WHISPERS IN THE SHADOW - Everything You Knew Was Wrong
Label: Trisol / Sad Eyes
Ich habe so meine Vorurteile gegenüber Gothic oder Dark Wave: Schwachbrüstige Produktionen, schlappe Drumcomputer, untalentierte Sänger, peinliche Texte, usw. usf. Vergleichsweise selten trifft der neutrale Hörer in dieser Szene auf substanzvolles…

WHISPERS IN THE SHADOW scheinen dies mit der Zeit auch bemerkt zu haben: Das Songwriting erfuhr innerhalb der bisher veröffentlichten vier Alben eine Evolution vom bloßen THE CURE-Plagiat zu alternativen, synthielastigen Songstrukturen mit progressiv-psychedelischen Tendenzen, mittlerweile agiert ein organischer Drummer und der Sound dieser amtlichen Doppel-CD Bestandsaufnahme ist fantastisch, egal ob Live (CD1) oder Best Of & Demo (CD2): Die Produktion ist jederzeit dynamisch und fett. Dazu eine Randnotiz: Im Booklet steht (hervorgehoben) geschrieben „CONTAINS NO OVERDUBS“. Gut, denke ich mir, stimmt wohl, vom Publikum ist tatsächlich fast nix zu hören. Aber wenn ich dann bei Amazon in einer Fan-Rezi lesen muss: „Schade nur, dass beim Applaus ordentlich dazugemischt wurde, soviel Lärm haben wir 30 Groupies nämlich nicht gemacht“, frage ich mich, was letztes Jahr im Planet Music wirklich los war.

Einerlei: „Everything You Knew Was Wrong” ist absolut konsumentenfreundlich: Die Liveaufnahmen bestehen hauptsächlich aus Tracks des letzten Albums „Permanent Illusions“ und des Vorgängers „A Taste Of Decay“, während die zweite CD als kleine Retrospektive aus Songs der ersten beiden Alben plus diverse Demos (die von DEAD CAN DANCE Produzent John Rivers aufpoliert wurden) durchgeht. Die vier Lieder des 1997er Debuts „Laudanum“ lösen sich kompositorisch leider nie großartig vom großen Bruder THE CURE zur „Disintegration“-Phase, eine Unterscheidung beider Bands ist nur durch den uninteressanten Gesang Ashley Dayours möglich, der jedoch dankenswerterweise nicht versucht Robert Smith zu kopieren. Die Beiträge der „November“-Scheibe hauen stilistisch in dieselbe Kerbe, sind allerdings noch elegischer. „A Taste Of Decay“ ist da deutlich vielschichtiger, weil sich die Band ein Stück weit Richtung Rock bewegt. „Permanent Illusions“ schließlich ist ein zeitlos gutes Wave-Album mit breit gefächerten Einflüssen, einer originellen Konzeptstory und einer Atmosphäre, die irgendwie an THE DOORS erinnert.


www.noizeart.com


5 von 7 Punkten

Tracklist:
1. CD1 - Waste
2. Nothing Stays Forever
3. Pandora’s Calling
4. Drowning Like The Moon
5. A Taste Of Decay
6. Zero Men
7. Permanent Illuions (Part 1)
8. Permanent Illuions (Part 2)
9. Permanent Illuions (Part 3)
10. A Song For The Radio (extd.vers.)
11. CD2 - No Colours
12. The Night Turns
13. Rain
14. Found
15. Train
16. Never Go
17. The Green Blue Dream
18. November (live 98)
19. Old Days (demo 97)
20. Child (demo 97)
21. Falling (demo 97)
22. Berlin Instrumental No.1 (demo 97)
Gesamtspielzeit: 122:38

Tobias
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Beitrag vom 06.07.2003
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