LIVE - Birds Of Pray
Label: Mca Record (universal)
LIVE bleibt weiterhin die Band für gewisse Momente. Die Momente, in denen man kurz in sich einkehrt, mitten im Getümmel der Welt, nur kurz nach innen schaut, Eindrücke verarbeitet und aufleuchtet, weil man wieder einmal gelernt hat, wie wichtig es ist, die kleinen sublimen Zufälle und Begebenheiten zu schätzen.
Man kennt das ja aus der Vergangenheit. Bei Songs wie “All Over You”, "Lakinis Juice”, “The Dolphins Cry” bekommt man noch Jahre nach ihrer Veröffentlichung Gänsehaut und leuchtet innerlich wie eine 100-Watt-Birne.
“I don’t need no heaven/I look at my daughter and I believe/I don’t need no proof when it comes to god and truth” singt Ed Kowalcyk im “Birds Of Pray”-Opener “Heaven” und man weiß, dass er wieder einmal eine Erfahrung gemacht hat, die er mit uns in einem Song teilt. Musikalisch erinnert “Heaven” dabei stark an das Material auf “The Distance From Here”, ähnlich auch der nächste Song “She”. Wer beim dritten Song “The Sanctity Of Dreams” dann endgültig genug hat von der Eigenkopie (hier geht’s etwas flotter zu Werke, die rockigeren Nummern von “Throwing Copper” lassen grüßen), sollte dennoch weiterhören, denn alles was danach kommt, ist nicht mehr ganz so leicht den zwei bisher genannten Alben aus der Vergangenheit LIVEs zuzuordnen. Allerdings sollte man es sich mit dem Weiterhören überlegen, wenn man sich eine Steigerung der Qualität erhofft.
Man hat ab “Run Away” den Eindruck, als hätte das Quartett wie bei jedem seiner Alben versucht, sich in eine andere Richtung weiterzuentwickeln, anders als bei den bisherigen ist das hier aber nicht gelungen. Warum? Ich weiß es nicht, aber ich unterstelle der Band einfach mal, dass bei den vorigen Alben die Weiterentwicklung einfach da war und daher aus dem Herzen kam, während “Birds Of Pray” irgendwie uninspiriert wirkt. Da ist es fast schon eine Ironie, dass die Nummern, die am ehesten an ältere Werke erinnern, die besten geworden sind.
Der Geschmack, den “Birds Of Pray” hinterlässt, ist ein verwässerter. Die einst als die legitimen Nachfolger R.E.M.s gefeierten Alternative Rock-Superstars scheinen gezwungen worden zu sein, ein Album aufzunehmen. “Aber bitte mit so Hits wie bei der anderen Plattenfirma”, werden die Bosse wohl gesagt haben und LIVE werden sich gedacht haben: “Ja, aber wir müssen uns auch ein bisschen verändern, sonst sind wir nicht LIVE und vielleicht könnten wir ja so in die... hm... ja keine Ahnung, in irgendeine andere Richtung halt, gehen”. Rausgekommen ist eine Veröffentlichung, die gerne so gefühlsintensiv wäre wie die letzten drei Alben, dies aber trotz guten Songmaterials nie schafft.


www.friendsoflive.com


4 von 7 Punkten

Tracklist:
1. Heaven
2. The Sanctity Of Dreams
3. Run Away
4. Life Marches On
5. Like I Do
6. Sweet Release
7. Everytime I See Your Face
8. Lighthouse
9. River Town
10. Out To Cry
11. Bring The People Together
12. What Are We Fighting For?
Gesamtspielzeit: 44:28

Kronos
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Beitrag vom 18.06.2003
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