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MY RUIN - The Horror Of Beauty
Label: Century Media |
Sie ist schon eine bemerkenswerte Persönlichkeit, diese Tairrie B. Als die im Allgemeinen als Vorzeige-Riot-Grrrl gehandelte Courtney Love eigentlich nichts anderes war als ein bemitleidenswerter Junkie, schaffte es Miss B. sich im von schwarzen Männern dominierten Hip-Hop-Genre einen Namen zu machen. Und dies nicht als beim Herumhüpfen alles wackeln lassende und etwas dümmlich wirkende Statistin im Hintergrund von Videos, sondern als selbstbewusste Rapperin. Später lieferte sie mit ihrer Band MANOLE, die später in TURA SATANA umbenannt wurde, einen kleinen aber feinen Beitrag zum 90er-Brutalo Metal. Nun ist sie mit zwei neuen Mitstreiterinnen plus einem Gitarero als MY RUIN unterwegs und weiß nach wie vor Ärsche zu treten.
Die musikalischen Ingredienzen werden nicht nur von Schreihals B., sondern auch von den drei anderen MusikerInnen hervorragend gemischt und kredenzt, nicht zuletzt deswegen sollte man MY RUIN auch wirklich als Band mit charismatischer Frontfrau sehen und nicht als Soloprojekt. Und was sind nun diese Zutaten? Im Großen und Ganzen unterscheiden sie sich nicht allzu stark von denen, die MANHOLE/TURA SATANA ausgemacht haben, also eine Mischung aus Hardcore, Metal und aggressivem Groove, nur wird hier noch schärfer gewürzt. Frau ist also härter geworden. Auffällig ist bei MY RUIN jedoch auch der Punkanteil (“Made To Measure”), gelegentliche Doomanleihen (“Stage Fright”, “Burn The Witch”) sowie Noise-Elemente, die belegen, dass wir uns in einem anderen Jahrzehnt befinden. Abgesehen von diesen generell musikalischen Punkten ist auch noch auf den Stil von Gitarrist Mitch Murphy hinzuweisen, der sowohl soundmäßig als auch, was die eigentliche Gitarrenarbeit angeht, in Dimebag Darrell (füher Cowboy aus der Hölle bei PANTERA, jetzt wahrscheinlich arbeitsloser Kuhhirte irgendwo in Texas) sein Vorbild gefunden haben dürfte. Bei “Ten Minutes To Hollywood” merkt man das ganz besonders, genauso wie bei seinen gelegentlichen Soloausflügen. Textlich ist Tairrie B. natürlich wieder ohne Rücksicht auf Verluste unterwegs, nimmt sich kein Blatt vor den Mund, ballt die eine Hand zur Faust und streckt uns mit der anderen den Mittelfinger entgegen.
Ein Album, das keine Gefangenen nimmt im Feldzug gegen den glattgebügelten Nu Metal, in dem sich in letzter Zeit ja vermehrt Frontfrauen finden lassen (EVANESCENCE, TAPE). Hoffentlich kann Tairrie B. deren Ärsche wieder dorthin zurücktreten, wo sie hingehören, so wie es P.J. HARVEY im Pop-Bereich schon seit Jahren mit mit Silikon aufgespritzten Casting-Dummerchen versucht. Vom erwähnten Pop-Genie wird übrigens “Rid Of Me” gecovert. Zeugt von Geschmack und ist ein würdiger Abschluss für 50 Minuten weiblicher Aggression.
Zusätzlich zum Audioteil gibt es übrigens ein in schwarz-weiß gehaltenes Video, das Interviewsequenzen mit den vier Bandmitgliedern sowie Livematerial enthält.
www.myruin.com
7 von 7 Punkten
Tracklist: 1. Stage Fright 2. Made To Measure 3. American Psycho 4. Spitfire 5. Burn The Witch 6. Radio Silence 7. Hot In The House Of God 8. Nazimova 9. Stinkface 10. Weightless 11. Bravenet 12. Ten Minutes To Hollywood 13. Get Pretty 14. Rid Of Me Gesamtspielzeit: 50:00
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Beitrag vom 28.10.2003 Zurück
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