WIPE OUT - Black Light District Boys
Label: Klanggalerie
Pünktlich zum zehnjährigen Bestandsjubiläum lädt das Linzer Trio WIPE OUT also zur einer weiteren faszinierenden Expedition durch ihre elektronischen Klangwelten ein.

Und: Obwohl deren beachtliches letztes Werk „Anthems for the Underarchievers“ bekanntermaßen erst im Vorjahr auf die Menschheit losgelassen wurde, werden die Herren Bruckmayr, Fadinger und Kern ihrem Ruf als unermüdliche Work-Alcoholics und bemerkenswerte Allroundtalente erneut gerecht und widmeten sich viel lieber der Produktion eines weiteren Albums, anstatt sich auf ihren Erfolgslorbeeren auszuruhen. Für jene Personen, die mit den Veröffentlichungen dieser Band bisher noch in Berührung kamen, sei kurz erwähnt, dass der Name WIPE OUT für ein (durchaus tanzbares) elektronisches Klangspektrum der Sonderklasse steht, das (meist) keinerlei Platz für jegliche traditionelle Instrumentierung bietet und trotzdem durch beeindruckenden Facettenreichtum besticht und des weiteren besonders durch schwankende Stimmungslagen und ein besonderes Maß an Überraschungsmomenten auffällt.

Die erwähnte Fülle an Facetten kommen insofern zur Geltung, indem man mit scheinbaren Widersprüchen aufräumt, was bedeutet, dass manche Songs in ihrer Machart zwar zweifelsohne oben genannten Begriff gerecht werden, aber sich dennoch in ihren Grundstimmung oft wesentlich unterscheiden. Soll heißen: Während der Opener „My simple love“ eher sanft, melancholisch und vor allem bombastisch dahinschleicht, legt der folgende Track, das Titelstück, eine völlig konträre Schlagseite der Band offen: Eher monotone Rhythmen werden nämlich um eine teils schwer verdauliche und schrille Geräuschkulissen ergänzt und vom gewohnt voluminösen Organ des Frontmanns Didi Bruckmayr begleitet, der wieder alle Register seines stimmlichen Könnens zu ziehen im Stande ist.

In eine etwas andere Richtung tendiert hingen „I`ve started to read again“, das gleichermaßen hörenswerte Melodien sowie bedrückende Soundexperimente in sich birgt.
Dass es sich bei WIPE OUT durchaus um eine Gruppe mit Vorliebe für politische Understatements handelt, verdeutlichen die beiden folgenden Stücke, „Der kleine König“ und „Allianz der korrupten Streber“, die in deutscher Sprache vorgetragen werden - und nicht durch die geäußerte Gesellschaftskritik (auch wenn es weit hergeholt erscheint) ein klein wenig an D.A.F. erinnern. „I´m sorry“ darf hingegen aus meiner Sicht mit Sicherheit als einer der ungewöhnlichsten Titeln dieses Werkes gelten. Nicht zuletzt deshalb, weil Bruckmayrs Stimme, die teils in äußerst hohen Stimmlagen verweilt, mehr oder weniger die Melodieführung übernimmt, und von einer imposanten bzw. fast schon mechanisch klingenden Sounddecke eingebettet wird. Der nächste Song „Here Comes the Night in a Cheap Suit“ ist prinzipiell ähnlich gestrickt, wenngleich hier dem Gesangsbereich eine nicht so dominante Stellung beigemessen wird und sogar (ausnahmsweise) eine Gitarrenpart inkludiert wurde.
„Light Sleeper“ hingen knüpft vielmehr musikalisch an den 1. Song des Albums an, wirk aber in seiner Grundstimmung wesentlich relaxter und positiver.
Ob WIPE OUT solche dramatischen Übergange bewusst forcieren, sei einmal dahingestellt, aber der darauf folgende Song bietet vorerst Industrial in extremster Form, eher vermehrt Melodien und der einsetzte Gesang die aufgebauten Geräuschwände durchbrechen, und so dem Stück auch eine eingängige Note verleihen, die nach und nach sogar Überhand gewinnt.

Zu guter Letzt präsentiert der abschließende (Instrumental-)Song „Soul-Destroying“ noch einmal die volle Bandbreite der Sounds von WIPE OUT in beindruckender Art und Weise, ehe es Zeit wird für ein kurze Resümee:

Alles in allem eine äußerst variantenreiche Veröffentlichung aus dem Hause WIPE OUT, was aber auch keiner Überraschung gleichkommt, die Interessenten wirklich ans Herz gelegt werden sollte, wenngleich mir persönlich mehr melodisch gehaltene Songs im Stile von „My Simple Love“ zugesagt hätten, und auch leider kein Smash Hits vom Schlage eines „Victims“ enthalten ist, was aber zum Teil schlichtweg Geschmackssache ist.

www.fuckhead.at/wipeout


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. My Simple Love
2. Black Light District Boys
3. I`ve Started To Read, Again
4. Der Kleine König
5. Allianz Der Korrupten Streber
6. I`m So Sorry
7. Here Comes The Night In Cheap Suit
8. Light Sleeper
9. Perfect Sphere
10. Soul-destroying
Gesamtspielzeit: 50:41

Hutti
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Beitrag vom 15.11.2003
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