Bei TROLLSKOGEN handelt es sich um das Soloprojekt von S.M., der hier nach "Vom vergessnen Land" das zweite reguläre Album abliefert. Das Projekt, das mir wegen des genialen Logos (wurde von Christoph Szpaidel erstellt) und der Naturverbundenheit auffiel, ist allerdings nicht gerade leicht zu reviewen. Nun halte ich eine Promo in den Händen, Nummer 138 von insgesamt 950 handnummerierten Exemplaren...das Booklet ist schlicht gehalten, fasziniert aber dennoch. Allerdings hätte es nicht sein müssen, dass man bei einer Undergroundproduktion auf die CD selber groß "Promo" draufkritzelt und das Cover mutwillig zerschneidet, es handelt sich hier schließlich nicht um ein großes Label, das Promos als kurze Hörproben ausliefert! Was ist denn der Sinn dahinter, das eigentlich schöne Booklet zu zerschneiden? Dass ich die Promo nicht verkaufen kann? Naja, ich wundere ich mich wirklich...Underground und sowas passt einfach nicht zusammen...gut, soviel dazu.

Von den ersten Takten an wird Stilrichtung und vor allem Soundgewand festgelegt und es kommt zur vorher angesprochenen Schwierigkeit, "Der Weg zur Unendlichkeit" zu reviewen. Die gekrächzte Stimme ist kaum verständlich, eigentlich gar nicht und hätte man nicht die kurzen, aber atmosphärisch-schönen Texte im Booklet, wüsste man gar nicht, worum es geht. Der Drumcomputer unterstreicht die melodiösen und eingängigen Gitarrenriffs, wobei jedoch sowohl Drums als auch vor allem der Gitarrensound tiefster Underground sind. Ich stelle mir immer die Frage, wieso manche Bands - wie es scheint - absichtlich schlecht klingen wollen, denn ein einfaches Mikro neben Amp plaziert und in den Computer aufgenommen hat zig Mal besseren Sound zur Folge, als das höhenlastige Geschredder hier. Gut, manche Bands wählen bewusst solchen Sound, aus diveresen Gründen, was mir aber für immer ein Rätsel bleiben wird, da auch die trueste evil Black Metal Band mit besserem Sound auch besser rüber kommen würde. Viele Reviewer würden die CD nun schlecht machen und sie mit 2 Punkten abspeisen, aber mir persönlich ist der Sound nicht so wichtig und ich höre die Musik, die Atmosphäre, die Seele, nicht das Soundgewand für anspruchsverwöhnte Ohren. Unter den Klangbrei gehört, die Musik gefühlt, kommt der Tiefgang von TROLLSKOGEN heraus. Alle, die Musik mit dem Soundlöffel ohrengerecht vorgesetzt bekommen wollen, können mit "Der Weg zur Unendlichkeit" nichts anfangen, aber wenn man von den großen Soundmankos absieht, hat die CD dennoch Klasse. Zwar ist das Riffing alles andere als kompliziert gestrickt und S.M. setzt auf Eingängkeit und Einfachheit, aber je länger man in die Scheibe reinhört, desto tiefer wird man in die Welt von Trollen und Wäldern hineinversetzt. Mit den beiden Gitarren schafft es S.M., mich zu fesseln und die Melodien, vor allem von "Schattenwanderung", bleiben sofort im Ohr hängen. Die Musik ist eindeutig Black Metal, der von Midtempo bis Blast Beats rangiert und auch manche Akustikpassage enthält.

Es ist die Seele und die Welt hinter der Undergroundsoundfassade, weswegen mich TROLLSKOGEN fasziniert, die Melodien, das antreibende Etwas, die kurzen, aber prägnanten und atmosphärischen Texte, die Gesamtheit des Ausdrucks in Ton, Wort und Bild und auch der Charme, der oft an - vor allem ältere - SUMMONING erinnert.

Folglich muss man in die Tiefe gehen, hinein in den Wald, der von außen dicht, dunkel und undurchdringlich erscheint, aber innen mit Schätzen aufzuwarten weiß. Es ist viel dahinter, wenn man nicht nur den ersten Eindruck hernimmt und sich vom Sound abschrecken lässt. Auch bei einer Undergroundproduktion ist viel mehr möglich und so gibt es weniger Punkte, als die mitreißende Musik eigentlich verdienen würde: Ein gutes Fundament mit einer glitzernden Innenwelt, die aber mit besserem Sound noch in viel besserem Licht erstrahlen würde.