BURNING TOO - Same
Label: Eigenproduktion
Die Marktgemeinde Vorchdorf im Bezirk Gmunden (OÖ) fungierte in den letzten Jahren bereits mehrmals als fruchtbarer Nährboden für so manch interessante Formation im Bereich HC/Punk/Noise: Als Beispiele seien nur unter anderem DESPERATE CRY, APPENDIX oder die WUNSCHKINDER genannt. Aus dieser Region stammen eben auch BURNING TOO, die sich selbst als „vier junge Fadelrocker [...] mit Punkrock im Herzen und Rock`n`Roll auf den Lippen“ verstehen. Diese Eigendefinition möchte ich auf alle Fälle so stehen lassen, weil sie den Sound des Quartetts mehr oder weniger exakt beschreibt, da man wirklich eine gekonnte Mixtur aus Punk `n` Roll und Hardcore-Zutaten serviert bekommt. Auch wenn man auf musikalischer Ebene bei weitem nicht so brutal beziehungsweise derb agiert, wie man es von den eben genannten DESPERATE CRY und APPENDIX gewohnt ist, sind gewisse Parallelen durchaus gegeben: Damit sind nur die erwähnten Hardcore-Anleihen, sondern vielmehr die vorwiegend in deutscher Sprache gehaltenen Texte gemeint, die sich ähnlich wie bei oben genannten Bands als äußerst gesellschaftskritisch und politisch motiviert erweisen. Als weitere mögliche Vorbilder der Band können zum Beispiel STRAHLER 80 (R.I.P.), KURORT oder TRÜMMER SIND STEINE DER HOFFNUNG (R.I.P.) genannt werden, nur um ein paar weitere musikalisch ähnlich agierende und ebenfalls aus Oberösterreich stammende Formationen zu nennen, die zudem ebenfalls durch lesenswerte und äußerst sozialkritische Texte auffielen. Die Klasse der genannten Bands wird meines Erachtens zwar (noch) nicht ganz erreicht, was auch nachvollziehbar erscheint, weil es sich bei BURNING TOO noch um eine verhältnismäßig junge Band handelt. Dennoch klingen die Stücke absolut durchdacht, aber trotzdem durchaus spontan und authentisch. BURNING TOO gehören halt auch zu jener Spezies von Bands, die einfach frisch und unbekümmert drauflos rocken, und sich nicht großartig darüber den Kopf zermartern, ob ihr Sound bei den Vertretern diverser Plattenfirmen auf ein positives Echo stoßen könnte oder gar ein größeres Publikum damit erreicht werden könnte. Nein, der Sound dieses Quartetts ist zweifelsohne nicht an die große Masse gerichtet, viel wichtiger scheint es den Jungs zu sein, sich politisch zu positionieren, gesellschaftliche Zustände zu hinterfragen und anzuprangern und Emotionen auszudrücken und dabei auch nicht den Spaß an der Sache zu vergessen. Obwohl bekanntermaßen bei vielen Punkrockplatten schnell die Gefahr aufkommt, dass er Hörgenuss durch aufkommende Monotonie entscheidend beeinträchtigt wird, kratzen BURNING TOO diesbezüglich doch die Kurve, obwohl sich die einzelnen Stücke nicht großartig voneinander unterscheiden. Aber: Insgesamt gewinnt man dennoch keineswegs den Eindruck, es handle sich um eine lieblos aneinandergereihte Liederansammlung, sondern es wird spürbar, dass es die Jungs wirklich ehrlich meinen, und jeder Song quasi dem Ausdrücken von Gefühlen, politischen Ansichten beziehungsweise Aufdecken gesellschaftlicher Mißstände dient. Insgesamt können die Stücke auch durchaus überzeugen: Unbändiger, schmutziger und gnadenlos dahinrollender Punk `n` Roll eben, der aber auch mal einen höheren Härtegrad aufweisen darf, aber auch durchaus mit Eingängigkeit aufwarten kann. Insgesamt wurde aber doch eine passende Ausgewogenheit erreicht, das heißt es artet weder in eintönige Prügelorgien aus, noch erscheint der Gesamtsound zu soft, was auch für die Gesangsarbeit gilt, die zwischen rauen, aber nicht aggressiven und eher clean gesungen Part pendelt, wenngleich man auf großartige Ohrwurmrefrains vergeblich warten muss. Hie und da scheint evemtuell so manches noch verbesserungswürdig, was bei einer solch jungen Band auch kein Thema sein sollte, aber alles in allem haben BURNING TOO ein wirklich gelungenes Debut vorgelegt, das auf alle Fälle mehr als überdurchschnittliches Niveau aufweist, und sehr inspiriert klingt, und auch mit einem für eine Eigenproduktion ganz ansprechenden Sound ausgestattet wurde. (Dass der verantwortliche Produzent Christoph Stacherl [CLEAREOL] sein Handwerk versteht, ist allerdings eh hinlänglich bekannt.) Als kleines Zuckerl gibt es zum Schluss noch ein Coverversion von DESSERT SESSIONS namens „Jr. High love“ zu hören.

www.burningtoo.at.tf


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Circus To Hell
2. Glatze
3. Durch Tundra Und Wüstensand
4. The Real Rock
5. Fallschirm
6. Erster Hit
7. Im Theater
8. Kuss
9. Jene Welche
10. Sturmböen
11. Jr. High Love
Gesamtspielzeit: 38:21

Hutti
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Beitrag vom 30.09.2003
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