GRABNEBELFÜRSTEN - Dynastie - Oder Wie Man Herrschaft Definiert
Label: Ketzer Records
Die Deutschen GRABNEBELFÜRSTEN veröffentlichen hiermit bereits ihr fünftes Werk, das mit interessantem Cover und optisch anspruchsvollem Booklet samt allen Texten aufwarten kann. Rein wegen des Namens würde man ach so bösen satanischen Black Metal erwarten, doch K. R. Eisnebel, Der Ernst des Lebens, Glutsturm, Marschhausen und Seelenschlachten überraschen mit ihrer Eigenständigkeit und vor allem den Texten. Die Band wirft nicht mit bis zum Abwinken überstrapazierten Klischeewörtern um sich, sondern kreative, qualitative, unbedingt lesenswerte und ausdrucksstarke Lyrics, für die Seelenschlachten zuständig ist, werden in meist sehr aggressive Black Metal-Welten getaucht. Blast Beats dominieren den Sound, manchmal wird auch ein paar Gänge zurückgeschaltet, doch zumeist bolzen sich die GRABNEBELFÜRSTEN gehörig durchs Unterholz. Die langen Lyrics wirken oft hardcorelastig artikuliert und man hat stellenweise Mühe, die wortreichen Beschreibungen und die mentalen Kreativergüsse in Takte und Arrangements unterzubringen. Leider versteht man nur wenig, da zu viel Text in viel zu kurzer Zeit "raus" bzw. in die Musik "rein" muss. Meist treibend-rasend schafft man eine dichte Atmosphäre, die Charakteristika von DORNENREICH, DIE APOKALYPTISCHEN REITER und FREUND HEIN aufweist.

"Wo ist noch ein Mensch, den man verehren könnte?" Samples wie dieses durchziehen passend das Album und sollte wohl die Dekadenz unserer heutigen Gesellschaft wiedergeben, die Dummheit der Masse, die Ignoranz. In so einer nichtigen Welt verloren driftet man ab, die für gesund geglaubten regieren, das Volk denkt blind nicht mit, und die GRABNEBELFÜRSTEN grenzen sich davon ab, von der ignoranten Masse, verfallen dem Wahn, der Krankheit, "Psychopathen an die Macht!" muss es heißen, da die normalen Bürger die in Wirklichkeit Kranken sind und man sich nur von ihnen abgrenzen kann, indem man scheinbar verrückt und dem Wahn verfallen wird. Ich weiß nicht, ob ich das Konzept bzw. den Inhalt so korrekt wiedergegeben habe, aber so würde ich es interpretieren. Jedenfalls sind die Texte mehr als lesenswert und brilliant, bildet euch selber eine Meinung darüber und interpretiert sie auf eure Weise.
Für mich stehen die Texte im Vordergrund, die Musik ist gut, keine Frage, aber wirkt leicht aufgesetzt bzw. in die Länge gezogen, um die Texte einbinden zu können. Dass es nicht leicht ist, so viel Aussage nicht nur lyrisch, sondern auch musikalisch umzusetzen, ist mir mehr als bewusst - wegen eigener Erfahrung. Deswegen wirkt es schon fast zu dicht, so viele Blast Beats, zwar auch ruhigere Passagen, aber der Hörer wird richtig überrollt von der dichten Atmosphäre. So was wie ein im Ohr Hängenbleiben oder Ohrwürmer gibt es hier nicht, zumindest nicht bei den ersten Hördurchgängen. Ich muss auch zugeben, dass ich nicht die Zeit hatte, mich mit den Texten und dem Gesamtwerk in diesem Ausmaß zu beschäftigen, wie ich es gerne täte bzw. wie es dem Album gebühren würde.

Bei "Dynastie - Oder wie man Herrschaft definiert" handelt es sich um ein sehr interessantes Werk mit theatralischen Lyrics, die ihresgleichen suchen, am Sound gibt es auch absolut nichts auszusetzen, doch die Musik ist mir etwas zu dicht, man wird davon überrollt, was auch an den vielen Lyrics liegt, die artikuliert werden müssen. Jedenfalls ein spezielles, atypisches Album, das man als wirklich gelungen beschreiben kann, aber dem Eingängigkeit fehlt.

www.grabgewalt.de


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Abstrakte Wunden Verbaler Schwerter
2. Schicksalsbrüder
3. Dynastie
4. Briefe An Die Toten
5. Der Letzte König Und Sein Architekt
6. Irgendwie / Irgendwo / Irgendwann
Gesamtspielzeit: 50:36

Leander
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Beitrag vom 24.10.2003
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