SKINLESS (USA) - From Sacrifice To Survival
Label: Relapse Records
Heutzutage gibt es unzählige Veröffentlichungen, die gleich im vorhinein Fragen aufwerfen - sei es die Frage nach dem Sinn jener Publikmachung (unzählige Best Of- oder Live-Zusammenschnitte, zahlreiche Limited Editions von ein und dem selben Album,...), nach dem Preis/Leistungs-Verhältnis (insbesondere anbetrachts kurzer Spielzeit) oder auch folgende Frage, die sich unweigerlich beim Hören des neuen SKINLESS-Outputs - "From Sacrifice To Survival" - ergibt: Gibt es menschliche Wesen, die noch unbarmherziger, noch gnadenloser, noch brachialer das Trommelfell malträtieren können, als hierauf geboten?
Ohne weitere Abschweifungen kann man jene Frage getrost mit einem deutlichen "Ja!" beantworten - es gibt tatsächlich Partien, die noch schneller und chaotischer ihre Kreationen darbieten, nur wohl keine, die es versteht, jene auch mit einem gewissen Maß an Abwechslung, Harmonie und vor allem Eingängigkeit zu versetzen. SKINLESS gelten seit der Veröffentlichung von "Progression Towards Evil" nicht nur zu einer der gnadenlosesten, sondern auch besten und innovativsten Death Metal-Bands der amerikanischen Szene. Gnadenlos deshalb, weil die Ostküstler es stets verstanden, ohne jegliche Kompromisse zu agieren - brachial und unbarmherzig, kein Song, welcher nicht die menschenmöglichen Grenzen auszuloten versuchte und diese sogar durchbrach. Dennoch: Selbst als die Band noch in Kinderschuhen steckte, war eindeutig zu bemerken, dass sämtliche Mitstreiter ihr Handwerk verstehen. Aller Brachialität zum Trotz versank man nie in primitivem, unausgegorenem Chaos und setzte sogar - und daher "innovativ" - vermehrt auf doomlastige, schwerfällige, grooveorientierte Passagen, während ein Großteil der Kollegschaft einer Maschine gleich immer schneller zu agieren trachtete.
Letzter Punkt hat sich jedoch mit dem mir hier vorliegenden dritten Longplayer geringfügig geändert - hinterm Schlagwerk nahm als Ersatz für den ausgestiegenen Bob Beaulac niemand geringerer als Ex-ANGEL CORPSE/ORIGIN-Maschine John Longsreth Platz, und es scheint ganz so, als könne der Gute überhaupt nicht langsam spielen! ANGEL CORPSE waren ja schon beileibe keine zaghafte Partie, und wer ORIGIN kennt, weiß, dass ein permanenter sechzehntel-Takt nicht unbedingt das Limit für einen Drummer sein muss. Bei SKINLESS wird zwar nach wie vor nicht ein derart extremes, dennoch technisch hervorragendes (wenn auch unkontrolliertes) Chaos wie bei ORIGIN abgeliefert, man hat aber dennoch im Vergleich zum Vorgänger "Foreshadowing Our Demise" um einige Geschwindigkeitsstufen hochgeschaltet und setzt diesmal unglücklicherweise weitaus seltener auf jene berühmten Doom-Passagen, welche SKINLESS bisher ausgezeichnet haben.
Nichtsdestotrotz: Das Quartett beweist einmal mehr, wie brachialer, aber zugleich technisch ausgefeilter Death Metal zu klingen hat, und auch in Punkto Songwriting und Abwechslung hat man diesmal noch ein Schäufelchen nachlegen können, wenn auch die bedrohliche Schwerfälligkeit älterer Stücke diesmal zugunsten einiger Ausbrüche in Richtung ORIGIN etwas beschnitten wurde.
Dennoch ist auch der dritte Longplayer eine eindrucksvolle Demonstration des etwas anderen Todmetalls, insbesondere Sherwoods Stimme weiß nach wie vor Unheil über die komplette Hörerschaft zu bringen.
Ein weiterer positiver Aspekt dieses Albums liegt auch in den lyrischen Ergüssen begründet - während ein Großteil der Genrekollegen nach wie vor auf Gore- und Splatter-Fantasien setzt, wissen SKINLESS nach wie vor vorwiegend Texte mit sozialkritischen Inhalt abzuliefern. Das Wichtigste ist natürlich trotzdem die Musik, und die wurde von Starproduzent Neil Kernon (unter anderem CANNIBAL CORPSE, MACABRE, NEVERMORE) einerseits recht modern, andererseits mit ordentlich old-school-mäßig bratendem Gitarrensound in Szene gesetzt. Einziger weiterer Kritikpunkt: Ein derart lächerlich dahin geklatschtes Cover habe ich schon lange nicht mehr gesehen - und gerade von einer Partie wie SKINLESS (man betrachte jenes Artwork von "Foreshadowing Our Demise") hätte ich mehr erwartet, aber nun gut.
Mit dem zusätzlichen Schmankerl eines hervorragend zusammengeschnittenen Promo-Trailers der geplanten DVD-Veröffentlichung aus dem Hause SKINLESS geht sich somit - trotz miesem Artwork und teilweise stark überhöhter Geschwindigkeit - gerade noch eine Punktezahl im obersten Bereich aus.

www.4skinless.com


5.5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. The Front Line Of Sanity
2. Escalate Discord
3. Deathwork
4. A False Sense Of Security
5. From Sacrifice To Survival
6. Battle Perpetual Will
7. Miscreant
8. Dead Conscience
9. Don´t Risk Infection
Gesamtspielzeit: 36:32

Macabre
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Beitrag vom 29.07.2003
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