MÄGO DE OZ - Gaia
Label: Locomotive Records
MÄGO DE OZ aus dem Lande Don Juans wollen so toll sein wie Johnny Depp in “Fluch der Karibik”, wirken auf mich aber eher wie ein Haufen Witzfiguren, die sich in “Pocahontas” verirrt haben.
Klingt hart, ist es auch. Und zwar für den Hörer. Denn was der Haufen bunt gekleideter Musiker hier aufführt, ist wirklich eine gnadenlos und mit fast schon bewundernswerter Konsequenz geführte Conquista gegen den guten Geschmack.

Das beginnt bei dem wunderbar geschmacklosen, weil billigem, Cover, das mein erster Eindruck von diesem Opus war. Was da zu sehen ist, widerspricht schon meinem ästhetischen Empfinden, ganz zu schweigen von dem Wie: Figuren, deren Genealogie wohl irgendwo zwischen “Barbapapa” und den “Teletubbies” anzusiedeln ist, sind auf den Stiegen eines sich offensichtlich im iberoamerikanischen Urwald befindlichen Monumentalbauwerks versammelt, wo sie dem Alkohol- und Marihuanagenuss frönen. Es gibt noch zahlreiche weitere, wertvolle Kleinigkeiten auf diesem Bild zu entdecken, in dessen Vordergrund schließlich noch Gevatter Tod dargestellt ist. Wirkt alles in allem wie die erste Hausaufgabe zum Kurs “Kreative Computergrafik 1 für Integrationsschüler”.

Gegen die textliche Ausrichtung (grob gesagt geht es um die Zeit der Entdeckung, Erforschung und Unterdrückung Lateinamerikas zu Beginn des 16. Jahrhunderts) gäbe es ja eigentlich nichts zu sagen, wenn es in Verbindung mit eben diesem Cover und der Musik nicht so kitschig und Disney-mässig rüberkommen würde.

Also kommen wir zur Musik: Positiv ist zu erwähnen, dass eine gekonnt gespielte Violine beziehungsweise Flöte eingesetzt wurden und sich das Keyboard, das ja tendenziell zu Kitsch neigt, zurückhält. Das wäre es dann aber auch schon mit dem Lob, denn was weiters geboten wird, ist melodischer Metal/Rock mit leicht progressiver und folkiger Schlagseite, über dem aber immer der bombastische Pathos vergangener Zeiten thront. Und ich denke da jetzt nicht an Größen der romantischen Musik, die gerne als Soundtracks eingesetzt werden, sondern an die Achtziger; eher an FOREIGNER also als an Ravel ...

Ich lass’ es jetzt einmal gut sein, sonst veröffentlicht die Plattenfirma mir zu Fleiß vielleicht noch ein Album von MÄGO DE OZ (einen anderen Grund kann es nicht geben, denn wer kauft so was allen Ernstes?), und außerdem brauchen meine Nerven nach dem Durchhören dieses Releases sowieso zwei Wochen Karibikurlaub.



www.planetagaia.com


2 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Obertura Mdxx
2. Gaia
3. La Conquista
4. Alma
5. La Costa Del Silencio
6. El Arbol De La Noche Triste
7. La Rosa De Los Vientos
8. La Leyenda De La Llorona
9. Van A Rodar Cabezas
10. El Atrapasuenos
11. Si Te Vas
12. La Vengenza De Gaia
Gesamtspielzeit: 72:43

Kronos
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Beitrag vom 28.10.2003
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