Gleich der Opener der Platte „File Under Black“ läßt erkennen, in welchen Gefilden sich die vierköpfige Musikertruppe NONE MORE BLACK bewegt: Punkrock, offen, direkt und ehrlich.
Für die heutige Punkgeneration ungewöhnlich nah an den Urgesteinen wie zum Beispiel den SEX PISTOLS oder THE CLASH, schwimmen sie nicht auf der punkigen Mainstreamwelle mit, was zum einen natürlich reizvoll ist, aber auch so manches vermissen läßt. War Punkrock in früheren Zeiten noch ein energiegeladenes und emotionales drei Akkorde Schrammeln, so sind NONE MORE BLACK im Arrangement ihrer Lieder doch etwas komplexer: viele Hooklines und Akkordwechsel und Breaks. Die Tatsache, daß die fünf Jungs aus den U.S.A. das Album nicht instrumental überladen (vor allem keine Gitarrenüberschwemmung wie man sie unter anderem von GOLDFINGER kennt) und auch im mehrstimmigen Gesang nicht gewütet haben, läßt den Sound offen und transparent erscheinen und bringt mit sich, daß die Platte aufnahmetechnisch sicherlich ein echtes Highlight ist, führt aber dazu, daß eingängige Melodien kaum einen Platz für ihre Entfaltung finden, und „File Under Black“ klanglich (nicht klangtechnisch) eben eher an ältere Punkrockalben erinnert. Die rauhe und phasenweise kratzige Stimme des Sängers Jason ist vielleicht gewöhnungsbedürftig, dafür aber sehr markant und reizvoll.
Insgesamt betrachtet gefällt mir die Platte recht gut, auch wenn der Funke nicht gänzlich übergesprungen ist und so richtige Ohrwürmer nicht zu finden sind, was wahrscheinlich auf die sehr direkte und wenig verschnörkselte Musik zurückzuführen ist. Wer also vorzugsweise „neo-punk“, wie ihn beispielsweise GREEN DAY oder THE OFFSPRING machen, hört, der wird mit „File Under Black“ von NONE MORE BLACK nicht so recht glücklich werden.
Reinhören zahlt sich aber auf jeden Fall aus.