Im Westen nichts Neues: Weiterhin beschränkt sich das Gros der spanischen Metal-Bands im Schlepptau der leidlich erfolgreichen TIERRA SANTA darauf, flotten, melodischen Metal ohne jegliche Experimente zu zocken, exakt wie die gesamte italienische Szene es vorexerziert hat. Wirkliche Impulse werden dem Genre hauptsächlich und nach wie vor von deutschen Formationen wie ANGEL DUST, BRAINSTORM und EDGUY verliehen. Die Masche das ganze in der Landessprache vorzutragen, verliert so langsam aber sicher ebenfalls an Reiz. Auch die Veteranen von LUJURIA gehören zur traditionalistischen Fraktion der Jünger HELLOWEENs („Se Acerquen A Mi“), SYMPHONY Xs („Dejad Que Los Ninos“) und früher RHAPSODY („Impotencia Criminal“), lassen allerdings vereinzelt Raum für gelegentliche Klassikzitate („Mozart Y Salieri“ / „Impotencia Criminal“) oder verhaltene Folkelemente („Levantate Y Anda“), was „El Poder Del Deseo“ im Endeffekt jedoch auch nicht rettet. „Las Orgias De Ramses El Grande“ mit TIERRA SANTA-Sangesknaben Angel zu teilen, bedeutet für LUJURIA-Shouter Sancho ein krasses Eigentor, da dieser ihn locker an die Wand singt, ganz im Gegensatz zur DARK MOOR-Heulsuse Elisa, die auf Track drei rumnervt. Apropos nerven: Den Keyboards sollte verboten werden solche Soli zu verbrechen. Dementsprechend stellt der relativ coole Hardrocker „Joda A Quien Joda“ den besten Song des Albums dar, weil sich gerade hier die Keyboards in Zurückhaltung üben. Von einer Band, die bereits fünf Scheiben raus hat, darf guten Gewissens mehr Eigenständigkeit erwartet werden.