eine Ballett-Choreographie eingeblendet; alles nur um einen Song wie dem Opener „The Truth Will Set You Free“ über die Länge einer guten halben Stunde zu retten. Nun ist es ja nicht so, dass die Kompositionen des Sextetts langweilig wären, ganz im Gegenteil, nur reichen zum Genuss der Musik die Ohren. Die Visualisierung der Epen ist so bandfixiert ausgefallen, dass trotz stimmiger Lightshow und exzellenter, nahezu perfekter Performance seitens der Musiker, nicht ein Hauch von Live-Atmosphäre aufkommt. Der superb gemischte PCM-Stereo-Sound ist zudem derart sauber ausgepegelt, dass er diesen Eindruck übermäßiger Sterilität noch forciert.

Sicher, Fans der FLOWER KINGS dürfen dennoch zu Recht vollkommen ausflippen, denn was die Sieben auf der Bühne so abziehen, könnte technisch nicht komplexer sein und gleichzeitig musikalisch nicht emotionaler – seit jeher die größte Gefahr für den Progger: dass er vor lauter eitler Virtuosität den Song und die Hörer vergisst. THE FLOWER KINGS umgehen besagte Gefahr ebenso souverän wie DEEP PURPLE, mit denen die Schweden in der Tat viel gemeinsam haben, was u.a. „Humanizzimo“ sehr gut verdeutlicht. Doch auch die Tour-Impressionen, jeweils aus den USA, Europa und Süd-Amerika) erinnern an Altherren-Rock a la DEEP PURPLE, nur dass bei PURPLE wohl doch mehr der Punk abgeht. Die KINGS hingegen begnügen sich damit bei jeder Gelegenheit Cola-Dosen preisend in den Camcorder zu halten, respektive lassen sich beim Eisbecher-Essen filmen, also nix Rock’N’Roll, eher good clean family entertainment, angemessen mit ätherischen, völlig harmlosen Klängen aus den diversen Alben untermalt. Spektakulärer geht’s im Studio zu, wenn Drummer Zoltan Czörsz und Percussionist Bruniusson ihre Soli einhämmern - die beiden haben’s drauf! Die Songs sind unglaublich facettenreich und voller Reminiszenzen an legendäre Vorbilder („Circus Brimstone“ z.B. macht THE DOORS alle Ehre).

Wir fassen zusammen: Für die Freunde ausladender, verspielter Softprog-Tracks ein Muss, für den durchschnittlichen Metaller musikalisch wie ideell viel zu beherrscht und zahm.