IRON MAIDEN - Dance Of Death
Label: Emi Records
IRON MAIDEN ist eine Band, die ihr Publikum, ihre potentiellen Käufer und die Presse nie kalt gelassen hat. Jedes neue Album, jede Veränderung im sich immer wieder drehenden Besetzungsrad hat für heftigste Reaktionen gesorgt – zum Teil für überschwänglich positive, dann wieder für große Aufreger. Doch egal was gekommen ist, am Ende war immer wieder klar, dass die Jungfrauen wohl auf jeden Fall eine der drei einflussreichsten und wichtigsten Metal Bands aller Zeiten sind. Ganz egal, wer dann die zwei anderen wären bzw. ob sie Platz 1, 2 oder 3 inne hätten.
So macht auch Studioalbum Nummer 13 keine Ausnahme – diesmal liest man von gespaltenen Lagern. Anders formuliert: Fans laufen Sturm gegen Negativkritiken, wie die jüngst im deutschen ROCK HARD veröffentlichte. Die Reaktion der Fans spricht ja schon für sich bzw. für das Album.

Wie ist es also möglich einen sinnvollen Zugang zu dieser Kritik zu bekommen? Ich denke die Frage, wo das Album einzuordnen ist, sollte ein guter Anfang sein. Das Schaffen von IRON MAIDEN lässt sich recht klar in drei Perioden unterteilen. Die erste Periode ging vom ersten, selbstbetitelten Album bis zum dritten Album – „Number Of The Beast“. Die zweite Periode wird von vielen als die klassische Periode angesehen. Die Rede ist von der Zeitspanne von Album Nummer vier – „Piece Of Mind“ – bis Album Nummer sieben – „Seventh Son Of A Seventh Son“. Die dritte Schaffensphase fing beim achten Album „No Prayer For The Dying“ an und geht bis jetzt. Jeder Phase kann ein gewisser Grundsound zugeordnet werden, auch wenn die Band die gleiche blieb. Wenn ihr euch jetzt fragt, wozu ich nun diese seltsame Gliederung anspreche, dann ist die Antwort eine einfache: es ist sehr schwer möglich eine Band, die sich immer wieder in neue Epochen katapultiert und nicht stehen bleibt, mit ihren Roots zu vergleichen. Beispiele gefällig? Versucht doch einmal die verschiedenen METALLICA Alben miteinander zu vergleichen! Ich rede jetzt nicht einmal vom aktuellen Album, das vielen sehr negativ aufstieß, sondern es sollte der Vergleich zwischen „Kill `Em All“ und dem Black Album reichen – nicht möglich! JUDAS PRIEST würden genauso als Beispiel dienen, denn „Painkiller“ lässt sich wohl auch schwer mit „Rocka Rolla“ oder „Turbo“ vergleichen. Ok, noch einen Band: lässt sich „Hall Of The Mountain King“ von SAVATAGE mit Alben wie „The Wake Of Magellan“ vergleichen? Beide sind gut, aber sie sind grundverschieden. Ich denke, ich brauche keine weiteren Beispiele zu nennen und kann jetzt zur Kernaussage der Kritik kommen.

„Dance Of Death“ ist ein Album bei dem nicht nur IRON MAIDEN draufsteht, sondern auch 100% IRON MAIDEN drinnen ist. Das unter eben der Einschränkung: „100% IRON MAIDEN, 3. Periode“ (was das Songwriting betrifft). Wenn das für euch blöd klingt, dann versucht es euch einmal genauer zu überlegen. Ein Großteil des Materials auf „Dance Of Death“ hätte auf jedem Album ab „No Prayer For The Dying“ gut hineingepasst. Was nämlich diese fünf Alben gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass das Songwriting weit rockiger ist als bei den älteren Alben. Weiters macht das weitgehende Fehlen der typischen, stilprägenden zweistimmigen Gitarrenriffs einen Unterschied zu der Phase, die für so manchen die beste darstellt. Wenn man sich das vergegenwärtigt hat, dann ist der Weg sich „Dance Of Death“ mit Genuss anzuhören bereits beschritten.
Das Album hat, und das muss festgestellt werden, stärkere und schwächere Momente. Ich werde um reine Anhaltspunkte zu geben, meine persönliche Meinung nicht einfließen lassen. Eines noch, bei einer Band wie IRON MAIDEN auf die Produktion einzugehen ist weitgehend unnötig, auch wenn ich feststellen muss, dass der Sound diesmal nicht ganz so gut geworden ist wie auf „Brave New World“.

Aber nun zu den Liedern des Albums: die erste Single „Wildest Dreams“, die auf der letzten Tour bereits live zu hören und schon vor einiger Zeit in die Läden kam, ist ein typischer IRON MAIDEN Rocker, wie er in den letzten Jahren stets als Singleauskoppelung gedient hat. Die Nummer kann an das Hitpotential von „The Wicker Man“ locker anschließen. Als zweite Single soll übrigens „Rainmaker“, der zweite Track des Albums, veröffentlicht werden. Der Song glänzt durch eine großartige Hookline und wird kaum jemanden enttäuschen.
Aus dem gesamten Material sticht meiner Meinung nach „Paschendale“, der achte Song heraus. (Ich wollte nicht persönlich werden, aber das muss echt gesagt werden….) Der Song vermittelt eine besondere Stimmung und müsste besonders live zu einem ähnlichen Kaliber wie „Fear Of The Dark“ werden.
Fans, die besonders an den härteren Songs der letzten Alben Gefallen fanden, werden mit dem vierten Song „Montsegur“ ihre Freude haben, denn der Song schlägt in die Kerbe von stampfenden Nummern wie „Mercenary“.
Eine Neuerung gibt es auch: Drummer Nicko McBrain hat auf diesem Album sein Debut als Co-Songwriter feiern dürfen, denn mit „New Frontier“ hat auch er einen Beitrag zum Album eingebracht. Die Nummer hat einen echt genialen Refrain und würde sich vom Gesamtfeeling auf „No Prayer…“ oder „Fear Of The Dark“ gut machen.
„Face In The Sand“ baut sich ähnlich auf wie „Sign Of The Cross“, und auch der Titeltrack sowie „No More Lies“ würden auf „The X-Factor“ einen guten Platz finden. Schließlich „Gates Of Tomorrow“ startet ähnlich wie „Lord Of The Flies“ und erinnert ebenso ein wenig an „Tailgunner“. Die letzten beiden Songs „The Age Of Innocence“ und „Journeyman“ fügen sich gut in den Gesamtsound des Albums ein. Letzterer könnte sich live durch seinen starken Refrain recht gut machen, insbesondere als die Nummer weitgehend akustisch gespielt ist.

Ich nehme daher an, wenn ihr bis hier gelesen habt, werdet ihr euch ohnehin das Album zu Gemüte führen, falls ihr das nicht schon getan habt. Zum Schluss gibt´s nur noch mal die Anregung „Dance Of Death“ nicht mit „Number Of The Beast“ und auch nicht mit „Somewhere In Time“ zu vergleichen, genauso wenig wie mit anderen alten IRON MAIDEN Platten, denn diese Songs haben die Briten vor fast zwanzig Jahren und zum Teil vor noch längerer Zeit geschrieben. Wenn ihr mit dem Songwriting der letzten Jahre also nichts anfangen könnt, dann hört Platte nicht an und schimpft nicht. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, was im Falle IRON MAIDEN auch nicht notwendig ist. Es hätte sonst nie Songs wie „Ghost Of The Navigator“, „The Clansman“ oder „Fear Of The Dark“ gegeben, wenn es nach „Seventh Son…” keine Veränderungen gegeben hätte und diese (neuen) Songs haben genauso Klasse und sie sind nun mal anders als die alten. Punktum.

www.ironmaiden.com


6 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Wildest Dreams
2. Rainmaker
3. No More Lies
4. Montsegur
5. Dance Of Death
6. Gates Of Tomorrow
7. New Frontier
8. Paschendale
9. Face In The Sand
10. Age Of Innocence
11. Journeyman
Gesamtspielzeit: 68:05

Gore
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Beitrag vom 08.10.2003
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