JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE - Fertigmensch
Label: Bastardized Recordings
Drogenabhängig und psychotisch - Christof Kather, seines Zeichens Schlagzeuger der deutschen Combo JAPANISCHE KAMPHÖRSPIELE, ist zwar in dieser Hinsicht sicher kein Einzelfall, aber zumindest setzt er im Gegensatz zum Großteil seiner Leidensgenossen diese Mankos (?) in kreative Explosionen um, wie das deutsche Quintett seit einem halben Jahrzehnt zu beweisen weiß.
"Gott ist satt" (1999), "Transportbox für Menschen" (2000) oder auch "Die Großstadt stinkt, ist laut und septisch" (2002) sind nur einige wenige der auf Silberling gebannten Exzesse der Band - und auch mit "Fertigmensch" verbinden die Deutschen gekonnt die Qualitäten des guten, alten Grindcores mit jenen der esoterischen Hörbücher für linkskritische Endlosstudenten, wie es ein Schreiberkollege von mir treffend ausdrückte. Ah ... öh?
Die Stilzuordnung Grindcore mag wohl angesichts des Labelnamens umgehend als nicht zu weit hergeholt erscheinen, aber esoterische Hörbücher? Nun, deutsche Texte sind in diesem Genre eine Seltenheit, und gerade die JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE beweisen mit dem Titeltrack, "Amokschlaf" oder auch "Alle wollen gut aussehen", dass die heimische Sprache nicht nur gegrunzt und gekreischt perfekt funktioniert, sondern auch, dass Texte selbst im Grindcore einen Sinn ergeben können, wenn man nur will. Zugegeben, nicht jeder Student wird demzufolge mit dem Quintett auch etwas anzufangen wissen, treffen die Bezeichnungen "eingängig", "melodisch" oder gar "mainstreamorientiert" nicht unbedingt weder auf "Fertigmensch" noch auf die nicht minder superben Veröffentlichungen davor zu - doch wer intelligenten Grindcore mag, kommt an den JAPANISCHEN KAMPHÖRSPIELEN nicht vorbei.
Gerade das Genre des Grindcores leidet unter einer nicht abzunehmen wollenden Flut an mehr oder minder guten Veröffentlichungen, und da ist ein derartiger Release eine willkommene Ausnahme.
Locker und unverfälscht, zwar simpel aber dennoch interessant, in gewissem Maße auch abwechslungsreich, präsentiert sich das Psycho-Quintett anders - bis auf einige wenige Ausnahmen - besser und einfallsreicher als die Kollegschaft, weiß auch nach mehrmaligen Durchläufen noch zu gefallen.
Die JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE stehen für Experimente, Wahnwitz, Zerstörungswahn und Innovativität, für einen einzigartigen, konsequenten Mix aus Grindcore, Punk, Metal und Core - und wenn Partien wie THE RED CHORD oder auch CIRCLE OF DEAD CHILDREN zu gefallen wissen, kommt man auch an den Deutschen nicht vorbei. Der originellste Grindcore kommt noch immer aus Japan, und neuerdings liegt Japan in Deutschland.

www.japanischekampfhoerspiele.de


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Alle wollen gut aussehen (und tun es nicht)
2. Scheiße der Lehrer
3. Amokschlaf
4. Fan von gar nichts
5. Verbrennt euer Geld
6. Fertigmensch
Gesamtspielzeit: 21:42

Macabre
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Beitrag vom 09.10.2003
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