VITAL REMAINS - Dechristianize
Label: Century Media Rec.
Schon 1989 gegründet, kann man VITAL REMAINS getrost zum Urgestein des Ami-Death Metals zählen. Ganz unumstritten ist die inzwischen vom Quartett zum Trio mutierte Band jedoch nicht, immerhin hat der (angebliche) Kultstatus nach dem 1992 veröffentlichten umjubelten Debüt "Let Us Pray" doch unter dem abnehmenden Einsatz und dem fehlenden Mut zur Variabilität bei den folgenden Veröffentlichungen gelitten. Doch seit der letzten CD vor vier Jahren dürfte sich einiges getan haben. Zunächst wurde 2001 das Line Up runderneuert und mit Glen Benton, seines Zeichens streitbarer DEICIDE-Mastermind, ein richtiger Death Metal-VIP an Bord geholt und neben dem letzten verbliebenen Gründungsmitglied Tony Lazaro (Gitarre), bedient nun ein gewisser Dave Suzuki gleich Bass, Drums und Lead-Gitarre.
Soviel zur Vorgeschichte, jetzt aber zum "corpus delicti": VITAL REMAINS sind wieder da und zwar mit einer Hammerscheibe mit Namen "Dechristianize"! Eingeleitet wird der einstündige(!!) Ohrenschmaus von einem stimmigen Intro, bei dem man zu den Klängen von "O Fortuna" aus Carl Orffs "Carmina Burana" (Ohren-)Zeuge des Prozesses gegen und der Verurteilung von Jesus wird. Dann wird man auch schon von Mr. Benton mit den Worten "Let The Killing Begin!" begrüßt und ab geht's auf die musikalische Achterbahn! Schon der erste Track, "Dechristianize", fegt mit solcher Brachialgewalt und unvorstellbarer Geschwindigkeit durch die Gehörgänge, dass es einem die Sprache verschlägt. Die anfängliche High-Speed-Knüppelorgie geht dann circa nach zwei Minuten in einen sehr atmosphärischen, melodischen und geringfügig langsameren Part über, was jedoch keineswegs dem Lied auch nur ansatzweise den Drive nimmt. Abwechslung wird übrigens auf der ganzen CD groß geschrieben und so ist jeder der acht Tracks, die alle zwischen fünf und zehn Minuten dauern, ein Meisterwerk für sich. Grundsätzlich preschen die einzelnen Songs mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit los, um dann alle erdenklichen musikalischen Haken zu schlagen. Da werden mühelos Geschwindigkeit und Takt geändert, als wäre es das natürlichste der Welt, durch die flüssigen Übergänge entsteht jedoch zu keiner Zeit der Eindruck von Zerfahrenheit oder Inhomogenität. Eintönig wird's bei Benton & Co. auch nie, denn neben der Brachialität und Gnadenlosigkeit des Todesbleis, scheint das Trio eine Vorliebe für episch-hymnische Melodien zu haben und so lässt man es sich nicht nehmen, beim letzten Track auch eine Akustik-Gitarre einzubauen.
Möglich wird die Komplexizität der Songs jedoch nur durch die unbestreitbare Klasse der beteiligten Musiker. Insbesondere Allround-Talent Suzuki sticht durch seine Leistungen hervor. An den Fellen werkt er mit maschinengleicher Präzision und Geschwindigkeit und weiß gleichzeitig auch, seinen Sechssaiter auf Höchstniveau zu würgen. Lediglich der Tieftöner spielt eher eine untergeordnete Rolle, was allerdings nicht heißt, dass Suzuki hier nachlassen würde. Auch wenn Gründungsmitglied Lazaro vielleicht ein bisschen im Schatten seines Bandkollegen steht, tut das seinen Leistungen an der Gitarre keinen Abbruch. Mal zu den High Speed-Passagen sägend, dann wieder mit der anderen Gitarre bei den Zwischenparts wetteifernd, klampft er sich solide durch die CD und bildet somit den passenden Background für die Soli von Suzuki. Mr. Benton kann sich, mangels anderer Betätigungsfelder, voll und ganz dem Gesangspart widmen; was sich ausgeprochen positiv auf das Gesamtkonzept auswirkt, rezitiert der gute Glen doch diesmal eindeutig tiefer, böser und druckvoller seine Texte über Himmel und Hölle (mit Schwerpunkt auf letzterer), als man es von DEICIDE gewohnt ist.
Was die Produktion von "Dechristianize" anbelangt, bleiben nur wenig Wünsche offen. Alle Intrumente sind einwandfrei zu hören und kommen gesondert zur Geltung. Insgesamt wirkt die CD auch klangtechnisch sehr homogen, da keines der Instrumente (unbeabsichtigt) in den Vordergrund tritt, allerdings hat der Bass augenscheinlich ein bisschen zu wenig Aufmerksamkeit seitens des Mischers bekommen. Ansonsten passt alles bis ins kleinste Detail und somit kommt die Scheibe genau so brachial und finster daher, wie es ihr zusteht. Auf jeden Fall ist das Album ob seiner Komplexizität und angesichts der gebotenen musikalischen Leistung ein Maßstab, an den etablierte Truppen wie NILE oder HATE ETERNAL erst einmal herankommen müssen. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob es VITAL REMAINS auch live gelingt diese Ausgeburt an Technik und Geschwindigkeit überzeugend zu entfesseln. "Dechristianize" ist auf jeden Fall ein Ohrenschmaus für all jene, die sich für kompromisslosen Ami-Death Metal begeistern können und die CD hat durch das "gewisse Etwas" sicher das Potential, auch Skeptiker zu überzeugen. Reinhören lohnt sich auf jeden Fall!

www.vitalremains.com


7 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Let The Killing Begin
2. Dechristianize
3. Infidel
4. Devoured Elysium
5. Savior To None...Failure For All
6. Unleash Hell
7. Rush Of Deliverance
8. At War With God
9. Entwined By Vengeance
Gesamtspielzeit: 60:40

Christoph
Weitere Beiträge von Christoph

Weitere Beiträge über VITAL REMAINS

CD-Bewertung
12 Stimme(n)
Durchschnitt: 5.42
[LESERCHARTS]
Deine Bewertung:
  



War diese Kritik hilfreich?
6 Stimme(n)
Durchschnitt: 5.33
Deine Bewertung:
  



7 bereits abgegebene Kommentare


Beitrag vom 31.08.2003
Zurück


Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: