DIVINE RAPTURE - The Burning Passion
Label: Listenable Records
Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich Mitte der Neunziger - damals noch unerfahren und kurzhaarig - im Plattenladen meines Vertrauens nichts ahnend nach "Altars Of Madness", dem Debüt der mittlerweile zur Kultpartie herangereiften Todesengel gegriffen habe und erst einmal minutenlang auf das Covermotiv fixiert war, bevor ich mir auch den musikalischen Part jenes Albums zu Gemüte führte. Jeder, der mit den Werken MORBID ANGELs vertraut ist, wird sich wohl meine Reaktion vorstellen und durchaus nachvollziehen können, hat man doch damals - in den guten alten Zeiten - nicht viel anders reagiert. Viel hat sich seit je her getan, und auch im Hause MORBID ANGEL blieb nicht unbedingt alles beim Alten, auch wenn sich die Chtuhlu-Fetischisten auch heute noch durchaus zu den Toppartien der amerikanischen Szene zählen dürfen.
So mancher wird sich jetzt berechtigterweise fragen, was all dies mit dem mir hier vorliegenden Debüt DIVINE RAPTUREs zu tun hat, jedoch will ich dies mit einer Gegenfrage beantworten: Was brachte "Altars Of Madness" jenen Kultstatus ein, den es heute besitzt? Nun, zum ersten war es sicher der wegweisende Aspekt, war die Spielrichtung Death Metal immerhin gerade erst am Entstehen und umfasste nur ein geringes Spektrum an Vertretern - zum zweiten waren es aber auch die musikalischen Leistungen der einzelnen Musiker, ein (zumindest anfangs) innovatives Konzept sowie für die damalige Zeit vollkommen irre Songstrukturen, die MORBID ANGEL den Weg ebneten. Heute mögen jene Verkaufsargumente vielleicht nicht mehr für einen derartigen Ansturm ausreichen, sind aber auch heute noch für das anspruchsvolle Groß der Szene der ausschlaggebende Punkt für die Entscheidung zwischen Kauf und Nichtkauf einer Veröffentlichung: Technische Ausgefeiltheit, Kreativität und Ideenreichtum, Abwechslung, sowie Innovation in zumindest geringen Maßen.
Heute mittlerweile selbst einzeln zur Rarität geworden, vereint gerade "The Burning Passion" sämtliche angeführten Charakteristiken innerhalb gut durchdachter Minuten und liefert vielleicht bereits per ersten September jenes Album ab, das man sich vielleicht als Nachfolger zu "Gateways To Annihilation" wünschen würde.
Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass bereits das erste Demo der Band von niemand geringerem als Erik Rutan (u.a. ex-MORBID ANGEL, HATE ETERNAL) persönlich produziert wurde, DIVINE RAPTURE bereits auf Tributalben an MORBID ANGEL ("World Of Shit") und DEATH ("Pull The Plug") vertreten waren und umgehend in die fürsorglichen Hände von Listenable Records aufgenommen wurden. Noch weniger verwunderlich ist es, dass DIVINE RAPTURE in den Staaten bereits einen mehr als guten Ruf genießen, was auch dazu führte, dass Ur-Drummer Justin DiPinto nach dem Ausstieg von Dave Culross von MALEVOLENT CREATION abgeworben wurde. Kurzum: "The Burning Passion" stellt den optimalen Brückenschlag zwischen "Altars Of Madness" und "Domination" dar, vereint gekonnt brachiale Momente sowie melancholische Instrumentalpassagen, wie wir es bereits von MORBID ANGEL gewohnt sind, stehen jedoch trotz alledem mit beiden Beiden auf eigenem Terrain und bieten somit sämtlichen Urpartien gehörig Konkurrenz.
Auf "The Burning Passion" präsentiert sich das Quartett technisch ausgefeilt und weiß trotz wirrer Soliarbeit nie den roten Faden zu verlieren, driftet somit zu keinem Zeitpunkt in unerträgliche Gefilde ab und sticht trotz oder gerade wegen der Orientierung an den alten Werten aus der Masse heraus. DIVINE RAPTURE sind ohne Zweifel eine Band par exellence, welche hierauf nicht nur technisch überragende Arbeit leisten, sondern bereits auf dem ersten Longplayer zwischen sinnvollen und unnötigen Songelementen unterscheiden können.
Die Produktion tut - wie bei Listenable Records gewohnt - ihr übrigens, um dem bereits überaus starken Songmaterial eine Qualitätsstufe höher zu helfen: Differenziert produziert, wuchtig, aber dennoch bewusst ohne übermäßige Effekthascherei abgemischt verleiht auch die Produktion der Band einen eigenen Charakter und lässt selbst die bereits auf der von Erik Rutan produzierten Mini veröffentlichten Stücke ("Affliction Of Faith", "Funeral Mist" sowie "My Demon, Your Dove") um einiges besser erscheinen.
Einzig und allein mit dem zu künstlich geratenen Artwork kann ich mich nicht vollkommen anfreunden, aber angesichts der musikalischen Leistung, die hierauf geboten wird, sei dies vergeben und vergessen.

www.divinerapture.net


6.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. The Kindling
2. Your Time Has Come
3. Severed
4. My Demon, Your Dove
5. The Deifying, The Sorrow, The Awakening
6. Funeral Mist
7. Affliction Of Faith
8. Black Moon Harvest
9. Spirit Storm Serenade
10. No Future, No Past
11. The Smothering
Gesamtspielzeit: 39:38

Macabre
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Beitrag vom 13.08.2003
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