PANTERA - Vulgar Display Of Power
Label: Warner
[CLASSICKS] - REVIEW     Erscheinungsjahr:1992
Das erfolgreichste aller PANTERA-Alben, sowohl verkaufszahlenmässig als auch was den Einfluss angeht, ist ohne Zweifel „Vulgar Display Of Power“. Aber wieso stellt der `92er-Output für viele bis heute das beste PANTERA-Album dar und warum klangen (oder besser: wollten klingen) in den Jahren nach der Veröffentlichung plötzlich soviel Bands wie die vier Südstaatler?

Erfolg ist selten nur auf Qualität zurückzuführen und da über die Qualität dieses Albums zu diskutieren auch ähnlich mühsam wäre wie der x-te Versuch des endgültigen Gottesbeweis , sollen hier andere Aspekte berücksichtigt werden.
Vorher nur kurz etwas zum musikalischen Gehalt dieser feinen Platte: alles was sich auf „Cowboys From Hell“ als gut erwiesen hat, wurde weitergeführt, weiter modernisiert und weiter perfektioniert. Die elegant-hüpfende Doublebass Vinnie Pauls und der schnarrende Bass Rex’ sind ineinandergefügt wie Zahnräder und arbeiten präzise zusammen, den Rest der alles zermalmenden Maschine bilden Darrells stampfende Riffs, die mit einem Gitarrensound gebracht werden, der so etwas wie das Role Model für die bereits im Aufkeimen bedachte Neunziger Metal-Welle (MACHINE HEAD, FEAR FACTORY) darstellt. Darauf sitzen Licks, virtuos gespielt und mit diesem fiesen Spielwitz, den einfach nur Darrell hat... Blues from Hell sozusagen. Und zum drüberstreuen Phil Anselmo’s Vocals, die nun alle Falsett-Anwandlungen vergangener Tage hinter sich lassen und an denen es sich von nun an zu messen galt. Alles was später aufgenommen wurde, wurde entweder als härter oder weicher, melodischer oder mehr im Death Metal-Bereich als auf „Vulgar Display Of Power“ bezeichnet.
Alles schön und gut, aber wieso hat sich so was auf einmal so gut verkauft?

Meiner Meinung nach gibt es zwei Faktoren, warum 1992 so besonders günstig für „Vulgar Display of Power“ war: Metal und Gewalt.

Wenn wir uns die Musiklandschaft der frühen Neunziger ansehen, ist auffällig, dass der Heavy Metal, in den Achtzigern noch Randgruppenmusik und mit Tod und Teufel in Verbindung gebracht, einen kommerziellen Erfolg feierte, den er seitdem kaum wiederholen konnte.
GUNS’N’ROSES, METALLICA, EXTREME allesamt auf dem ersten Chartplatz, FAITH NO MORE, SOUNDGARDEN, BIOHAZARD, die ganze Crossover-Welle knapp dahinter, der gute alte Heavy Metal mit JUDAS PRIEST („Painkiller“), IRON MAIDEN („Fear of the Dark“) und OZZY OSBOURNE („No More Tears“) auch ganz dick da und dann noch härtere Bands wie SEPULTURA und SLAYER, und auch CANNIBAL CORPSE oder MORBID ANGEL, die den Underground beherrschten beziehungsweise diesem schon kommerziell entwachsen waren... da standen die Chancen für eine qualitativ hochwertige Band wie PANTERA natürlich hoch, besonders wenn man bedenkt, dass sie traditionelle Ansätze ihrer Vergangenheit mit moderneren Ansätzen der damaligen Gegenwart sowie Massenkompatibilität mit Härte verbanden und das auch noch äußerst geschickt und charakteristisch.

Auch die Medienlandschaft liefert Zeugnis über die Bedeutung des Metals zu dieser Zeit: man denke nur an Filme wie „Waynes World“, „Airheads“ oder den Auftritt von CANNIBAL CORPSE in „Ace Ventura“...
Was allerdings auch auffällt, ist die Ästhetisierung von Gewalt in der Kunst der frühen Neunziger. Man denke hier nur an Filme wie „Natural Born Killers“ oder die Pumpgun-Szene in „Jim Carroll“ und natürlich den übermächtigen Quentin Tarantino. Dass die Gewalt dermaßen Eingang in die Kunst fand, hat natürlich auch seine gesellschaftlichen Ursachen: die Riots in L.A., der O.J. Simpson-Prozess, der Golfkrieg. Unter Clinton erhielten innenpolitische Themen wie Rassismus oder Jugendkriminalität mehr Beachtung und deswegen rückten diese Themen nicht nur in Film und Fernsehen sondern auch in der Musik ihren Niederschlag, womit wir wieder beim eigentlichen Thema wären: Gewalt war - egal ob in Gangsta Rap oder den oben genannten Variationen harter Rockmusik - DAS Ding. BODY COUNT, BIOHAZARD, der „Judgement Night“-Sampler, CANNIBAL CORPSE fallen einem da ein. Und dann dieses Cover und dieser Titel: ein Faustschlag in die Fresse in Nahaufnahme und der Titel „Vulgar Display of Power“. Und dann noch Songs wie „No Good (Attack the Radical)“ oder „Fuckin’ Hostile“. Nix mehr mit "Proud to be loud", Sozialkritik war angesagt.
Na bitte: genauso wie SEPULTURA mit „Chaos A.D.“ ein Jahr später genau zur rechten Zeit am rechten Ort.

Der Metal-Boom und die Gewaltästhetik der Medien ließen dieses Album nicht nur für die Metal-Community zugänglich sein und zu keinem kommerziellen Rohrkrepierer werden sondern machten es zu einem der Alben des Jahres 1992.



www.pantera.com


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Mouth For War
2. A New Level
3. Walk
4. Fucking Hostile
5. This Love
6. Rise
7. No Good (attack The Radical)
8. Live In A Hole
9. Regular People (conceit)
10. By Demons Be Driven
11. Hollow
Gesamtspielzeit: 52:55

Kronos
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Beitrag vom 26.11.2003
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