Der Vorgänger zu dieser im Proberaum aufgenommenen Promo-CD hieß “Hard Blues 1” und dieser Titel verrät schon ein wenig über die Marschrichtung, die die Berliner BELLGRAVE eingeschlagen haben: Nicht, dass es hier Blues zu hören gäbe, aber man teilt das Musikverständnis mit Bands wie ENTOMBED oder TRANSPORT LEAGUE. Das heißt, man hat kein Problem damit, harten Metal mit einem fiesen Rock’n’Roll-Feeling zu kombinieren. Was dabei rauskommt, hat Wiedererkennungswert und Melodie, rockt dabei aber rau und urwüchsig und ist vielleicht nicht ganz so sperrig wie das Material der zwei vorhin genannten Bands, denn man bringt auch melancholische Einflüsse wie ältere PARADISE LOST mit ein.
Klingt eigentlich recht nett, doch trotzdem gibt es ein paar Mängel zu vermelden, deren Ursprung wohl eher in der Produktion als bei der Band zu suchen ist.
Der Gitarrensound ist für meinen Geschmack etwas zu schwachbrüstig, andererseits musste ich aufhorchen, als beim letzten Track ein lässig hingerocktes Gitarrensolo in einem echt tollen Soundgewand daherkam, ich glaube also nicht, dass die zwei Gitarreros keinen guten Sound hinbekommen, sondern dieser einfach nur bei der Aufnahme dieses Proberaumdemos ein wenig auf der Strecke geblieben ist.
Weiters kann ich mit einem Stilmittel, das dann und wann auftaucht, nicht all zuviel anfangen. Bei diesem Stilmittel handelt es sich um Offbeat-Betonungen, die zum Beispiel beim Opener “The Things called never changed” songprägend sind. Das gibt zwar eine eigene Note, ist aber halt einfach nicht das meine.
Und zu guter letzt möchte ich noch ein wenig über etwas meckern, das wahrscheinlich mit dem Gitarrensound zusammenhängt. Ein Song wie “A Place For Sale” ist hier vielleicht ein gutes Beispiel, nicht nur für das angesprochene Problem sondern für das ganze Album: wir haben hier eine eingängige und toll vorgetragene Gesangsmelodie im Refrain, ein gutes wenn auch nicht überwältigendes oder besonders innovatives Riff, das den Song dominiert und einen dynamischen Aufbau, der - und hier liegt das Problem - allerdings leider nicht so gut zum Klingen gebracht wird, wie es wünschenswert wäre. Das wohl größte Manko dieser CD ist somit wohl, dass die Dynamik der Songs besser herauszuhören sein müsste. Aber auch hier bin ich überzeugt, dass BELLGRAVE das mit einer besseren Produktion oder live in den Griff bekommen.