LIVING COLOUR - Collideoscope
Label: Mayan (sanctuary) / Sony
LIVING COLOUR sind eine der wenigen metalrelevanten Bands mit ausschließlich schwarzer Besetzung, und ich spreche nicht von Black Metal. Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger waren sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort (L.A.): Zusammen mit Giganten wie den RED HOT CHILI PEPPERS und FAITH NO MORE etablierten sie, vor allem in kommerzieller Hinsicht, das, was heute unter Crossover zu verstehen ist. Obwohl man mitunter origineller als die PEPPERS und politisch-kritischer als FNM vorging und auch ähnliche Verkaufszahlen vorzuweisen vermochte, war LIVING COLOUR nie der Legendenstatus beschieden, wie ihn erstgenannte genießen. "CollideOscpoe" wird trotz seiner Qualitäten daran nichts ändern können – zu eigenwillig sind die 14 Songs („Nova“ ist nicht mehr als ein Outro), zu gewöhnungsbedürftig der breit gefächerte Sound, der vom Quartett selbst gestaltet wurde mit dem Anspruch jedem Track klanglich einen individuellen Charakter auf den Leib zu schneidern. Interessante Idee, leider sehr zwiespältig umgesetzt. „Flying“ und “Nightmare City” z.B. sind jamaikanisch anmutende Relax-Rocker mit Ohrwurm-Garantie, “Operation Mind Control” ein schlechter Witz, „ A ? Of When“ plagiiert das Erfolgsrezept ROB ZOMBIEs (tiefe, simpel-effektive Riffs koitieren mit hippen Samples und treibenden Basslinien), wird allerdings vom nach wie vor fantastischen Corey Glover und einem genialen Refrain gerettet, das „Back In Black“-Cover erfährt ebenfalls einzig durch den herrlich Brian Johnson parodierenden Shouter eine Daseinsberechtigung, der seit dem Split 1995 nur unwesentlich an Power verloren hat, „In Your Name“ fährt völlig unpassend WALTARI-artige Elektronik auf und geht damit baden. Die stilistische Varietät ist nur begrüßenswert, schießt jedoch einige Male innerhalb der guten Stunde Spielzeit übers Ziel und die Nachvollziehbarkeit hinaus. Die hintergründigen Lyrics erhöhen den Genuss des Comebacks erheblich, die inhaltliche Relevanz kommt dieser Tage eh viel zu kurz und stellt in der eleganten, leicht zynischen Form LIVING COLOURS ein Unikum dar. Dito Gitarrengenie Vernon Reid; der Mann scheint einfach alles draufzuhaben und er gibt alles. Mühelos brilliert er in den oben genannten Tracks im jeweiligen Stil, schwengt verspielt bei „Holy Roller“ Richtung Blues um im nächsten Track genüsslich abzufunken. Fassen wir zusammen: Ein knappes Dutzend zeitlos guter Rocksongs werden im Gesamteindruck von einigen unnötigen Experimenten getrübt, dennoch mit das essentiellste Stück Crossover seit der edlen „By The Way“ vor gut einem Jahr.



www.livingcolournet.com


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Song Without Sin
2. A ? Of When
3. Operation Mind Control
4. Flying
5. In Your Name
6. Back In Black
7. Nightmare City
8. Lost Hallo
9. Holy Roller
10. Great Expectations
11. Choices Mash Up / Happy Shopper
12. Pocket Of Tears
13. Sacred Ground
14. Tomorrow Never Knows
15. Nova
Gesamtspielzeit: 60:39

Tobias
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Beitrag vom 12.10.2003
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