Über ein Jahr musste man auf dieses “Debut“ warten: Im Mai 2002 machte mich der fiebrige Promotrack „Flieg“ auf SILBER aufmerksam und auch ein bisschen süchtig… doch das dazugehörige Album ließ auf sich warten, der Grund: Epic Deutschland war im Begriff dicht zu machen, die Vermittlung der Band zu Columbia scheiterte, ein neues Label musste gefunden werden… Jetzt sind die ehemaligen WEISSGLUT recht passend bei Neue Zeiten gelandet und unter neuem Banner hoffentlich erfolgreicher als das dennoch geniale Vorgängerprojekt, welches im Zeitraum 1998 bis 2001 zwei Alben ablieferte, die stets mehr den Kritikern als dem Publikum zusprachen. Musikalisch unterscheidet sich „Silber“ nur unwesentlich vom letzten WEISSGLUT-Album „Zeichen“, wie gehabt sind die kryptischen Texte Tom Von K.s komplett in Muttersprache, das Fundament besteht aus fetten Metal-Riffs, die sich atmosphärisch dicht mit omnipräsenten, edlen Synthezisern paaren. Nur legt man neuerdings verstärkt mehr Wert auf Ohrwurm-Refrains, richtig aggressiv ist keiner der zehn Songs. Aufgeschlossene Metaller mit einer gewissen Affinität zu SENTENCED dürften z.B. kein Problem mit dem melancholischen Sound haben. Arrangements und Songwriting sind mit das Beste, was die Sparte Düster Rock zu bieten hat; dass es sich bei „Heut Nacht“ um ein SPLIFF-Cover handelt, wäre mir nie aufgefallen, so homogen fügt sich die Fremdkomposition der SILBER-Stilistik. Das Faible der Musiker für lange Instrumentalpassagen findet heuer einzig in Form des furiosen Hidden Tracks seinen Ausdruck, die Songs selbst sind sehr straight komponiert und dementsprechend eingängig. Besagtes „Flieg“ und die Single „Dreht sich die Erde“ sind akustisches Marihuana, keine Frage, „Niemandsland“ bedient sich rifftechnisch etwas zu offensichtlich bei RAMMSTEIN - allerdings die einzige Originalitätslücke innerhalb der Dreiviertelstunde Spielzeit - „Durch die Nacht“ gemahnt an die konkurrenzlosen THE CURE und „Deine Augen“ verfügt über einen beispiellos spannenden Aufbau - die Scheibe kann man stundenlang laufen lassen, top!