FLATTBUSH - Smash The Octopus!
Label: Koolarrow Records
Diese Leute verstehen keinen Spaß, diese Leute meinen es ernst. Auch wenn sie inzwischen in Amerika residieren, steckt den Gebrüdern Maniago der Schrecken vor dem philippinischen Regime noch tief in den Knochen. Während sie mit ihrer Musik einen Finger auf diese Wunde legen, erheben sie den Zeigefinger der anderen Hand ganz hoch, und erhoben wird in diesem Sinne auch die Stimme (im Namen des Volkes versteht sich) mit einem Schrei der Wut und Verzweiflung und, manchmal bleibt nur noch der Wahnsinn als Flucht aus all dem Erlebten.

Wo BRUJERIA mit ihren politischen Anspielungen zwinkernd mit Clichés der Zapatista-Bewegung spielen und R.A.T.M. und SYSTEM OF A DOWN mit guter, aber relativ harmloser Musik als Waffe operieren, geht es hier wirklich um alles, werden textlich und als Konsequenz auch musikalisch schwerste Geschütze aufgefahren, die das Beste dieser zwei Welten (musikalische Extreme und textlicher Ernst) vereinen.

Politisch also.
Das Politische fängt schon mit dem Bandnamen an: Der ist nämlich einer Gruppe philippinischer Protestsänger entlehnt, die auf Grund ihres Nonkonformismus irgendwann einfach aus der Öffentlichkeit entfernt wurden.
Politisch gibt sich auch das Artwork: Schreckenserregende Szenen, die in der Dritten Welt dank der durch die USA unterstützten Konterrevolutionen zum Alltag gehör(t)en sowie an kommunistische Propagandakunst erinnernde Gestaltung der CD-Oberseite.
Von den Texten brauchen wir ja erst gar nicht reden, man braucht sich ja nur die Titel anzusehen. Anzumerken bleibt hierbei jedoch noch die Verwendung von Tagalog neben dem Englischen.

Musikalisch extrem also.
Chaotisch geht’s da zu, Grindcore der neuen Schule eben mit wahnwitzigen Breaks und natürlich ebensolcher Durchschnittsgeschwindigkeit. Hie und da sind dann aber Ideen da, die nicht nur toll umgesetzt sind, sondern auch wirklich Wiedererkennungswert haben. “Napalm” nenne ich da einmal als Beispiel.
Während es instrumental nie so abgehoben wird wie etwa bei den Soundapokalyptikern von DILLINGER ESCAPE PLAN erinnert der Gesang Riko Maniagos stellenweise auf Grund seiner Experimentierfreudigkeit einerseits, auf Grund der stimmlichen Ähnlichkeit andererseits, an Sickokönig Mike Patton. Allerdings muss man dem zufügen, dass die beiden zwar den gleichen Weg beschreiten, Mike Riko aber noch einiges voraus ist.

Diese Leute verstehen keinen Spaß, diese Leute meinen es ernst. Sowohl musikalisch als auch inhaltlich. Und das ist gut so.
Das nächste Mal bitte noch mehr von den wirklich zündenden Momenten, die es trotz allem Radikalismus in diesen musikalischen Molotow-Cocktail schaffen, dann gibt’s noch einen Punkt mehr und der Revolution steht nichts im Wege.
Ernsthaft.

www.flattbush.com


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Smash The Octopus
2. Better Off Dead
3. Kontra'tado!
4. Question Authority
5. Foxhole
6. Napalm
7. Batas Militar (salvaged Style)
8. Expose And Oppose
9. Gma Is A Us-sob
10. Death Squad
11. Pigs
12. Lic Total War (low Intensity Conflict)
13. Red Light District
Gesamtspielzeit: 27:52

Kronos
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Beitrag vom 10.10.2003
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