IN EXTREMO - 7
Label: Motor
Wenn der Mond sein Licht verliert;Dich die Sonne nicht mehr wärmt;Wenn aus Zwergen Riesen werden;Die Welt von alten Helden schwärmt ...

Alte Helden: Cervantes' Don Quijote im Kampf gegen die Windmühlen; Zorros Kampf gegen die Bösewichte; Friedrich Hecker, Revolutionär im Badischen Krieg. Die Liste der Helden ließe sich lange fortführen. Musikalisch gesehen sicher auch auf IN EXTREMO zutreffend. Auf ihre Art auch Revolutionäre. Revolutionäre, mittelalterliche Musik im Metalbereich zu etablieren. Zugegeben, alleine waren sie auf diesem Weg nicht. SUBWAY TO SALLY, ADARO und WOLFENMOND haben auch ihren Anteil beigetragen. Jede Band aber auf ihre eigene Art. Was wäre der Metal ohne ihre Klänge vom mittelalterlichen Marktplatz, ohne diese Spielmannsleut´.
Mit "7", bezeichnenderweise ihr siebtes Album, melden sich IN EXTREMO zurück und damit gehen die alten Helden ihren Weg weiter, bleiben ihrem Pfad treu, verstärken ihn. Nahm die Band auf "Sünder ohne Zügel" den Anteil der mittelalterlichen Instrumente hörbar zurück, erfahren Dudelsack, Drehleier, Schalmay und Sackpfeife wieder einen größeren Stellenwert. Zu Gunsten des Hörgenusses, eingetaucht in das 14. Jahrhundert. Erstmals verstehen es die sieben Musiker, mit "Davert-Tanz" den Fan auf eine Reise in das Marktgeschehen des Mittelalters mitzunehmen. Erstklassig umgesetzt in den dazu gehörigen Instrumenten. Man stelle sich die Händler vor, feilschend um ihre Waren. Am Ende der Meile steht das Podest mit dem Galgen. Mittendrin eine Schar von Spielmannsleut`.

... Wenn die Schatten länger werden;Wenn Dir der Hass die Luft abdrückt;Worte tief im Herzen brennen;Und Du spürst Du wirst verrückt ...

Sie waren einmal ein Novum, die mittelalterlichen Klänge im Metal, angereichert mit traditionellen Texten. Mittlerweile hat sich die Fanschar daran gewöhnt. Wie bei allen Stilmitteln bedarf es eines Fortschritts. Stagnationen konnten noch nie begeistern.
IN EXTREMO wandern zwar auf ihrem musikalischen Pfad weiter, aber von einer Weiterentwicklung fehlt bei "7" jede Spur. Die war eher von "Verehrt und Angespien" zu "Sünder ohne Zügel" zu erkennen. Welch Kracher hat die Band geschaffen, angefangen bei "Herr Mannelig" über "In Extremo" bis zu "Der Rattenfänger" und "Vollmond". Wo ist dieses Potenzial geblieben? Eintönig plätschert "7" dahin. Aufhören lassen "Ave Maria", das balladeske und daher gefühlvolle "Melancholie" und "Sefardim". Im Ohr bleiben sie aber nur schwer hängen, trotz der erneut guten Verquickung zwischen treibenden E-Gitarren und mittelalterlichen Instrumenten. Von harmonisch verträumt-erotischen Melodielinien wie auf "Sünder ohne Zügel", allen voran "Stetit Puella" und "Die Gier", oder eben mitreißenden Knallern wie eben "Der Rattenfänger" fehlt es. Leider. Mit "Albtraum" liefern IN EXTREMO eines ihrer schlechtesten Lieder ab - ohne Tiefgang. Auch die Video-Auskopplung "Erdbeermund" zeigt nicht alle Qualitäten der sieben Musiker auf.

... dann komm´ mit mir auf die Reise;Dann komm´ mit mir weit hinaus;Nimm´ sie mit Deine Träume;Bevor das Jahr ergraut ...

Alte Helden bleiben in Erinnerung mit ihren Taten. In der Literatur verewigt. Sie haben ihre Gegner geschlagen, ihre Ziele erreicht. IN EXTREMOs musikalische Heldentaten sind auf Alben gebrannt - vor der aktuellen Scheibe "7". Mit dem neuen Material gewinnen sie nicht hinzu. Rück- statt Fortschritt. Schade. Die Zukunft wird`s weisen, das nächste Album. Nehmen wir IN EXTREMO beim Wort:
Wer sich mit uns auf den Weg macht;Gewinnt für`s Leben;Freuen wir uns;Solange wir jung sind.

Zitatquellen: IN EXTREMO, "Segel setzen", "Davert-Tanz"

www.inextremo.de


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Erdbeermund
2. Sefardim
3. Ave Maria
4. Mein Kind
5. Sagrada Trobar
6. Küss Mich
7. Davert-tanz
8. Melancholie
9. Albtraum
10. Pferdesegen
11. Nympfenzeit
12. Madre Deus
13. Segel Setzen
Gesamtspielzeit: 54:23

Philipp
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Beitrag vom 15.10.2003
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