MUSE - Absolution
Label: Universal
Mit einem fast schon martialischen Beat wird “Absolution” eingeleitet, und dieses rhythmische Motiv dient auch gleich als Grundlage auf der in “Apocalypse Please”, dem ersten Song des neuen, dritten Studioalbums von MUSE, Mastermind Matthew Bellamy seinen Gesang und pathetische Klavierakkorde, die wahlweise wie das aufschäumende Meer oder der Höhepunkt einer Komposition eines romantischen Pianisten (Schuhmann, Liszt, etc.) klingen, ausbreiten kann. Und “Apocalypse Please” leitet den Reigen damit mehr als passend ein ...

Nicht, dass alles andere auf “Absolution” sich so ähnlich wie der Opener anhören würde, nein, keineswegs, eher im Gegenteil klingt fast alles ganz anders als alles andere, ist jedes Stück äußerst eigenständig, aber die im ersten Absatz erwähnten Merkmale prägen das Album doch sehr stark.
Klar gibt es auch Gitarren, sowohl in Form heftiger Begleitakkorde als auch in den Bellamy-typischen, ausdrucksstark-singenden Soli, aber doch etwas zurückgeschraubt und nicht ganz so unbändig wie auf den Vorgängeralben. Selbst relativ harte Teile wie in “Time is Running Out” oder “Stockholm Syndrome” wirken glatter, und vor allem stehen andere Elemente in der Musik stärker im Vordergrund.
So etwa der Rhythmus. Noch nie hatten MUSE so prägende rhythmische Motive wie auf diesem Album. Damit zusammenhängend gewinnt der Bass an Bedeutung und es werden Elemente, die an elektronische Musik erinnern, verwendet (als Beispiel einmal “Hysteria” oder “Endlessly” anhören). Ich will nicht so weit gehen und sagen, MUSE verwenden jetzt “Beats”, aber es bleibt abzuwarten, wie sich das auf dem nächsten Studiowerk der Briten verhalten wird.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil MUSE'scher Tonkunst war das Keyboard-/Klavierspiel Matthew Bellamys zwar schon immer, aber wohl noch nie betonte es den Eigencharakter des Instruments so sehr wie hier. Die zwei passenden Beispiele hierzu wurden bereits genannt: Während “Apocalypse Please” einen augenblicklich an ein furioses Klavierwerk oder gar - auf Grund seiner Wucht - an ein Werk für Klavier und Orchester aus der Mitte des 19. Jahrhunderts denken lässt, wird das Keyboard im wunderschönen “Endlessly” ähnlich wie in manchen RADIOHEAD-Songs sparsam, aber äußerst wirkungs- und geschmackvoll eingesetzt, um einerseits auf dem treibenden Rhythmus zu reiten, andererseits die Stimme auf dem ausgebreiteten Harmonieteppich sitzen zu lassen.
Apropos “wunderschön”: “Sing for Absolution” ist pures Schweben hin zum Licht und somit neben einigen der bereits genannten Tracks nicht nur einer der Highlights des Albums, sondern des gesamten Schaffens dieser wunderbar-eigenständigen Band.

Natürlich ist das alles nichts wirklich Neues, und natürlich gibt es hier auch satt Gitarren und die prägenden - immerhin sprechen wir hier noch immer von Popmusik - Gesangslinien, welche zwar neu und fern von Eigenkopie - und damit gut -, aber nicht die große Abweichung vom Weg, den “Showbiz” und “The Origin of Symmetry” eingeschlagen hatten, schlechthin sind.
“Absolution” ist keine Ausweitung des MUSE-Universums, viel eher nur ein Blick von einem anderen Standpunkt, bei dem sich zwar einiges Neues offenbart, man sich aber trotzdem zu Hause fühlt; oder auch ein altbekanntes Gemälde, an dem man einen neuen Aspekt entdeckt, von dem man sich nicht mehr losreißen kann.

www.muse-official.com


6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Intro
2. Apocalypse Please
3. Time Is Running Out
4. Sing For Absolution
5. Stockholm Syndrome
6. Falling Away With You
7. Interlude
8. Hysteria
9. Blackout
10. Butterflies & Hurricanes
11. The Small Print
12. Endlessly
13. Thoughts Of A Dying Atheist
14. Ruled By Secrecy
Gesamtspielzeit: 52:18

Kronos
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Beitrag vom 08.11.2003
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