BLINK182 - Blink182
Label: Geffen Records
Die Linsen in den CD-Playern zittern vor Aufregung, denn nach fast genau zwei Jahren bescheren uns die drei Jungs aus San Diego, Kalifornien, mit ihrer bisher anspruchsvollsten CD noch trüber wirkende Novembertage.
Manch einem mögen BLINK182 als pubertierende Pop-Punk-Teenies in sämtliche Hirnwindungen eingebrannt sein, doch jene 14 neuen Tracks dürften selbst eingefrorenste Ignoranten missionieren.

14 neue Lieder erzählen 14 neue Geschichten, wie man sie von BLINK182 bisher noch nicht gewohnt war. Es wirkt fast so, als hätten BLINK fünf Alben lang auf den Zeitpunkt gewartet, aufgestauten Gefühlen, Erinnerungen, Erfahrungen und tiefen Ängsten in Form einer self-titled CD Platz zu machen, um sich als reife und ernst zu nehmende Musiker zu beweisen.

Ein klares Konzept, das sich durch fein abgestimmtes Design der Website und des Coverartworks der CD aufdringt, bringt dem Hörer den Grundtenor der Scheibe nahe – feine Melancholie. Untermalt werden die lyrischen Kompositionen durch auffallend ausgefeiltere musikalische Zusammensetzungen als bisher.

Gewohnte Melodien werden vereint mit neuen, sicher durch die Nebenprojekte der Herren DeLonge (BOXCARRACER) und Barker (BOXCARRACER, THE TRANSPLANTS) nicht unwesentlich beeinflussten, experimentellen Klängen.
Schatten auf die Häupter seiner zwei Bandkollegen wirft wieder einmal der Mann am Schlagwerk: Travis Barker. Seine einfallsreichen, bretterharten und doch gewählten, exakt auf den Punkt gespielten Rhythmen lassen jeden Drummer im Sumpf der ewigen Einöde des Schlagzeugspiels versinken.
Den Willen, mit Experimentierfreudigkeit und Risikobereitschaft Neues zu schaffen, hört man deutlich an dem teils ungewöhnlich kratzig, fast schon dreckig klingenden Gitarren-/Schlagzeugsound und den clever arrangierten Effekten.
Zeit dafür nahm sich die Drei-Mann-Combo dafür ja reichlich, denn sie mieteten sich sechs Monate lang ein Haus, in dem sie die Kreativität ihrer musikalischen Ergüsse, ohne jeglichen Druck des Labels (Geffen Records), umsetzen konnte.

Den akustischen Orgasmus der CD bringt eine 80er-Jahre-Legende, THE CURE-Frontmann Robert Smith, zu Ohren, der im Lied „All of This“ die Hauptvocals gewohnt und geliebt düster übernimmt. Zudem gibt es ein reines Instrumental-Lied („The Fallen Interlude“). Beeindruckend beginnt „Stockholm Syndrome“ mit dem Vorlesen eines Briefs, den Marks Großvater seiner Großmutter aus dem Krieg schickte, untermalt mit sanfter Musik.

Kurzum ein bis auf wenige Ausnahmen ("Feeling This", "Go", "Stockholm Syndrome") außergewöhnlich ruhiges und sehr gelungenes Werk der Pop-Punk-Ikonen, welches jede noch so fröhliche Meersau in Psychotherapiereife verfallen lässt. Gespickt ist die CD mit Videomaterial und einer Liveversion von „Anthem Part Two“ (von „Take Off Your Pants And Jacket“). Sicher eine der besten Neuerscheinungen dieses Jahres, die auf eine folgende Europatournee hoffen lässt.

www.blink182.com


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Feeling This
2. Obvious
3. I Miss You
4. Violence
5. Stockholm Syndrome
6. Down
7. The Fallen Interlude
8. Go
9. Asthenia
10. Always
11. Easy Target
12. All Of This
13. Here's Your Letter
14. I'm Lost Without You
Gesamtspielzeit: 53:02

Nemo
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Beitrag vom 28.11.2003
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